Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Mein erster Eindruck











Wenn ich morgens uni 7.00 Uhr die Kirche öffne, muß ich erst die Alarmanlage ausschalten. Früher war eine solche Maßnahme nicht notwendig, wenngleich Entweihung und Diebstahl immer wieder einmal vorkamen. So führt der Weg in die Kirche durch die Sakristei. Der Unterteil des Sakristeischrankes und der sogenannte Meßdienerschrank (früher hingen dort vermutlich die Gewänder) wurde um 1700 gefertigt. Der Aufsatz des Schrankes kam 1850 dazu. Der Unterteil wurde um 1925 kräftig in die Tiefe verlängert. Die Sakristei macht mir immer Freude. Alles ist gediegen, sauber, mit Liebe geordnet. Sie ist leider zu klein und für den praktischen Gebrauch zu eng.

Hin prüfender Blick geht durch die Sakristei, die Uhr wird aufgezogen, dann gehen einige Lichter in der Kirche all und die Sakristeitür wird geöffnet. Schließlich richte ich einen ersten, ehrfürchtigen Gruß an den im Tabernakel gegenwärtigen Heiland, der die ganze Nacht über ohne Besuch war. Ich zünde die Opferlichter an, die auf die beiden Ständer vor der Pietá gesteckt worden sind. Immer, wenn ich dort an diesen Ständern stehe, die schon 200 Jahre alt sind, denke ich an die opfernden Hände der Leute, die die Lichter dort hingestellt haben und bitte die Gottesmutter um ihren Segen für sie.

Dann erst öffne ich die Kirchtüre. Die schweren Riegel sind zwar neu, doch haben sie ein altertümliches Aussehen. Das alte Schloß ist schon 150 Jahre alt und funktioniert noch sehr gut. Nunmehr sehe ich die Kirche vom Eingang aus. Hier verstehe ich die Verse des Psalmisten, vielleicht von König David, und kann sie tief nachempfinden:

"Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich:
Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens,
die Freundlichkeit des Herrn zu schauen
und nachzusinnen in seinem Tempel."
Ps. 27, 5-7.

In den verschiedenen Jahreszeiten und natürlich zu den verschiedenen Stunden des Tages ändert sich die Atmosphäre der Kirche. Jetzt am Morgen ist alles still und unverbraucht. Deshalb ist mir die Morgenstunde besonders lieb und vertraut.

Auch das nächtliche Gebet hat seine besondere Atmosphäre. Wenn man sich an die normalen Holzgeräusche gewöhnt hat, dann umfängt den nächtlichen Beter eine besonders starke Geborgenheit. Wer nie eine Nacht im Gebet verbracht hat, dem fehlt etwas Wesentliches in seinem Leben. Diese Kirche lädt immer zum Beten ein. Sie tut es mit liebenswertem Nachdruck. Jeder spürt dies, wenn er in die Kirche kommt.

Jetzt aber, am Morgen, freue ich mich auf die stille halbe Stunde, die ich in der Gegenwart Gottes verbringen darf. Von der Eingangstür geht es dann vorbei an der Taufnische mit dem Taufbecken von 1760, dem Osterleuchter von Jakob Bohnen aus dem Jahre 1988 und dem Weihwasserbehälter aus jüngster Zeit. Auch der hl. Aloisius läßt mich vorbei. Ich grüße ihn artig. Er ist noch neu in unserer Kirche. Erst 80 Jahre alt. Vorbei geht es an der dicken Säule, vor der die Figur des hl. Christophorus steht, die Jakob Bohnen 1986 geschnitzt und der Kirche geschenkt hat. Unter ihr steht der Opferstock aus der Zeit von 1770. Vor der Säule steht "meine" Kniebank und "mein" Stuhl. Dort habe ich den richtigen Überblick.

Es läßt sich gut beten von dieser Stelle aus. Man hat den Hauptaltar und damit den Tabernakel im Blick, besonders natürlich den Marien- und den Herz-Jesu-Altar sowie die Josephsstatue. Aber in der Kirche kann jeder "seinen" Platz finden. Auch die Stelle, wo im hinteren Teil des Mittelganges die Gebeine des ehrwürdigen Landdechanten Boßhammer ruhen, eignet sich gut für das Gebet.

Nach der Zeit des Gebetes wandere ich durch die stille Kirche. Die "kinderfreundliche" Alarmanlage wird eingeschaltet, und ein prüfender Blick geht durch die ganze Kirche. An den Bücherregalen, die Heinrich Bädorf in den Jahren 1985 bis 86 geschreinert hat, ordne ich noch einige ausgelegte Hefte und Schriften.

Nun wird es Zeit, daß ich ins Pastorat komme. Ich verspreche dem eucharistischen Heiland bei der Kniebeuge, daß ich bald wiederkommen werde. Darin stärkt mich das Weihwasser für den Tag, der nun getrost beginnen kann.











... Zum Altare Gottes will ich treten











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