Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Der Ein- und Ausgang - Die immerwährende Hilfe











Die schwere Eingangstür aus Eiche dürfte aus dem 17. Jahrhundert stammen. Nicht jeder übt den nötigen Druck aus, damit die Klinke die Tür öffnet. Manche meinen resigniert, daß auch hier die Tür verschlossen sei wie bei vielen anderen Kirchen. Die geöffnete Tür gibt den Weg frei in unsere uralte Kirche. Der Vorbau stammt allerdings aus diesem Jahrhundert. Die Treppe zur Orgelempore ist versetzt worden und lag ursprünglich in der Kirche. Auch die Treppe stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Bevor man die Flügeltür aus den zwanziger Jahren öffnet, nimmt jeder fromme Kirchenbesucher etwas Weihwasser und schlägt andächtig ein Kreuz mit dem geweihten Wasser. Die Erinnerung an die Taufe sollte an dieser Stelle neu geweckt werden: "Ich bin getauft und Gott geweiht", so singen wir in einem schönen Kirchenlied. Das Weihwasserbecken ist 1923 angefertigt worden. Der Stil paßt nicht recht zur Kirche. Das ist an dieser Stelle aber nicht wichtig. Passend jedoch die Zeichen, die dort auf die Säule gesetzt wurden: Die Buchstaben P, F, S und S sind an die Eckpunkte eines Kreuzes angebracht und weisen auf die Dreifaltigkeit Gottes hin, die wir anrufen, wenn wir uns mit dem Weihwasser segnen: "Pater, Filius, Spiritus Sanctus."

Seit Frühjahr 1995 ist eine alte Bruchstelle von der Kirche zum Kabäuschen benutzt worden, um daraus einen Durchgang zum neuen Beichtraum zu machen. So ist in dem kleinen Eingangsraum eine Wand entstanden, wo vorher eine Tür zum Abstellraum führte. Schon immer träumte ich von dieser Lösung, denn hier endlich konnte ein Bild hingehängt werden, das sich früher zwar in der Kirche befand, als das Seitenschiff noch nicht durch Pfr. Reinartz' Initiative in die Kirche integriert worden war, das aber nicht gut an die alte Stelle am dicken Pfeiler in der Kirche passen würde. Auch sonst dürfte es schwierig sein, ein Muttergottesbild in die Kirche zu bringen, wo bereits vier Statuen von ihr stehen. Hier nun war der richtige Platz dafür hergerichtet worden. Von jetzt an werden oftmals Beter und Kirchenbesucher vor diesem Bild der Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe stehen und beten.

Immer!... Eine starke Sache. Zu welchen Dingen des Lebens sage ich eigentlich "immer"?

Der Atem geht immer, der Pulsschlag ist immer da. Das sind Beobachtungen über mein Leben. Ich fühle es ja. Wie steht es aber mit dem immerwährenden Gebet? Denke ich immer an Gott? Habe ich immer eine Beziehung zu ihm? Theoretisch ja, aber praktisch? Woran liegt es, daß wir so wenig in der immerwährenden Gegenwart Gottes leben? Ist unser Bewußtsein zu schwach? Was ist eigentlich die Grundlage für den, der immer an Gott denkt? Wie macht er das?

Solche und andere Gedanken gehen durch den Kopf. Ich habe ein Gebetbüchlein bei mir und lese den Klappentext auf der Rückseite. Interessante Zitate. Passen zu meinen Fragen:

"Viele von uns haben die Freude am Gebet entdeckt, die Freude daran, an Gott zu denken und ihn zu lieben, ihn gemeinsam zu loben und seinem Wort zuzuhören" (Johannes Paul II.).

"Nimm von mir, o Herr, diese Lauheit, diese kalte Art der Betrachtung und diese Stumpfheit, in der ich zu dir bete. Gib mir Wärme, Freude und geistige Wachheit in meinen Gedanken an dich" (Thomas Morus).

"Zuerst ein Stoßgebet, und dann noch eins, und noch eins..., bis einem das ungenügend erscheint, weil Worte unzureichend sind...: und man läßt der Vertrautheit mit Gott freien Lauf, ist bei ihm, schaut auf ihn, beständig und mühelos" (Josemaria Escrivá).

"Es bedarf nur einer kleinen Erhebung des Herzens zu ihm: 'Ich liebe dich. Gott, ich vertraue auf dich, ich glaube an dich, ich brauche dich jetzt'. Kleine Dinge wie diese. Das sind wunderbare Gebete" (Mutter Teresa).

Es braucht lange, bis ich diese Worte verinnerlicht habe. Das Wort Teresas trifft meine Situation: "Ich brauche dich jetzt, Immerwährende Hilfe!" Nie erschien mir die bekannte Darstellung der Immerwährenden Hilfe schöner. Unsere Kopie ist eine kunstvolle Malerei auf einfachem Holz. Der Strahlenkranz der Gottesmutter ist reliefartig hervorgehoben durch schöne Kristallteilchen. Die Kopie ist ziemlich wertvoll. 1987 hat sie Herr Frenz sehr gründlich und gekonnt restauriert. Die lkonendarstellung der Immerwährenden Hilfe ist das meistverbreitete und -verehrte Gnadenbild der Christenheit. Das Original befindet sich in der Kirche San Alfonso bei den Redemptoristen in Rom. Bei der Fahrt des Kirchenchores im Herbst 1991 waren wir in dieser Kirche in der Nähe von Santa Maria Maggiore. Das Original stammt wohl aus dem 15./16. Jahrhundert von einem Ikonenmaler aus Kreta. Das Kind klammert sich an den Daumen der Gottesmutter. Sein Blick erfaßt die Marterwerkzeuge, die die beiden Engel tragen.











Im Pfarrhaus hängt das Original des päpstlichen Schreibens zur Errichtung dieses Bildes in unserer Pfarrkirche. Die Übersetzung dieses Briefes ist unter dem Bild angebracht. Jeder kann beim Beten davor einen vollkommenen Ablaß gewinnen am Sonntag vor oder, bei Verhinderung, am Sonntag nach dem 24. Juni (Fest des hl. Johannes d. T.), wenn die entsprechenden Bedingungen erfüllt sind. Auch am Jahrestag der Errichtung kann ein solcher vollkommener Ablaß erlangt werden. Dieser ist auch anwendbar für die Verstorbenen. Leider wissen wir den Tag der Errichtung nicht. Vielleicht darf man dafür aber auch das Fest der Immerwährenden Hilfe nehmen: 27. Juni. Die Urkunde wurde ausgestellt von P.P. Leo XIII am 24. Januar im Jahre 1899. Das Bild ist nunmehr fast hundert Jahre alt.

Fast gedankenverloren tauche ich meine Finger in das Weihwasserbecken und denke bei mir: Wie gut, daß wir das Bild jetzt an dieser Stelle der Kirche haben anbringen können. Die Jugendlichen hatten ihre jährlichen Rosenkranzmeditationen im Oktober vor diesem Bild auf der Orgelempore halten können. Sie werden ein anderes Bild finden oder sich woanders treffen zur Rosenkranzmeditation.











Als ich die alte Eichentür aufdrücke, bemerke ich meine vom Weihwasser feuchten Finger und öffne nun etwas bewußter die Tür. Sie soll sich öffnen für die Arbeit, die nun ein paar Meter bergab auf mich wartet. Das Weihwasser erinnert mich auf dem Weg nach unten an die Immerwährende Hilfe. Ich streife die Finger am Mantel ab und bete für die Menschen, denen ich begegnen werde. Immer sollte ich beten. Immer brauche ich Hilfe. Und die anderen auch.











Ich komme nicht mehr den Berg hinauf











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