War Rheder einst keltischer Fürstensitz ?



Auf der Suche nach den Spuren der Kelten konnten bislang keine Anzeichen dafür gewonnen werden, wo in unserer Gegend die Kelten tatsächlich gewohnt haben. Zwar gilt das Oppidum auf dem Hardtberg als Stammessitz der rheinischen Kelten; jedoch gibt es keinen Beweis dafür, daß sie hier auch lebten.

Bei Pesch „Die Vordereifel, 1901“ heißt es: Das kelt. Grundwort duron (Festung) steckt wahrscheinlich in Rheder, indem diesem Ortsnamen die alte Benennung Rigodurum (Königsburg) zu Grunde gelegt wird.

Bei Reinartz, Rheder, steht: Über die Herkunft und die Bedeutung des Namens Rheder haben sich schon manche den Kopf zerbrochen. Pahl in den Bonner Jahrbüchern (B J) Heft 53, S. 330 leitet ihn ab vom keltischen "Rigodurum" (Königsburg), eine Deutung, der auch Cramer, Rheinische Ortsnamen, S. 69, sich anschließen möchte. Mürkens, Orts- und Bachnamen des Kreises Euskirchen, S. 7, hält dagegen mit Recht diese Erklärung "in Ermangelung älterer auf Rigodurum hindeutender Formen für ganz willkürlich".

Bei Reinartz heißt es zu Rheder weiter: „Es ist wohl anzunehmen, daß diese Güter in "Reydorre" - lies die erste Silbe betont! -selbst gelegen waren, da das Stift Münstereifel von alter Zeit her die Grundherrlichkeit zu Rheder besessen hat. Wichtig ist dann noch eine Pergamenturkunde im Düsseldorfer Staatsarchiv, Stift Münstereifel, No. 113 vom Jahre 1453. Dieselbe bezieht sich auf den Rentenkauf eines Johan van Redere, der in Rheder die Juttenhoestat van Rieder besitzt. Wir haben also hier gleichzeitig drei verschiedene Namensformen, von denen die erste noch deutlich an Reydorre anklingt, die letzte öfters bis Ende 16. Jahrhundert gebraucht wird. Zum Vergleich seien noch herangezogen zwei anderweitige Vorkommen des gleichen Namens Rheder im Nethegau, Kreis Höxter, und Rieder im Kreis Ballenstedt an einem Nebenflüßchen der Bode, 1137 auch Redere genannt. Es ist nun eine doppelte Ableitung möglich, einmal von dem altdeutschen hreot oder hriot, d. i. mit Ried (Gras) bewachsene Stätte, oder wahrscheinlicher von einer keltischen Wurzel rid = Furt. Für diese letztere Erklärung haben wir zudem ganz in der Nähe eine auffallende Parallele in der Ridderfurt zwischen Urft und Nettesheim, wo eine alte Römerstraße die Urft überquert.“

Mit der Namensableitung läßt sich also kein genauer Schluß auf die Ursprünge Rheders ableiten. Die Interpretation, daß Rheder die altdeutsche Wurzel Ried für Ried(gras) und das keltische Wort rid für Furt besitzt, ist wohl am logischsten und wahrscheinlichsten. Wer sich die schwer durchzuquerenden Erftauen bei Rheder einmal vor hundert Jahren vorstellt, kann sich den Urspurng Rheders am ehesten erklären.


Das Erfttal bei Rheder scheint gemäß einer Überzeichnung der Flurkarte von 1826 eine nur schwer zu durchquerende Stelle gewesen sein. Eine einst hier gelegene Furt (rid) durch Ried-Gras gab scheinbar Rheder den Namen.

Rheder ist der erste Ort, an dem die Erft nicht mehr im Tale zwischen zwei Bergen verläuft. Vielmehr beginnt hier in den Erftauen eine Flußkulturlandschaft, die sich etwa 40 km weit bis Bergheim erstreckt, ohne jemals direkt an die alten Ortskerne der Dörfer zu stoßen. Insbesondere an der mittleren Erft im Erftkreis entstanden die meisten Orte in Nähe einer fränkischen Hofanlage oder Wasserburg, meistens etwa 100 bis 200 Meter von der damals noch ungebändigten Erft entfernt.

Die ursprünglich gestellte Frage nach einem vermuteten Keltenwohnsitz in Rheder läßt sich also vom Namen her kaum beantworten. Eine frühere Siedlung muß im hochwassersicher höher gelegenen Plenum gelegen haben muß, also nördlich der Rhederstraße. Vom Namen her könnte Rheder älter als Weingarten sein und sollte die Wurzel Rigodurum doch hier zutreffen, sogar ein keltischer Fürstensitz.

Offen bleibt also die Frage: War Rheder der zentrale Wohnort für die Kelten vom Ringwall? Wo könnte das Rigodurum, die Königsburg zu suchen sein?

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Nachtrag: Als ich für die Wingarden-Seiten aus dem Allgemeinen Teil der Geschichte der Bürgermeisterei Cuchenheim von Dr. Johannes Krudewig recherchierte, kam ich auf Seite 4 der Veröffentlichung zu dem Passus „dunum oder durum (Hügel, Berg, Burg) sind keltisch“. Demzufolge wäre dann Reder aus den Wörtern (siehe oben wie bei Ridderfurt)
ried - rid, Ried
der - dunum, durum, Hügel, Berg, Burg
zusammengesetzt. Da rid sowohl für Furt und für Ried(gras) gesetzt werden kann, ergibt sich die Bedeutung für Rheder
1. Riedurum - Riedhügel, Riedberg, Riedburg
2. Ridorum - Furthügel
3. Rigodurum - Königsburg - wahrscheinlich unzutreffende Bezeichnung, allerdings sind Hügel in Überschwemmungsgebieten entlang der Erft später zu Burgen ausgebaut worden. Dies sind die zahlreichen Wasserburgen entlang der Erft.
4. Reydorre - germ. Schreibweise
5. Redere, Rieder - Erwähnung 1453
Eine Bezeichnung für Ridderfurt (zw. Urft und Nettersheim) wäre demzufolge also ein vollständigere Bezeichnung einer Furt bei Rheder und hieße Riedhügel-Furt, also Rheder ist der Ort, gemäß diesen Erkundugnen, gegründet auf einem Hügel an einer Furt durchs Riedgras. Einen solchen Namen würde man im Sumpfgelände für eine trockene Erhebung neben einem Fahrweg bzw. Überquerungsmöglichkeit an einem Bach oder eines Gehpfades neben einer höheren Stelle wählen.
Eine weitere Randrecherche ergab das Wort Ried-Torf, Ried-Tor usw. Die Möglichkeiten der Kombinatorik sind hier noch nicht erfaßt, sogar das Wort Rhein geht auf gleiche Wurzeln zurück.



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