Die
Römerstraßen um Kreuzweingarten
(Zusammenfassung
mehrerer Artikel)
Von Heinrich Klein *)
Im Heimatkalender von 1975 steht ein interessanter Artikel von Alfred Wolber, Köln über Römerstraßen im Kreise Euskirchen. Er ist sehr umfangreich und betrifft das ganze Kreisgebiet. Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung der Inhalte, die unsere nähere Umgebung, insbesondere das römische Straßendorf Belgica Vicus in der ehemaligen Gemeinde Kreuzweingarten-Rheder gelegen, betrifft. Die Informationen dieses Aufsatzes beziehen sich hauptsächlich auf die genannte Quelle.
Am bedeutendsten war das Straßendorf Belgica vicus bei Billig an der Straße Marmagen - Wesseling.
Eine weitere Römerstraße war eine Verbindung obiger Straße und der Straße Trier - Bonn und verlief von Röttgerberg nach Buschhoven. Sie ging etwa über Nettersheim weiter nach Arloff und Kirchheim Richtung Bonn, betraf also Kreuzweingarten nur indirekt.
Von Nöthen - Münstereifel her kam die von Nettersheim her führende Straße nach Köln, die durch Kreuzweingarten Richtung Derkum - Weilerswist verlief.
Weiterhin gab es eine Verbindungsstraße von Zülpich zum Belgica Vicus bei Billig.
Kreuzweingarten lag also nur an
der Römerstraße von Nettersheim nach Köln, die etwa
im Bereich des Euskirchener Stadtwaldes die bedeutendere Strecke von
Marmagen nach Bonn kreuzte. In Kreuzweingarten verlief sie entlang
des Burgbergs, etwa auf der heutigen Trasse der Bahnstrecke. (siehe
Karte unter Punkt C)
A. Markante Orte des römischen
Straßennetzes
Neben Köln, Bonn, Trier und Zülpich gab es noch einige weitere zentrale römische Orte in unserer Gegend, die einerseits bewohnte Ortschaften, andererseits nur kleine Ansiedlungen waren, die zufällig an einer bedeutenden Römerstraße lagen und mehr oder minder die Funktion einer Postkutschenstation besaßen. Bedeutende frühere Orte waren Bitburg (Beda), Oos (Ausava), Jünkerath (Icorigium) und Marmagen (Marcomagus). Zum Schutz der Straßen gab es Benefiziar(ier)stationen im Abstand von jeweils einer Tagesreise untereinander. Zu ihnen zählen Nettersheim, Zülpich, Jünkerath, Rheder, Lechenich. Diese Benefiziar(ier)stationen konnten größeren Orten aber auch kleinen Straßensiedlungen zugeordnet sein. Bei Wolber erhalten wir eine
B. Beschreibung eines
Straßenvicus
Außer den
Benefiziarierstationen lagen zivile Siedlungen an den römischen
Straßen. Dies waren sogenannte vici (Einzahl
vicus). Diese vici waren zunächst offene
Marktsiedlungen. Sie wurden aber später meistens mit einer Mauer
umzogen. Das Leben der Bewohner eines Straßenvicus (viciani)
stütze sich vor allem auf den Handel und den Verkehr an den
römischen Straßen. Reisende konnten hier ihre Pferde
wechseln oder beschlagen lassen. Die Reisenden fanden aber auch
Herbergen und Wirtschaften sowie kleinere Geschäfte vor, um
ihren Proviant zu ergänzen. So setzten sich die vicani aus
verschiedenen Berufen zusammen wie Kaufleute, Wirte, Schmiede und
andere. Solche vici wurden in Jünkerath und bei Billig
ausgegraben.
C. Belgica vicus liegt an
der Strecke Marmagen - Wesseling
Aus der Eifel kommend gelangt die Römerstraße nach Wachendorf. Von hier ab liegt sie östlich der Landstraße nach Billig. Hier ist der Straßendamm der Römerstraße auf einer Länge von 1 km sichtbar. Er ist fast 2 m hoch und seine Kronenbreite beträgt 6 m. Nordöstlich des Broicherhofes überquert die römische Straße den Römerkanal. Östlich am heutigen Billig vorbeiführend gelangte die Straße nach Belgica.
Aus:
Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern -
Nordöstliches Eifelvorland - Euskirchen - Bad Münstereifel
2)
Belgica liegt auf der Flur Auf'm Kaiserstein zwischen Billig und Rheder, südwestlich der Straße, welche von Billig zur Bundesstraße B 51 führt. Dort befinden sich die heute wieder überdeckten Ausgrabungen des römischen Marktortes. Das Straßendorf ist im Antoninischen Itinerar als Belgica Vicus verzeichnet. Auf der Peutingerschen Karte fehlt Belgica. Der Name Belgica lebt heute im Ortsnamen des Dorfes Billig fort. Im Auftrage der preußischen Landesregierung wurden in den Jahren 1874, 1875 und 1879 hier Grabungen durchgeführt. Dabei wurde die Römerstraße einen Meter unter der Oberfläche zwischen den Häuserfundamenten angeschnitten. Sie war hier 9 m breit.
Profil
der Römerstraße in Billig
Karte: Kreis Euskirchen
Jahrbuch 1975, Römerstraßen im Kreise Euskirchen von
Alfred Wolber
Die deutlich erkennbare, oben abgerundete Steindecke war 5,50 m breit. Die Straße durchzieht den ganzen Ort von Südwesten nach Nordosten in einer Breite von 13 m. Die Römerstraße wurde in einer Länge von 350 m freigelegt. In diese Straße mündet eine von Westen kommende Straße ein. Es ist die Verbindungsstraße Zülpich - Billig. Sie wurde auf 75 m Länge freigelegt. Sie ist gepflastert und 8 m breit. Wo diese Straßen sich treffen, legte man folgendes Straßenprofil frei: Über dem gewachsenen Boden lag eine 15 cm dicke Sandlage. Diese wurde von einer 6 cm starken Kiesschicht, aus 2-3 cm dicken Steinen, überlagert. Die Packlage war oben gewölbt. Sie wurde von 5 10 cm großen breiten hochkant gestellten Steinen gebildet. Von Norden mündete eine weitere Straße in Belgica ein.
Plan
des röm. Billig (Belgica) mit Verlauf der Römerstraßen
Karte: Kreis Euskirchen Jahrbuch 1975, Römerstraßen im
Kreise Euskirchen von Alfred Wolber
Die Ausgrabungen ergaben, daß sich zu beiden Seiten der drei römischen Straßen Belgicas die Häuserfundamente befanden. Diese zeigten in ihren Fronten wiederholt schmale Vorräume, die wahrscheinlich als Verkaufsläden anzusehen sind. Die durchgängig geringe Stärke und wenig tiefe Fundamentierung der Mauern bei etwa 30 freigelegten Häusern scheint auf einstöckige Häuser mit Holzaufbauten hinzuweisen. Die einzelnen Häuser sind etwa 20 m lang und 10 m breit. Der Typ dieser Häuser deutet die Möglichkeit an, daß hier früher auch ein militärischer Grenz- oder Zollposten war. In Belgica wurden zahlreiche Grab- und Kleinfunde gemacht. Weihesteine traten ebenfalls zu Tage. Beachtenswert ist eine Anzahl von römischen Waffenfunden aus Belgica, wie z. B. eiserne Lanzen, Pfeilspitzen sowie Teile von Soldatenausrüstungen.
Ausschnitt
aus: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern
2) - Nordöstliches Eifelvorland - Euskirchen - Bad
Münstereifel
Die Römerstraße verläuft von Belgica weiter in nordöstlicher Richtung über Höhe 196,0 (Kreuzung der Landstraße Billig - Stotzheim mit der Bundesstraße B 51) zwischen dem Ortholze (Euskirchener Stadtwald) und der Erft westlich an Roitzheim vorbei in Richtung Kuchenheim ... 1) .. nach Alfred Wolber a.a.O.
Der
Verlauf der von Zülpich kommenden Römerstraße, die
unten rechts dann in Belgica endet
Karte: Kreis Euskirchen
Jahrbuch 1975, Römerstraßen im Kreise Euskirchen von
Alfred Wolber
Die Geschichte der Römerstraßen ist teilweise entschlüsselt, teilweise liegen noch einige Teilbereiche im Dunkeln. Oftmals ist man innerhalb von Ortschaften auf Teile von Römerstraßen gestoßen und weiß von ebensolchen Römerstraßen im Nachbarort. Der genaue Verlauf zwischen diesen Orten ist dann nicht weiter untersucht worden. Einige Aufschlüsse erhielt man in den 70er und 80er Jahren durch Luftprospektionen. Der gesamte Themenbereich ist sehr umfangreich und dürfte sich noch mehrmals aktualisieren.
Quellen:
1) Alfred
Wolber, Köln in: Römerstraßen im Kreise Euskirchen -
Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1975
2) H. v. Petrikovits
in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern
- Nordöstliches Eifelvorland - Euskirchen - Bad Münstereifel
- Blankenheim - Teil 2: Exkursionen - Verlag Philipp von Zabern .
6500 Mainz / Rhein - Band 26 - herausgegeben vom Römisch-Germanischen
Zentralmuseum Main in Verbindung mit dem Nordwestdeutschen und dem
West- und Süddeutschen Verband für Altertumsforschung -
1974
*)
Nachbemerkung:
Zusammenfassungen von Archivmaterial und Texten
betreffen historische Beiträge und Veröffentlichungen der
Kreuzweingartener Umgebung. Für Zwecke der Erforschung unserer
Geschichte wurden aus umfangreichen Artikeln der Kreuzweingarten
betreffende Teil herauseditiert und durch Bilder und andere Texte
ergänzt. Zur Erforschung der Römerstraßen in der
Eifel wird ausdrücklich auf die genannten Veröffentlichungen
und die weiterführende Literatur verwiesen. Bezüglich
dieses Aufsatzes sind Irrtümer und einseitige oder veraltete
Quelleninformationen vorbehalten. Vielleicht könnte man später
einmal etwas genauer hier recherchieren und noch einiges
herausarbeiten.
Editionen Mai und Juli 2003 - H.K.
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