Frühling.
Von Max von Mallinckrodt.

Winde wehen, Wolken wandern
Über grünes Frühlingsland,
Und es reicht ein Tag dem andern
Schönheitsstrahlend seine Hand.

Über Bergen, über Tiefen
Gießt der Lenz den Sonnenschein,
Tausend Keime, die da schliefen,
Wollen werden, wollen sein.

Wollen wachsend sich bewähren,
Sich der Ohnmacht Ring entziehn,
Wollen einer Welt gehören,
Und die Welt will sein und blühn.

Segnend breitet seine Hände
Aus des Lebens heil'ger Drang:
Auferstehen! Winterwende!
Klingt's und singt's den Weg entlang.

Willst du Mensch allein das Werden,
das Erneuern nicht verstehn?
Tag um Tag auf deiner Erden
Nur im Staub und Sorge gehen?

Arme Menschheit, grämlich, greise,
Die um Totes nur sich müht,
Ob aus deinem engen Kreise
Nie ein Frühlingsruf dich zieht?

Ob in deiner Kinder Spielen
Nie den heil'gen Sinn du siehst?
Ob vor deinen eignen Fühlen
Ewig scheu zurück du fliehst?

Arme Menschen, Lebenssünder,
Nie und nie erblüht für euch,
Werdet ihr nicht wie die Kinder,
Dort und hier ein Himmelreich.




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1920, Nr. 5, S. 53, Eifelverein Düren




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