Einweihung

der restaurierten „Klagemauer“ und der „Madonna in der Klagemauer“ am 21. November 1989











Zur Geschichte der Mauer














Wenn man über eine historische Begebenheit nichts Genaueres weiß, sollte man schweigen; aber auch das Eingeständnis von Nichtwissen bzw. das Eingrenzen der „Dunkelheit“ kann redlich sein und zu mehr historischer Forschung beitragen.

Die hier in Rede stehende Stützmauer an der Antweiler Straße bildet einen Teil der Mauer, die rings um die Kirche bestanden hat. Wir wissen aber nicht, wann sie gebaut wurde. Die südlich der Kirche gelegene Mauer war lediglich eine normale Begrenzungsmauer und existiert nicht mehr. Die sogenannte Urkarte vom 29. Juli 1829 1) (siehe Bild) ist die älteste bekannte Unterlage über den Bestand dieser Mauer. Der einzige Zugang zur Kirche lag an der Antweiler Straße gegenüber dem Pastorat. Neben diesem Zugang befand sich ein Schulgebäude. Die Außenmauer dieses Gebäudes zur Kirche hin bildete den Abschluß zum Friedhof. Nach dem Abbruch des Schulgebäudes wurde die Mauer bis zu dem Pfeiler am Aufgang zur Kirche durchgezogen.


Ausschnitt aus der Urkarte (Handriß), Gemarkung Kreuzweingarten-Rheder, Blatt Nr. 1 der Flur IV. Aufgenommen vom 29ten July 1829 durch P. Lessenich. Maßstab im Original 1/937. (H. St.Arch. Düsseldorf, Reg. Köln, Kataster Nr. 14012).


Hinter der Schule rings um den Kalvarienberg 2) entlang der Mauer bis zur Antweiler Straße war Garten- und Ackerland. Gegenüber dem heute von der Familie Müller bewohnten Haus befand sich an der Stützmauer die Schmiede eines Georg Spilles 3). Dann schloß sich eine Baulücke an (heute Parkplatz für die Arztpraxis Dr. Rünger). Es folgt ein langgestrecktes Gebäude, dessen Eigentümerin 1829 eine Witwe Lebartz war (heute nach Um- und Ausbau Häuser Lepartz und Bädorf).

Der Bestand der Gebäude beiderseits der Antweiler Straße und der Straße selbst setzt naturgemäß voraus, daß an dieser Stelle der steile Hang des Kalvarienberges in irgendeiner Form abgestützt wurde. In einem Aktenstück des Kanonikerstiftes Münstereifel aus dem Jahre 1564 4) wird die „Antwyler straß“ genannt. Damit ist jedoch keineswegs gesichert, daß die Antweiler Straße bereits damals dieselbe Führung hatte wie heute. Erstmals durch die Tranchotkarte 5) von 1808 kann dieser nachweis erbracht werden.

Es wäre recht vage zu behaupten, an der Mauer ließen sich mehrere Mauerstrukturen und somit Baujahre erkennen. Die sogenannten Linien dürften jetzt beim Sandstrahlen der Stützmauer entstanden sein. Hierbei sind erfreulicherweise auch einige größere Steine in Erscheinung getreten, die aus Kalksinter in der römischen Wasserleitung bestehen und besonders deutlich die Schichtenfolge des Materials erkennen lassen. Da der Sinter nur geringe Festigkeit besitzt und auch nicht sonderlich wetterfest ist, wurde er meist nur im Innern von Gebäuden verwendet. So läßt er sich in vielen Kirchen romanischer Herkunft nachweisen. Im Romanischen Haus in Bad Münstereifel (12. Jh.) fand er reichlich Verwendung (Fensterbänke, Säulen, Kapitell usw. 6).


1) H. StArch. Düsseldorf, Reg. Köln, Kataster, Nr. 14012
2) Gelenus, Farroyines II f. 54 b: „1260 Jan. 6; B. Heinrich von Oesel weiht einen S. Salvatorsaltar auf dem
....Kalvarienberg bei Weingarten.“
3) H. StArch. Düsseldorf, Bestand Roerdepartement Nr. 1735 II H. 8, Bevölkerungsliste vom 05.04.1801:
....Georg Spilles, 37 Jahre, Schmied, 1795 nach Weingarten gekommen.
4) H. StArch. Düsseldorf, Bestand Stift Münstereifel, Akte 5 p.
5) Topographische Aufnahme rheinischer Gebiete durch französische Ingenieurgeographen
....unter Oberst Tranchot 1803 - 1813
6) Grewe Klaus: (1986): „Atlas der römischen Wasserleitungen nach Köln“.












Hans Regh


















Festschrift zur Einweihung der restaurierten „Klagemauer“
Texte und Veröffentlichungen Kreuzweingartens ©
Religion und Kirche in der Kirchengemeinde Kreuzweingarten-Rheder ©

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede