Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Ich will die Kirche hören











Wie oft habe ich an dieser Stelle schon mit kleineren oder größeren Familien und deren Freunden gestanden anläßlich einer Taufe! Wie gerne erkläre ich hier die einzelnen Zeichen und Symbole der verschiedenen Abschnitte der Taufliturgie! Mir gefällt es sehr, daß die Taufecke, so müßte ich diese Stelle nennen, denn von Taufkapelle kann ja wohl nicht die Rede sein, so nahe am Eingang steht. Die Taufe beginnt ja an der Kirchentüre. Man muß schon anklopfen, wenn man in die Kirche will.











Nachdem die Eltern und Paten in Pflicht genommen wurden - hier, wie auch gegen Ende der kleinen Predigt, fehlt nie ein ernstes Wort an die Paten - und ein erstes Gebet gesprochen wurde, folgt die Taufunterweisung in Form einer kurzen Lektüre aus der hl. Schrift und einer entsprechenden Predigt, die den tieferen Sinn der Taufe erschließen soll. Nach der Taufe singen wir gerne das Tauflied, das in der alten Fassung in dem wunderschönen Fenster aufgeschrieben ist. Wer es nicht auswendig kann, darf beim Singen ablesen: "Fest soll mein Taufbund immer stehn, ich will die Kirche hören. Sie soll mich allzeit gläubig sehn und folgsam ihren Lehren."

Wer bei einer Taufe in unserer Kirche dabei war, wird bestimmt auch die drei alten Gefäße für die heiligen Öle und das ebenso alte Holzkästchen für die Gefäße bewundert haben. Es sind Originale vom Ende des 17. Jahrhunderts. Die Leute staunen, wenn wir das Kästchen öffnen, um das Katechumenenöl dem Taufbewerber auf die Brust, genauer auf das Herz aufzutragen. Die Taufunterweisung vorher soll ja - bildlich gesprochen - nicht im Kopf hängen bleiben, sondern ins Herz fallen und dort besiegelt sein. Wie ein Echo soll sie dann von dort wieder erklingen, um den Glauben mit Verstand und Herz zu bezeugen.











In der Mitte der Taufnische steht das dreiteilige Taufbecken. Der untere Marmorteil ist Urfter oder Kerpener Eifelmarmor und stammt wohl aus dem Jahre 1740. Auf diesem Sockel stand früher ein Taufbecken in Muschelform, eine Art Schüssel. Es wurde von Reinartz abgenommen und zum Weihwasserbecken "umfunktioniert". Dort am Eingang kennt es jeder Kirchenbesucher. Unter dem Weihwasserbecken ließ er eine Säule anfertigen, auch das Jahr stellt darauf: 1923. Das jetzige Taufbecken, das er auf die übriggebliebene Barocksäule gesetzt hat, dürfte eine alte Ölpresse sein (schwer zu sagen, aus welcher Zeit), die im Innern nachgearbeitet wurde. Als Deckel diente ihm eine Holzarbeit mit einem oberen Teil, das Wasserwellen darstellen soll, nachgebildeter Neobarock, auf dem eine Holztaube angebracht war. Das Symbol ist klar: "Gottes Geist schwebte über der Urflut."











Daneben steht ein großer Weihwasserbehälter mit einem großen Kreuz in der Mitte und Weizenähren und Weintrauben. Entschlüsselt heißt das: Kreuzweingarten. Freilich bedeuten Brot und Wein vor allem Eucharistie. Die hl. Messe ist Wurzel und Mitte des christlichen Glaubens. Die Taufe ist der Anfang des Heiles, dem wir in der Eucharistie begegnen. Alle Sakramente beziehen sich auf diese zentrale Mitte unseres Glaubenslebens. Wenn man also in die Kirche kommt, um Weihwasser zu holen für das kleine Weihwasserbecken zu Hause - denn in keinem christlichen Zuhause sollte Weihwasser fehlen - erinnert man sich folglich nicht nur an die Taufe, den Beginn unseres Glaubenslebens, sondern auch an die hl. Messe, die Mitte unseres Glaubens. Manche Eltern muß man auf diese Tatsache geradezu "stupsen". Bei einigen helfen freilich auch keine Symbole, sondern nur das klare "du sollst" des dritten Gebotes.

Rechts neben dem Taufbecken steht der Osterleuchter mit der Osterkerze des laufenden Jahres. Dazu fand ich im Pfarrbrief Mai 1987 folgenden Hinweis: "Damit die große Osterkerze auch einen würdigen 'Untersatz' erhält, hat uns Herr Jakob Bohnen einen großen Ständer aus einem Stück geschnitzt. Der Eichenbalken, aus dem er gefertigt wurde, ist der Ringbalken des Kirchturmes, der 1978 abgetragen wurde: 1978 verworfen, 1987 wieder in Dienst gestellt... Hinzu kamen Eisenfüße von Herrn Riehm aus Abenden. Herr Frenz aus Euskirchen gab noch einen kleinen farblichen Schliff dazu."











Bei der Übergabe der Taufkerze nehmen wir dann das Licht von der entzündeten Osterkerze: "Empfange das Licht Christi!" Er ist das Licht, das die dunkle Welt erleuchtet. Die Christen sollen durch das Licht, das sie empfangen haben, ebenfalls in der Dunkelheit leuchten. Licht spendet aber auch Wärme. Christus gibt uns die Wärme der Geborgenheit und Liebe, damit auch wir den anderen gegenüber so handeln. Wenn wir Christen nicht mehr aus dem Feuer der Liebe heraus lebten, würde es ganz eisig kalt in der Welt. Deswegen schenkt uns Gott in der Taufe die grundlegenden Haltungen für unser Leben, die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe und die Innewohnung des hl.. Geistes.

Auf dem Deckel des Taufbeckens stand früher eine Holztaube. Sie ist in den siebziger Jahren gestohlen worden. Dafür kam 1987 eine Barocktaube in den Bogen des Fensters. Wieder hat sich Herr Frenz um die farbliche Gestaltung gekümmert. Als Inschrift in den sieben Strahlen um die Taube kann man die sieben Gaben des Hl. Geistes in einer alten deutschen Fassung Iesen: Weisheit, Verstand, Guter Rat, Stärke, Wissenschaft, Gottseligkeit (Frömmigkeit) und Furcht des Herrn. Die hl. Firmung wird uns Jahre nach der Taufe die Fülle dieser Gaben schenken.











Was in der Taufe begonnen wurde, möge der Herr vollenden. Dieser Gedanke kommt im Beerdigungsritus zum Tragen. Damit der Herr aber an uns wirken kann durch die Gnade, müssen wir uns auf ihn einstellen. Den Kindern (und den Erwachsenen) macht es viel Spaß, wenn ich ihnen vor dem Ephata-Ritus erzähle, daß das Wort gehorchen mit dem Wort hören verwandt ist. "Kannst du nicht hören?" fragen manchmal verzweifelte Mütter - und nicht nur diese. Man muß schon gut auf Gott hin-horchen, das muß man als erstes wollen. Niemand ist so taub wie der, der nicht hören will. Warum hören die Menschen so wenig die Stimme Gottes? Weil sie von vornherein nicht ge-horchen wollen. Sie hören gar nicht erst hin. Tun sich deshalb manche mit dem Tauflied so schwer? "Ich will die Kirche hören", heißt es dort. Beim Ephata-Ritus öffnet der Priester symbolisch dem Täufling die Ohren.











Eine gute Hilfe bietet deshalb das Kupferblech am Boden des Weihwasserbeckens, das so leicht übersehen wird. Dort sind drei Sonnenblumen eingestanzt. Sie sind ein Zeichen des glaubenden Menschen. Die Sonnenblume dreht sich mit der Sonne. Der glaubende Mensch dreht sich zu Gott, damit er ihn besser hören kann. Es wird in der Kirche viel zu viel geredet, zu wenig gehört. Es gibt zu wenig hin-horchende Theologieprofessoren, deshalb auch zu wenig ge-horchende. Könnten wir dies doch von Maria lernen! Deshalb gehen wir am Ende der Taufe auch immer zum Marienaltar und stellen uns unter den Schutz der Gottesmutter. Von ihr lernt man zu "hören".

Als ich heute wieder an der Taufnische vorbeikam, stand dort ein wunderschöner Blumenstrauß. Wie dankbar bin ich dem Blumendienst der Kirche, daß sie diese Stelle der Kirche nie übersehen. Dort fing unser Glaube an. Wir müssen ihn gut pflegen.











... Was hat das Fegefeuer mit der hl. Helena zu tun?











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