Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Sancta sancte tractanda - die Pflege der heiligen Gefäße











Die Tatsache, daß wir keine modernen liturgischen Gefäße haben, hat mich manchmal gewundert. So viele Dinge sind neu dazugekommen, aber einen Kelch, einen Speisekelch, eine Monstranz aus diesem Jahrhundert wird man umsonst in unserer Pfarrkirche suchen. Es ist trotzdem immer wieder eine große Freude, zu den alten Gefäßen zu greifen und in ihnen Jesus Christus anzubeten, wenn er nach der Wandlung unter den Gestalten von Brot und Wein bei uns ist.

Der mir liebste Kelch ist auch gleichzeitig der einfachste. Er ist der jüngste von den drei Kelchen. Vermutlich ist er über zweihundert Jahre alt. Wir haben noch einen älteren, einen gotischen Kelch aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, vermutlich hat er aber einen oberen Teil -eine Kopa- vom 19. Jahrhundert. Auch er ist sehr schlicht und trägt das Wappen eines fürstlichen Hauses. Ihnen zur Seite steht ein barocker Kelch um 1750, auch hier dürfte die Kopa jüngeren Datums sein. Dazu gehört noch ein Speisekelch, der genauso gearbeitet ist wie der Kelch. Schließlich steht noch ein weiterer Speisekelch aus der Neugotik (etwa 1880) mit den heiligen Hostien im Tabernakel. Alle fünf Gefäße und die zu den Kelchen gehörenden Patenen sind sehr schlicht, aber würdig und regen zur Frömmigkeit an.

Der jüngste Kelch, ist der von Pfr. Kolvenbach, dein ersten Besitzer des Kelches. Er ist ihm vermutlich zu seiner Primiz 1775 geschenkt worden und wurde wohl eigens dazu angefertigt. Eine Inschrift unter dem Kelchfuß läßt sich noch relativ gut erkennen, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit lesen, denn der Kelch steht ja auf der Inschrift und schleift sie mehr und mehr ab. Die Inschrift ist recht primitiv mit einem scharfen Gegenstand in das Metall eingeritzt. Ansonsten ist der Kelch ohne Fehler und Makel. Schlicht in der Form, aus Blech gefertigt, außen leicht vergoldet, die Kopa innen ist stärker vergoldet. Die deutlich auszumachenden Buchstaben sind fett gedruckt, die kaum lesbaren einfach: P. Jo. Usenhof 1798 anj Me Donabat Josephus Kolvenbach Past Clts, das heißt-. "Mir, Peter Joseph Usenhof, schenkte ihn der Jubilarpriester (Pastor Celebratus) Josephus Kolvenbach." Die Jahreszahl ist kaum lesbar, die Buchstaben anj sind vielleicht als anni zu deuten. Der gesamte Text ist für einen ungeübten Urkundenleser sowieso nicht zu entziffern.











Kolvenbach war dem Totenzettel nach 1752 in Münstereifel geboren worden, gestorben im Revolutionsjahr 1848, zum Priester geweiht 1775 und Kanoniker im Stift Münstereifel 1796/97. Der Totenzettel lobt ihn ehrfürchtig: "Ein abgesagter Feind des Müßiggangs und jedes standeswidrigen Zeitvertreibs lebte der Hingegangene ein wahrhaft geistliches Leben, geteilt in Gebet und Arbeit." Er muß sehr belesen gewesen sein und hat auch selber viele Bücher geschrieben. Kolvenbach war schließlich kein Unbekannter. Freilich interessieren mich bei der Feier der heiligen Messe solche geschichtlichen Daten weniger. Ich bleibe beim Erheben des Kelches an den Worten hängen: "Me Donabat - (er hat es) mir geschenkt."

Es ist der Herr selber, der sich uns schenkt im heiligsten Sakrament des Altares: Er, Christus, hat sich mir geschenkt. Wie gehe ich mit diesem Geschenk um?

Hier sollte mir denn doch noch ein Wort vom Totenzettel des ehrwürdigen Kolvenbach einfallen. Dort heißt es am Ende: "In den letzten Jahren war sein Wahlspruch: Ich verlange aufgelöst zu werden und mit Christus zu sein", nach einem Wort des Apostels Paulus. Ein guter Gedanke für mich bei der Kniebeuge nach der Wandlung. Kolvenbach hat schließlich das biblische Alter von 96 Jahren erreicht.











Besonders die Kelche und die herrliche barocke Monstranz von 1750 (?) werden bei uns sehr gepflegt. Ich mag es nicht, wenn die Dinge, die mit dem Allerheiligsten in Berührung kommen, nicht höchst liebevoll gepflegt werden. Dazu gehört zum Beispiel auch die Kelchwäsche. Jeden Tag kommt ein neues Kelchtuch auf den Kelch. Einmal gebraucht, gehen die liturgischen Tücher (Lavabo-, Schulter- und das angesprochene Kelchtuch) in die Wäsche. Auch die Pallen und die Corporale, von denen bei uns etwa je zwanzig in Gebrauch sind, werden entsprechend behandelt. Die heiligen Dinge müssen heiligmäßig behandelt werden: "Sancta sancte tractanda."

An der Sakristei und am Innenleben der Schränke und Kommoden kann man erkennen, ob der Herr geliebt wird oder nicht. Da kann die Kirche ein Prunkstück sondergleichen sein, die Liebe zum Herrn erweist sich zunächst einmal in den kleinen Dingen. Man sieht zum Beispiel auch an der Kniebeuge, die Meßdiener, Küster, Katecheten, Lektoren, Organisten usw. vor dem Allerheiligsten machen, wie der Herr in der Gemeinde behandelt wird: "Behandelt ihn mir gut!" so habe ich es einmal gelesen, so möchte ich es Dir, lieber Leser, weitergeben: "Behandle den Herrn voller Liebe!" Dann kommen die Stoßgebete bei der ehrfürchtigen Kniebeuge ganz von allein von den Lippen: "Gottheit, tief verborgen, betend nahe ich Dir - adoro te." Wie gesagt: "Sancta sancte tractanda!"











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