Nachrichten über die früheren Pfarrer von Weingarten
Aus der Kirchenzeitung 1935 A. ff.

R. I. P.


Von der Mission 1733 unter P. Eschenbrender und Tilmann Hoffschlags langes Wirken

So kam denn auch die Mission in dem genannten Jahre 1733 auch hierher nach Weingarten. Wahrscheinlich unter P. Eschenbrender, der, wie wir bereits gehört haben, so erfolgreich an der Ahr gewirkt hatte, einer der vorzüglichsten Missionare des Ordens. Über dieselbe lesen wir in einem der vielen dicken Bände mit den handschriftlichen Aufzeichnungen über die Jesuitenmission in der Kölner Stadtbibliothek. In Weingarten unterhalb Münstereifel hat der Missionar noch - gegen Ende des Jahres - neun Tage mit größter Anstrengung gearbeitet und glaubt, die Früchte, die er erwarten konnte, geerntet zu haben. Der gnädige Herr von Pützfeld - von der Kirspenicher Burg mit seiner Gattin und mehrere andere Herren fehlten kaum jemals bei einer Predigt: durch deren Beispiel wunderbar angefeuert, konnte das Volk sich kaum satt genug am Worte Gottes hören. Auch bekunden verschiedene Pfarrer ihren Eifer, indem sie ihre Schäflein fast täglich unter Gesang und Gebet herbeiführten. Insbesondere ist in dem Berichte die Rede von mancherlei Aberglaube, über den alt und jung belehrt worden seien; derselbe bestand in der Übergießung der Füße eines bereits arg von Wurmfraß zermorschten Kreuzbildes mit Wasser, das dann als heilkräftig bis dahin bei fast allen Krankheiten angewandt worden war; außerdem pflegte man dasselbe zu Ehren der fünf Wunden mit Nadeln zu zerstechen, solche Stiche konnte man noch bis an tausend ungefähr zählen. Zum Schlusse der Mission habe dann der Pfarrer seinem Bedauern Ausdruck gegeben, daß die Pfarrgemeinde solange die Früchte einer solchen Mission entbehrt haben.

Wenn in diesem Berichte auch nicht die Rede von jenen oben geschilderten außerordentlichen Kundgebungen ist, so ist kein Zweifel, daß diese erste Mission vom Jahre 1733 sehr segensreich für die Pfarre gewesen ist. Das geht auch daraus hervor, daß der greise Pfarrer noch zweimal, 1743 in seinem 85.! und 1752 in seinem 94.! Lebensjahre seiner Pfarre die Wohltat einer Mission verschafft hat. Über dieselben wissen wir allerdings nur das eine, daß im Jahre 1743 unter zahlreicher Beteiligung begonnen, aber dann durch die Einquartierung von Militär die Fortführung gehindert wurde. Bei diesem Missionseifer des nachgerade zu patriarchalischen alter gelangten Herrn leitete ihn gewiß auch der Wunsch, daß dieselbe ergänzen möge, was er etwa infolge Gebrechlichkeit in der Pastoration versäumen möchte. Daß er allerdings auch mit 92 Jahren noch den Hirtenstab zu führen wußte, geht aus folgender Notiz über die Kirchenrechnung 1750 hervor:

Am Frohnleichnamstage waren von dem Kirchenchor und seinen Gästen 30 Quart Getränk, außerdem noch vom Allerseelentage 9 Quart in Rechnung gebracht worden. Gegen den Mißbrauch des Allerseelengelags protestiert nun Herr Pastor Hoffschlag, daß inskünftig nicht mehr so sollen Verzehrung und Kösten gemacht werden. Selber schreibt er von sich in der Rüstigkeit seines Alters: „dahier in de Pfahr zeit seiner Residierung seinen Dhienst voll beobachtet biß hiehin anno 1746; seinen zeitlichen Hintrit kan beygeschrieben werden“. Abe dieser Zeitpunkt kam sobald noch nicht: bis 1753 findet sich noch immer seine Unterschrift im Rechnungsbuche. Aber schließlich ging es doch nicht mehr. Schon im Jahre vorher hatte er sich vom Breviergebete wegen zunehmender Erblindung dispensieren lassen; so legte er denn am 30. Mai 1754, an welchem Tage er sein 40jähriges Ortsjubiläum als Pfarrer feier durfte, im Alter von 95 Jahren sein Amt nieder. Es war für den ehrwürdigen Priestergreis sicher eine große Anerkennung und Freude, daß vom Hl. Vater selber, Papst Benedikt XIV., sein geistlicher Neffe und zugleich Pate zu seinem Nachfolger ernannt wurde. Noch weitere fünf Lebensjahre wurden ihm geschenkt, bis auch er am 4. Dezember 1758, am St. Barbaratage, gottselig entschlief und, um einen von ihm über seine Vorgänger oft gebrauchten Ausdruck auf ihn selber anzuwenden, die Verbesserung auf die himmlische Heimat annahm - vigilans pastor, ein wachsamer Seelenhirte, wie ihn seine Sterbeurkunde nennt.

Er starb in seinem 100. Lebensjahre und im 76. Jahre seines Priestertums. Mit seiner Gemeinde hat er, soviel ich sehe, keine andere Differenz gehabt, als daß er das damals 4 ½ Morgen betragende Kirchenland, wie es schon sein Bruder Hubert getan hatte, für sich weiter benutzt hat, anstatt dasselbe vorschriftsmäßig öffentlich ausstellen zu lassen. Es war das in Anbetracht des gar geringen Einkommens des Pfarrers wohl von den Kirchenmeistern stillschweigend geduldet worden; auf eine Beschwere hin wurde aber bestimmt, daß die Kirchengüter „vor dem Kirchhof unter der Linden“ öffentlich verpachtet werden sollten. Es scheint jedoch die Verpachtung es beim Alten belassen zu haben. Gleich seinen Brüdern hat auch Herr Tilmann die Rosenkranzandacht gefördert und einen Viertelmorgen „auf der Heiden“ zum Küstereiland geschenkt, mit der Auflage, daß der Küster bei derselben auch die Lauretanische Litanei bete. Außerdem ist für ihn auch ein Jahrgedächtnis an der Pfarrkirche gestiftet, von dem jedoch die Urkunde fehlt. Pfarrer Tilmann Hoffschlag ist nach Dechant Boßhammer der zweite Pastor, von dem wir bestimmt wissen, daß er hier begraben liegt, obwohl wir dieses auch für Adam Ackermann, für den ebenfalls ein Jahrgedächtnis gestiftet ist, annehmen dürfen, - Weingarten begrub seinen verehrungswürdigen Pfarrer auf dem Chore vor dem Hochaltar.

R.I.P

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