Weihespruch

Bonn, 1. Mai 1927 - Jos. Menzen


Gegrüßt, ihr werten Gäste, ihr Pfarrgenossen all,
die ihr erschienen seid in dieser großen Zahl!
Wie zum Familienfeste sind wir versammelt hier,
Das Heil'ge Kreuz zu wählen als uns'res Ortes Panier!

Schon heute in der Frühe sah'n wir mit Dank und Freud,
wie durch das Wort des Bischofs war der Altar geweiht,
den wir dem Herrn errichtet aus heimatlichem Stein,
dem ja die Hand des Künstlers konnt' schönen Ausdruck leih'n.

Wir woll'n in dieser Stunde uns des Errung'nen freu'n,
und die Pfarrei von neuem dem heil'gen Kreuze weih'n.
damit ein Strom des Segens von ihm auf uns sich senkt,
und dankbar stets ein jeder des Weihetages denkt.

Mit Recht ja unser Dörfchen sich einen Garten nennt,
und seine Lag' und Schönheit man weit und breit auch kennt.
Es lohnt mit reichem Segen des Landmanns regen Fleiß,
gewährt ihm auch Erholung und Freud' nach saurem Schweiß.

Weingarten man es nennet, weil hier der Wein gedieh,
der unsern guten Ahnen einst Mut und Kraft verlieh.
Und unser lieber Pfarrer von neuem ja versucht,
die Rebe anzubauen; geb' Gott ihm rechte Frucht!

Von Gott ist er als Gärtner für Weingarten bestellt,
daß Garten er und Reben in bestem Zustand hält;
und wenn er pflanzt und jätet, anbindet, schneidet gar,
woll'n wir ihm gerne helfen und folgen immerdar,

damit die ganze Pfarre ein Rebengarten sei,
drin jede Tugend duftet wie Rebenblü't im Mai;
und wie die Kraft des Weines das Herz stärkt und erfreut,
treib' uns die Gottesliebe zu edler Tat allzeit.

Der Wein, die Milch des Alters, macht jugendfroh das Herz,
belebt die schwachen Kräfte und lindert manchen Schmerz.
Er gibt beim frohen Feste die Würze auch dem Mahl,
doch gab ihm höchste Weihe der Herr beim Abendmahl,

als er ihn hat verwandelt in sein hochheilig Blut
zum Seelentrank und Opfer, das allerhöchste Gut. -
So brachten uns're Fluren hervor einst Brot und Wein;
wir woll'n wie Brot so nützlich, wie Wein so edel sein,

daß jeder in Weingarten und Gott dem Herrn gefällt,
und er aus diesem Garten uns pflanzt ins Himmelszelt.
Drum haben wir den Namen das "Kreuz" vorangestellt,
daß jeder mit ihm kämpfe als rechter Glaubensheld.

Es werden künft'ge Zeiten noch rühmen diese Tat,
mög' sie viel Segen bringen uns nach des Himmels Rat!
Wir haben frei gewählet das Kreuz als unser Teil;
das Kreuz ist uns're Hoffnung, in ihm allein ist Heil.

So wird das heilig Kreuze für uns ein sich'rer Port,
in dem wir Ruhe finden nach des Apostels Wort:
"Es ist die Lehr' vom Kreuze den Juden Aergernis,
den Heiden eine Torheit, uns Gotteskraft gewiß."

Es schieden sich beim Kreuze die Geister immerdar,
die einen tief verehren, was andere hassen gar;
was uns Erlösungszeichen, scheint anderen Betrug,
den einen wir's zum Segen, den anderen zum Fluch.

O glücklich Volk der Christen, das du zum Kreuze stehst,
mit deinem Heiland freudig den schweren Kreuzweg gehst!
Er ging durch Kreuz und Leiden in seine Herrlichkeit,
er hält den Kreuzesträgern auch einen Platz bereit.

Das Kreuz ist uns Gefährte auf unserm Lebenslauf,
mit ihm nahm bei der Taufe uns eine Kirche auf,
spricht los sie uns von Sünden, reicht uns das Sakrament,
mit ihm nur weiht und segnet die Kirche ohne End'.

In Haus und Kirch und Schule, auf Turm und Flur u. Höh'n.
Das Zeichen der Erlösung wir aufgerichtet seh'n;
es tröstet wunde Seelen in ihrem Weh und Schmerz,
es stärkt im Lebenskampfe das wandermüde Herz.

Wie einst vom heil'gen Kreuze das Blut des Heilands floß,
strömt von ihm noch heute ein Segensquell so groß.
Ein Blick zum Herrn am Kreuze bringt Trost in jeder Not,
vertrauend ruht das Auge auf ihm im bittern Tod.

Sei, heilig Kreuz, gegrüßet in dieser Weihestund',
da Weingarten sich liebend dir weiht mit Herz und Mund!
Herr, segne Land und Leute, die gläubig dir vertrau'n,
in Leibs- und Seelennöten aufs Kreuz zur Höhe schau'n!

Wenn jung und alt hier dienen dem Höchsten immerdar,
dann wird uns Kreuz-Weingarten ein Eden sein fürwahr;
dann wird es eine Perle im Kranz der Dörfer sein,
es werden Kind und Enkel den Namen benedei'n.

O glücklich Kreuz-Weingarten, dem heil'gen Kreuz geweiht,
mach' Ehre deinem Namen, wie heut', so allezeit!
Christus sei unser König, sein Kreuz sei uns Panier!
In diesem Zeichen kämpfen, in diesem siegen wir!

Bonn, 1. Mai 1927

Jos. Menzen


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