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Forstwirtschaftliche Begutachtung am Judenfriedhof im Hardtwald
Die radiästhetische Betrachtung des Judenfriedhofes brachte nicht die gewünschten Aufschlüsse, außer daß es einer Exkursionsteilnehmerin nicht sehr behagte. Es stellte sich bald heraus, daß die gesichteten Merkwürdigkeiten an Bäumen wie Schwämme, Pilze oder Rindenabplatzungen hier genauso häufig vorhanden sind, wie in den benachbarten Waldbezirken und wir an die Grenzen unser eigenen Vorurteils stießen. Deshalb hier noch einmal der Hinweis auf die teilweise nicht anerkannten Methoden der Radiästhesie und die Gefahr, anhand einiger Merkwürdigkeiten Rückschlüsse auf Erdstrahlen, Kraftfelder und Wasseradern zu schließen.
Demzufolge wurde eine weitere Begehung in Begleitung einer forstkundlichen Person durchgeführt, die zu einzelnen Baummerkmalen Stellung beziehen und Aufschluß geben konnte. Vorweg jedoch noch die skurrile Feststellung daß der Verfasser beim Verlassen des PKW am nahegelegenen Parkplatz argwöhnisch von einem Bussard beobachtet wurde; direkt am Judenfriedhof ein neuer Horst entdeckt wurde und dazu die Bemerkung, daß es in der Umgebung Übergriffe von Greifvögeln auf Jogger gegeben hat.
Baumauswüchse
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Stammausschlag und Adventivknospenbildung ist ein normaler Vorgang, der gerne bei Bäumen anstetzt, die an der Krone durch Nachbarbäume eingeengt sind und versuchen durch neue junge Triebe im unteren Baumbereich an mehr Vegetations- oder Blattmasse zu kommen. |
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advenire = hinzukommen. Adventivssprossen entstehen aus Adventivknospen. Sie werden auch schlafende Augen genannt, weil sie schon früh angelegt wurden, aber in der Entwicklung zurückbleiben und vom Rindengewebe überwallt wurden. Sie befinden sich gewissermaßen in einem Wartezustand und führen bei Verwundung oder Zerteilung des Baumes zu Stockausschlägen. |
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Hainbuchen sind durch besonders schönes Wurzelwerk bekannt und gleichen mitunter kleinen Kunstwerken. In der Vergangenheit nahm man sie gerne als Grenzbäume. Alle Fotos 3. April 2004 - 10.20 Uhr |
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Hainbuchenstamm mit Moos und Ilexstrauch |
Sammelholz - zufällig im Mittelpunkt des Friedhofs oder Ritual? |
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Eine mechanische Verletzung des
Baumes hat stattgefunden. Wahrscheinlich ist ein Stamm gegen den
Baum geschlagen oder beim Herausziehen eines gefallenen Baumes der
Stamm gegen den Baum gestoßen. Hierbei ergab sich die die
Rindenverletzung. Der Baum versucht dann selbst, diese
Rückeschäden oder Schlagschäden durch Überwallung
zu beseitigen und die geplatzte Rinde abzustoßen. |
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Baumsterben
Die im Bereich des Judenfriedhofes angesiedelten Eichen sind teilweise 100 bis 120 Jahre alt. Einige der Boliden leiden allerdings unter Umwelteinflüssen und Klimaerwärmung. Zusätzlicher Befall durch Käfer führt zu dann zum sogenannten Eichensterben. Auch dieses findet im Bereich des Judenfriedhofs genauso statt wie im anderen Hardtwald. Einige dieser Exemplare läßt man bewußt stehen um Spechten eine Nahrungsgrundlage zu bieten.
Keine
Zeitzeugnisse mehr in 2004
In den 60er Jahren sollen im Gelände des Judenfriedhofes noch Steinhügel zu sehen gewesen sein. Hier lagen Juden aus Arloff und Kirspenich begraben. Mit der Übernahme der Forstverwaltung in preußischen Besitz wurde der Hardtwald von allen Rechten freigekauft und neben den Stotzheimer Holzrechten der Judenfriedhof aufgelöst. Siehe hierzu: Zum Judenfriedhof aus der Edition von Forstgeschichtliches zum Hardtwald bei Stotzheim, Kreis Euskirchen von Dr. Gerhard Naumann.
Bei Forstleuten ist der Friedhof bekannt und man befährt das Gelände nicht mit Maschinen um die Totenruhe nicht zu stören. Hierüber gibt es auch gesetzliche Vorschriften. (siehe ebenda Zum Judenfriedhof)
Excursionsbericht vom 4. April 2004 - Heinrich Klein