Der Eifelkanal auf Reisen

Von C. Hagen, Assistent am Provinzialmuseum in Bonn in Eifelvereinsblatt 1913


Ein sehr interessantes Schauspiel konnte in den ersten 14 Tagen des Monates Mai bei Weingarten beobachtet werden. Hier ist bekanntlich vor einiger Zeit an mehreren Stellen der „Römerkanal“ d.h. ein Teil der von den Siebensprüngen bei Urft nach Köln, Bonn usw. ausgehenden römischen Eifelwasserleitung freigelegt werden. Eine dieser Stellen ist mit viel Geschmack zugänglich gemacht und zur Besichtigung hergerichtet worden. Ein Wegweiser - roter Dreiblock - fährt von Weingarten aus in wenigen Minuten dorthin und kein Eifelwanderer, der hier vorüberzieht, sollte den kleinen Abstecher scheuen, sich das großartige Bauwerk zu besehen: so bequem wie hier dürfte das kaum anderswo der Fall sein. Besonders zu begrüßen ist vor allem auch die Art, wie man es ermöglicht hat, auf bequemem Zugange sozusagen mitten in das Bauwerk zu gelangen, indem man ein kleines Stück der Leitung losgelöst hat, wodurch nun die Leitung beiderseits in sehr wohl gelungenen Profilansichten zutage gekommen ist; man sieht gerade hier die treffliche Bauart des Ganzen, gewinnt eine Anschauung von der Vorzüglichkeit des viele Jahrhunderte überdauernden Baumaterials und bewundert die gewaltigen Verfinsterungen, die die höhlung der Leitung im Laufe der Zeit immer mehr und mehr verengert, an manchen Stellen fast ganz verstopft haben. Eine Steintafel - die allerdings etwas größer hätte ausfallen dürfen, orientiert den Unkundigen mit einigen inschriftlichen Worten über das Bauwerk, seine Entstehung, seinen Lauf und sein Alter.


Das ausgehobene Kanalstück, über der Grube schwebend, wird auf den bereitstehenden Wagen verladen.
Aufgen. von Verleger H. Doepgen in Euskirchen.

An anderer Stelle aber sehen wir auf einem schweren Wagen ein stück des Eifelkanals, in einer schweren Balkenverschalung reisefertig verpackt zur Fahrt nach Köln. In der Ausstellung Alt- und Neuköln, wo so vieles Interessante auch aus Kölns römischer Periode vertreten ist, durfte schließlich eine Ansicht des großen römischen Wasserleitungszuflusses aus der Eifel nicht fehlen; und da nichts über die Anschaulichkeit des Originals geht, hat man die großen Kosten nicht gescheut, an passender Stelle ein Stück des Kanals loszulösen: in 14tägiger harter Arbeit ists gelungen und die Arbeiter mußten ein Lied zu sagen von der Festigkeit des alten Baues. Ein Meter im Zusammenhange sollte herausgehauen werden; es ist schließlich etwas weniger geworden und viel Mühe, wie diese Arbeit selbst, hat auch noch die Hebung und Verladung gekostet. Hoffentlich ist auch der Transport gut verlaufen und bildet der Kanal jetzt in der Kölner Ausstellung ein weiteres Mittel zur Veranschaulichung des großen Werkes, das die Römer einst vor fast zweitausend Jahren in der Eifel erbauten.

Sammlung Hans Regh
Edition Woenge.de 23. 2. 2003 - H.K.


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