Peter H. Irrgang |
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Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten |
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Kirchenführer und Meditation |
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Komm, wenn du liebst |
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Der Vorläufer der Kanzel ist der Ambo, auch Ambon genannt. Er ist nunmehr in fast allen Kirchen wieder zu Ehren gelangt und erfüllt einen wahrlich unersetzbaren Dienst. Das Lexikon für Theologie und Kirche schreibt zum Begriff "Ambo": "Ambo(n), eine zur Schriftlesung, zum Absingen des Graduale sowie auch wohl zur Predigt dienende, gewöhnlich aus Stein erbaute, mit Brüstung und Pult zum Auflegen des Buches versehene Bühne in altchristlichen und mittelalterlichen Kirchen. Manche Beispiele haben sich als Erbstücke aus früher Zeit noch in ital., zumal röm. Kirchen erhalten. In größeren Kirchen gab es nicht selten, jedoch erst in nachkaroling. Zeit, zwei Ambonen: einen größeren an der Evangelienseite zum Verlesen des Evangeliums und einen kleineren an der Epistelseite zum Verlesen der Epistel. Der Ambo ist der Vorläufer der späteren Kanzel. In unserer Kirche gab es keinen Ambo. Nach dem letzten Konzil kam aber bald ein einfaches Lesegestell, leider auch nicht billig. Es stand dafür um so wackeliger auf den Beinen, so daß es der Prediger eher festhalten mußte, als daß es ihm zur Stütze dienen konnte. Diese Bronzeimitation -als Pendant dazu gibt es noch einen Leuchter am Marienaltar, der auch nicht schöner ist- paßte nicht recht in unseren barockisierten Chorraum. |
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Schon im Jahre 1985 nahm Herr Minn aus Brühl die Idee der Ausgestaltung unseres Chorraumes gerne auf. Zunächst wurde das alte Chorgestühl (ca. 1690) so gut es ging restauriert (durch Lanzerath aus Bürvenich) und wieder in den Altarraum gestellt. Ein wichtiges Element der Ausstattung des besagten Chorraumes ist aber gerade der Ambo. Der Ambo sollte barock sein und genau zur Innenarchitektur des Raumes und zur Aussagekraft der Kirche passen. Man muß sich bei seinem Anblick wohl fühlen und unwillkürlich sein Herz zu Gott erheben können. Herr Minn brachte 1986 einen entsprechenden Entwurf ein und fand schließlich zu Beginn des nächsten Jahres ein schönes barockes Stück als Vorsatz für die Frontseite des Ambo. Es stammt aus einer barocken Kniebank (Wange) von etwa 1670. Herr Fellbach und Herr Busley haben dann die Struktur geschreinert, aus altem Eichenholz vom Kirchturm. Herr Minn ließ es sich nicht nehmen, rechtzeitig vor Weihnachten 1987 die farbliche Ausgestaltung und die Vergoldung des Ambo vorzunehmen. Der Spruch im oberen Feld lautet: VENI SI AMAS - VE, NISI AMAS |
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Selbst für weniger in Latein Bewanderte ist beim näheren Betrachten dieser Buchstaben ersichtlich, daß hier ein Wortspiel vorliegt. Die zweite Silbe NI im ersten Satz erscheint in der Mitte des zweiten Satzes. Durch veränderte Zäsuren bei gleicher Buchstabenfolge entsteht ein sehr tiefgründiger Sinn: Komm, wenn du liebst - wehe, wenn du nicht liebst. Den Älteren im Ort wird noch bekannt sein, daß diese lateinischen Worte links und rechts neben dem Altar auf der Rückwand des Chorraumes geschrieben standen. Pfarrer Nikola Reinartz hatte sie dort in den zwanziger Jahren anbringen lassen. Nach seinem Tod kam ein schlimmes Erdbeben und fügte der Kirche großen Schaden zu. Der Innenputz wurde erneuert, und die Wände wurden übermalt. Seitdem war diese interessante Wortkombination nur noch auf alten Photos der Kirche zu finden. Als in den Jahren 1985 - 1987 über den neuen Ambo für die Kirche nachgedacht wurde, kam auch der Gedanke auf, dieses Wortspiel wieder aufleben zulassen. |
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In den wenigen Worten, die dort geschrieben stehen, ist ein Kerngedanke unseres Glaubens enthalten. Der Herr lädt uns ein zum Leben, zur Liebe. Er spricht das KOMM aus. Es liegt an uns, zu lieben oder nicht. Es wäre aber schade um dich -daher der Ausdruck WEHE- , wenn du nicht liebst, denn das wäre die Hölle. Auf den liebenden Gott verweisen dann auch die Symbole im rechteckigen Feld darunter. Wir sehen darin den ganzen Kosmos: Sonne und Mond, die Gestirne und das geflügelte Herz. Der große Jupiterstern zuoberst ist ein typisch barockes Symbol für Gott. Wer mag, kann darin auch eine Andeutung auf den Stern Juda sehen, denn "das Heil kommt von den Juden", sagt uns der Apostel Paulus. Der ganze Kosmos (Gestirne) verweist auf die Allmacht Gottes. Daher das geflügelte Herz: Mittelpunkt der authentischen Verkündigung des Wortes Gottes, das dem Weihesakrament vorbehalten ist und die Priester und Diakone in Pflicht nimmt. Es darf uns deshalb auch nicht verwundern, daß die lateinischen Worte auf dem aufgeschlagenen Buch im Strahlenkranz des Herz-Jesu-Altares wiederum auf das Hauptthema verweisen: "Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe." So gehören denn nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich Herz-Jesu-Altar und Ambo zusammen: Es geht um das Hauptgebot der Liebe. "Daran hängen das ganze Gesetz und die Propheten" - und das ganze Neue Testament. |
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