Pfarrer Nikola Reinartz
von Hans Peter Schiffer


„Stiller Herrgottswinkel“

Wer in der Historischen Kreisbibliothek bei der Kreisverwaltung Euskirchen Bücher zu Studium der Heimatgeschichte ausleiht, trifft sehr häufig auf den Namen des ehemaligen Besitzers dieser Bücher. Es ist Pfarrer Nikola Reinartz, der seine Bibliothek heimatkundlicher Werke dem Kreis Euskirchen schenkte.

Nikola Reinartz, 1874 in Kall-Heistert geboren, studierte nach Gymnasialjahren in Münstereifel in Innsbruck, Freiburg und Bonn Theologie und wurde 1899 in Köln zum Priester geweiht. Seine Gesundheit war nicht die beste, so daß er sich im Süden aufhalten muße und am Gardasee als Kurgeistlicher tätig war. Nachdem er in Eiserfey und an der Volksheilstätte in Mönchengladbach als Seelsorger gewirkt hatte, wurde er 1919 Pfarrer in Kreuzweingarten bei Euskirchen, wo er 30 Jahre im Amt blieb. Pfarrer Reinartz machte sich als Heimatforscher um die Eifel verdient. Zu seinen bekanntesten Schriften gehören: „Die Jülicher Bergbeamten im Wildbann Kall“, „Neues zu Romantik und Geschichte des Feytales“, „Alte Kirche zu Hellenthal, eine Steinfelder Klostergründung um 1098“, „Das Leichenbegängnis des Grafen Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden 1551“, „Stolzenburg und Dalbenden“, „Beziehungen des Jülichschen Herzoghauses zum Kloster Mariawald“, „Steinfeld, das 'Bergmannskloster' der Eifel und die Walonische Einwanderung“, „Servatius Hyrt, Pastor in Schleiden 1533 - 1569“ und „Die alten Glasgemälde aus dem Kreuzgang der Abtei Steinfeld“.

Neben volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Untersuchungen gelang es Pfarrer Reinartz im Jahre 1908, in der englischen Schloßkapelle zu Aschridge Park einen Teil der alten Glasgemälde aus dem Kreuzgang der Abtei Steinfeld zu finden, die 1802 wie so manche Kunstgüter aus Kirchen und Klöstern der Eifel versteigert und verschleudert worden waren.

Seine eigenstes Forschungsgebiet in Verbindung mit den Glasmalereien im Steinfelder Kreuzgang sind die Feststellungen der zahlreichen Stifter der Fenster. So fand er Stifter aus Ahrweiler, Reichenstein, Olef, Schleiden, Monschau, Zülpich, Füssenich, Münstereifel und Steinfeld (Äbte). Als Familienforscher konnte Nikola Reinartz am Namen seiner Mutter, die Pünder hieß, nachweisen, daß viele Eifeler Familiennamen aus der Bezeichnung einer ausgeübten Beschäftigung oder aus einem durchgeführten Amt entstanden sind. Aus dem „Weißthum des Bergrechts bei dem Bleyberg zu Call“ aus dem Jahre 1494, aus Kirchenbüchern und Urkunden, von Grabsteinen, Hausbalken und Herdplatten hat Nikola Reinartz viele Zusammenhänge für die Geschichte der Familie Pünder im ehemaligen Kreis Schleiden erforschen können. Im 80. Lebensjahr ist Pfarrer Nikola Reinartz im Jahre 1954 in Kreuzweingarten gestorben. An der früheren Epistelseite der Chorwand der dortigen Kirche befindet sich das Grab des Eifeler Heimatforschers, eine Stelle, die er sich selbst als „stiller Herrgottswinkel“ ausgesucht hatte. Die Gemeinde Kall hat zur Erinnerung an Nikola Reinartz eine Straße mit seinem Namen benannt.

Archiv Reiner Krause
Edition Woenge.de 24.2.3003 - H.K.

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