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Religion und Kirche in
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Zur Seligsprechung des Opus-Dei-Gründers Josemaria Escrivá







Für Krankenschwestern und Jetpiloten
Von Ruthard von Frankenberg




Um inmitten ihrer unterschiedlichen Beschäftigungen kontemplativ leben zu können, verrichten die Gläubigen der Prälatur tägliche Gebetsübungen. Im Mittelpunkt stehen die heilige Messe und eine Zeit der Meditation. Die meisten Mitglieder sind verheiratet, eine Minderheit lebt zölibatär, wohnt in Hausgemeinschaften mit Familiencharakter zusammen.

Die Gläubigen der Prälatur Opus Dei "haben es nicht nötig, in die weltlichen Gegebenheiten einzudringen, denn als gewöhnliche Bürger waren sie wie alle anderen schon immer darin". Josemaria Escrivá wollte dem Mißverständnis vorbeugen, Mitglieder des Werkes seien so etwas wie weltliche Ordensleute, die sich aus apostolischem Kalkül in irgendwelche bürgerlichen Berufe mischen, in Wirklichkeit aber von einem "anderen Stern" seien.

Nicht einmal ein Zigarettenpapier trenne die Angehörigen des Opus Dei von ihren Berufskollegen, betonte der Gründer. Das Bemühen um die Nachfolge Christi im Arbeitsalltag entspringe also nicht einem besonderen Gelübde oder Gelöbnis, sondern ergebe sich bereits aus der Eingliederung in die Kirche durch die Taufe.


Kontemplativ mitten im Gewühl der Straße: im Arbeitsalltag Christus folgen

Diese Einsicht - "so alt und so neu wie das Evangelium" - ist die unspektakuläre Kernbotschaft des Opus Dei, zu deren Verwirklichung es beitragen will. Tatsächlich läßt sich sagen, daß Escrivá mit dem Opus Dei, "schon als er es im Jahre 1928 gründete, vieles vorwegnahm, was mit dem II. Vatikanischen Konzil gemeinsamer Besitz der Kirche geworden ist", wie der Wiener Kardinal Franz König sich einmal ausdrückte. Die Lehre von der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit bildet ja, nach einem Wort Papst Pauls VI., "den eigentlich spezifischen Teil der gesamten Lehraussage des Konzils und sozusagen dessen tiefstes Anliegen".

Die Konzilsväter bekräftigten denn auch die Welt als den natürlichen Lebensort der Laien. "Dort sind sie von Gott berufen, ihre eigentliche Aufgabe, vom Geist des Evangeliums geleitet, auszuüben und so wie ein Sauerteig zur Heiligung der Welt gewissermaßen von innen her beizutragen und vor allem durch das Zeugnis ihres Lebens, im Glanz von Glaube, Hoffnung und Liebe Christus den anderen kund zu machen. Ihre Aufgabe ist also in besonderer Weise, alle zeitlichen Dinge, mit denen sie eng verbunden sind, so zu durchleuchten und zu ordnen, daß sie immer Christus entsprechend geschehen und sich entwickeln und zum Lob des Schöpfers und Erlösers gereichen" (Lumen gentium 4,31). Die gesamte Bildung des Opus Dei, die es seinen Mitgliedern und allen Interessenten vermittelt, zielt darauf ab, diesen hohen Anspruch für den normalen Christen lebbar zu machen.

Die meisten Mitglieder sind verheiratet. Eine Minderheit lebt zölibatär, wohnt in Hausgemeinschaften mit Familiencharakter zusammen und steht in besonderer Weise der apostolischen Bildungsarbeit zur Verfügung.

Im Opus Dei findet sich das Spektrum aller möglichen Mentalitäten und Berufe.

Für den Gründer ist die Berufung eines Gepäckträgers genauso wichtig wie die eines Industrieunternehmers", und tatsächlich macht sich das vom Werk angestrebte Ideal der Heiligkeit überall auf der Welt in Stadt und Land bemerkbar: unter Jugendlichen und Erwachsenen; unter Akademikern und Menschen ohne 'höhere' Bildung; in Berufen mit geregelten und 'monotonen' Arbeitsbedingungen und in solchen, wo Hektik und Improvisation an der Tagesordnung sind; in christlicher und atheistischer Umgebung.

Dominique Le Tourneau illustriert die weitgespannte Sozialstruktur: "Das Opus Dei vereinigt in derselben Berufung zur Heiligkeit und zum Apostolat Ärzte, Rechtsanwälte, Bergleute, Bauarbeiter, Künstler, Politiker, Landwirte, Hausfrauen, Regisseure, Lehrkräfte, Fischer und Gewerbetreibende.

In der Askese leben Traditionen fort, die auf das Urchristentum zurückgehen.

Dasselbe gilt für Industrielle, Handwerker, Jetpiloten, Forscher, Krankenschwestern, Soldaten, Hausangestellte, Taxifahrer, Friseure, Modistinnen, Journalisten, VIehzüchter, Beamte, Gewerkschafter, Eisenbahner, Sportler, Philosophen, Polizisten, Schriftsteller..."

Sie alle wollen durch die Mitgliedschaft im Opus Dei ihre Taufberufung bekräftigen, indem sie die geistlichen Verpflichtungen des Werkes übernehmen, die von der Kongregation für die Bischöfe zur Errichtung des Opus Dei als Personalprälatur als "schwer und qualifiziert" gekennzeichnet werden. Ihren Willen, sich dem apostolischen Ziel der Prälatur zu widmen, drücken sie mit einer vertraglichen Bindung aus, die kein Gelübde ist.

Damit sie alle Situationen in ein kontemplatives Leben umgestalten und die nötige Kraft zum Apostolat gewinnen können, verrichten die Mitglieder tägliche Gebetsübungen. Im Mittelpunkt steht die heilige Messe und eine Zeit der Meditation (je nach den Umständen des einzelnen bis zu einer Stunde täglich); hinzu kommen die Lektüre des Neuen Testamentes und eines geistlichen Textes, der Rosenkranz und die abendliche Gewissenserforschung. Die Einübung in den Geist des Opfers und der Buße umfaßt auch die körperliche Askese; für die Alter, Gesundheit und die Lebensumstände eines jeden maßgebend sind. In ihr leben Traditionen fort, die auf das Urchristentum zurückgehen und die in den konkreten, von der Kirche gebilligten Formen Übertreibungen ausschließen. Wöchentliche Beichte und jährliche Besinnungstage sind ebenso vorgesehen wie die Vertiefung des religiösen Lebens in persönlichen Glaubensgesprächen und philosophisch-theologischen Bildungsseminaren.

Armut heißt, sich vom Besitz nicht versklaven zu lassen.

Diese Hilfen vermitteln das geistliche Rüstzeug, mit dem der einzelne Tag für Tag die christlichen Tugenden in den Blick nimmt. Getragen vom Bewußtsein der Gotteskindschaft sucht er dafür Hilfe bei seinem Vater Gott; um Nächstenliebe, Geduld und Nachsicht zu üben, die Armut in der Loslösung von den Gütern dieser Welt und im Dienst an den Schwachen zu verwirklichen, den Gehorsam gegenüber kirchlichen Geboten zu leisten usw. Dabei lebt man in dem Bewußtsein, im täglichen Versagen immer wieder den Weg des verlorenen Sohnes zu gehen.




Quelle: Zur Selligsprechung des Opus-Dei-Gründers Josemaria Escrivá
© Copyright „Notizen“ Hrsg. Informationsbüro der Prälatur Opus Dei in Deutschland, Köln 1992
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