Pfarrer Nikola Reinartz

Von Ernst Weyer


Ein Pfarrer, der über seine Amtstätigkeit hinaus an Bedeutung gewann, war Nikola Reinartz. Am Nikolaustag (6. Dezember) 1874 wurde er in Kall-Heistert geboren. Nach seiner Gymnasialzeit in Schleiden, Münstereifel und Neuß begann er das Studium der Theologie in Innsbruck. In Freiburg i.Br. und Bonn vollendete er seine Ausbildung und empfing am 15. August 1899 im Dom zu Köln die Priesterweihe. Weite Reisen in das Land der Bibel, Palästina, nach England, Nordafrika und Italien zeigten die Aufgeschlossenheit seines Geistes. In England gelang ihm 1908 die Wiederentdeckung der Steinfelder Kreuzgangfenster, ein Ereignis, über das er im hohen Alter noch mit großer Freude berichtete.

Besonders aber war er den Menschen, der Geschichte und der Landschaft, der er entstammte, zugetan. Das Erbe der Väter, das durch die Botschaft Chisti geprägt war, suchte er zu erhalten. Die Klöster seiner Heimat waren für ihn die Gottesburgen, von wo aus die Kunde von Christus verbreitet wurde.

Als der Erzbischof von Köln ihm die Pfarrgemeinde Kreuzweingarten übertragen hatte, führte ihn Dechant Stollmann aus Euskirchen am 25. April 1920 in die Gemeinde ein. Hier fand er für seine Heimatliebe den geschichtlichen Boden. Der Römerkanal, das Tempelchen im Pfarrgarten, der Ringwall, die Schwedenschanze fanden seine aufmerksame und sachkundige Beachtung. Die Pfarrkirche ließ er umbauen und ausmalen. Die Verehrung des hl. Kreuzes unseres Herrn, seit Jahrhunderten wurde sie in der Pfarrkirche ausgeübt, suchte er wiederzubeleben. 1927 erhielt der Ort Weingarten auf seine Bemühung hin den Namen Kreuzweingarten. Im selben Jahr veröffentlichte er in einer Festschrift zur Namensgebung des Ortes die Geschichte seiner Pfarrei. Sie zeugt von einem sorgfältigen und mühevollen Aktenstudium und hat heute noch ihren Wert. Seine Veröffentlichungen zur Heimatgeschichte der Eifel fanden Beachtung und Anerkennung.



Ein anderer Wesenszug seines Charakters war der Mut. Zweimal mußte er für ein offenes Wort auf der Kanzel eine Buße hinnehmen. Aber er ließ sich das Wort nicht verbieten. So betete er öffentlich für die unschuldig Verfolgten, obwohl er wußte, daß andere Geistliche dafür nach dem „Heimtückeparagraphen“ hart bestraft wurden.

Für seine Gemeinde war er ein Seelsorger von tiefer Frömmigkeit. Freud und Leid teilte er mit seinen Anvertrauten. So blieb er auch in der Gemeinde, als er zum 31. Dezember 1949 in den Ruhestand trat. In diesem Jahre hatte er noch das goldene Priesterjubiläum unter der herzlichen Anteilnahme seiner Pfarrgemeinde feiern können. Die wenigen Jahre des Ruhestandes sahen ihn noch als fleißigen Forscher und eifrigen Beter. Am 4. August 1954 starb er und wurde neben dem Chor der Kirche bestattet.


Entnommen: Kreuzweingarten - Rheder - Kalkar, 1969, Zeitbiografischer Verlag, Kreuzweingarten


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