Peter H. Irrgang |
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Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten |
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Kirchenführer und Meditation |
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Eine starke Ecke |
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Der Hauptaltar ist weniger künstlerisch ausgestaltet wie die beiden Seitenaltäre. Das merkt man sofort, wenn man sich für ein paar Minuten in die Kirche setzt. Bald wandert das Auge aber auch nach rechts. Dort steht kein Seitenaltar, sondern eine alte Kanzel. Wie die Altäre, so stammt der Kern der Kanzel aus dein 17. Jahrhundert, die Füllungen und Ornamente sind aus den fünfziger Jahren (Restaurator Hammes aus Münstereifel). Früher hatte die Kanzel wohl keinen Stützpfeiler und hing frei an der Wand, dort, wo jetzt die Figur der hl. Margareta steht. Ob von dort aus noch gepredigt wird? Wohl kaum. Dafür steht ja der Ambo da. Aber die Kanzel sieht doch eindrucksvoll aus, etwas ländlich, passend zur Kirche. Wie wird man früher die Glaubenslehre angenommen haben? Eine schmale Treppe führt zur Kanzel hinauf. Das wäre für kleinere Pastöre nicht so schwierig. Mein Vorgänger aber war etwas arg gewichtig für diese schmale und freiliegende Treppe. Die Brüstung ist tief Der Prediger konnte sich gut auflehnen. Die Bänke waren anders. Bis zum Aufgang standen Kinderbänke. Am heutigen Platz der Kanzel befand sich früher quer zur Ecke stehend der zweite Seitenaltar, der jetzige Marienaltar. Auf einem Photo von 1922 kann man das alles noch gut erkennen. |
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Einmal im Jahr - am Schützenfestmontag - gehe ich zur Kanzel hinauf. Es soll ja kein Museumsstück sein, sondern ein Gebrauchsgegenstand. Ich mag keine "Museumsstücke" in der Kirche. Auch die uralten Kaseln werden in kein Museum abgegeben. Sie sind sehr kompetent restauriert worden und kommen an den Feiertagen voll zur Geltung. Sie passen auch recht gut zu einer Predigt von der Kanzel. Als ich das erstemal von dort aus predigte, zückten einige gleich den Photoapparat. Später aber konnten sich alle davon überzeugen, daß man von einer solchen Höhe aus recht gut "bepredigt" wird. Worüber haben die Landpfarrer früher gepredigt? Wie haben die Menschen gelebt, geliebt, gelitten? Was war die Antwort der Pastöre auf die bedrängenden Fragen der Menschen? Die Geschichte der Pastöre ist ja immer sehr bemerkenswert. Sie ist auch gleichzeitig die Geschichte der Gemeinde. Im Pfarrhaus gibt es Predigtbücher aus dem 17. Jahrhundert. Da klingt alles sehr deftig, sehr herzhaft. Die Sprache ist unmittelbar. Ich habe einmal an einem solchen Schützenfestmontag etwas aus den Predigtbüchern vorgetragen. Nach der anfänglichen Erheiterung kam Interesse auf für das, was und wie in früheren Zeiten gepredigt wurde. An der Kanzel, über dem Kopf des Predigers, befindet sich eine aus Holz geschnitzte Taube. Sie ist wohl kaum jünger als die Kanzel; noch ganz Barock. Sie stellt den hl. Geist dar, denn dieser muß den Prediger inspirieren, damit er ganz aus dem Geist Gottes heraus predigt. Der Priester soll ja nicht sich und seine Dinge verkündigen, sondern er soll im Auftrag Gottes sprechen und die Lehre der Kirche verkünden. Dazu bedarf es der Gaben des hl. Geistes. Wie schnell predigt man von der Umwelt, aber nicht von dem, der die Welt erschaffen hat. Schlimm ist es aber, wenn beim Prediger die Einheit mit Köln und Rom nicht mehr zum Tragen kommt. |
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Aber auch die Hörer bedürfen des hl. Geistes, damit sie in rechter Weise verstehen, was uns der Glaube lehrt. Die beste Predigt taugt nur so viel, wieviel der Geist Gottes in den Hörern bewirkt. Vielleicht predigte man nicht nur wegen der Akustik von oben herab, sondern auch wegen der "Autorität von oben". Da kann durchaus ein weniger begabter Redner viel erreichen. Der hl. Pfarrer von Ars predigte in einer ähnlichen Dorfkirche wie hier. Er wäre bestimmt durch jede Rhetorikprüfung gefallen. Er konnte aber die Herzen für Gott gewinnen. Das kann einen schon nachdenklich stimmen. Schade, daß es so wenig Priester wie den Pfarrer von Ars gibt. Vielleicht predigen wir zwar von mehr "da unten", aber dennoch über die Köpfe der Leute hinweg, an den Herzen der Menschen vorbei. Eine ziemlich selbstkritische Anmerkung... Und über der Kanzel steht
eine kleine, aber imposante Figur: der hl. Erzengel
Michael. Die Figur ist möglicherweise die zweitälteste Figur in der Kirche. Vielleicht noch vor 1500 in der Schule des Tilman van der Borg entstanden, darf sie seil 1854, als sie zu uns kam, die Wache halten, wenn auch nicht immer von dieser Stelle aus. Ursprünglich sollte die Figur den hl. Georg darstellen. Die Flügel sind mit ziemlicher Sicherheit später hinzugefügt worden. Georg und Margarete wurden in der Legendenbildung willkürlich miteinander verbunden. Der Erzengel schwingt das Schwert. Jeder weiß, daß er den Drachen - Satan - niederschmetterte. Für Luzifer und seine "Engel" war kein Platz im Himmel. Dafür sorgte dieser Erzengel, dessen Name bedeutet "Wer ist wie Gott". Ein kämpferischer Geist. Er duldet die Rebellion gegen Gott nicht. Jedem von uns steht es gut an, den mächtigen Verbündeten oft und gern anzurufen in den Wirren unserer Zeit und in den Kämpfen unseres Lebens. Kennen wir noch das Erzengelgebet? Heiliger
Erzengel Michael, verteidige uns im Kampf! In diesem Gebet steckt viel Kraft. Man sollte es beten können. Schließlich ist den Erzengeln und den Schutzengeln auch unsere jüngste Glocke geweiht: die kleine Engelglocke. Sie läutet dreimal täglich den Angelus. Schade, daß manche so wenig anfangen können mit dem Erzengel Michael. Dabei gehen jährlich viele Gläubige auf Wallfahrt zum Michelsberg. Seit 1990 ist sie für unsere Pfarrei festgelegt auf den Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober. Schon nachdenkenswert, die Nähe dieses Nationalfeiertages zum Fest der Erzengel am 29. September und der Schutzengel am 2. Oktober. Warum eigentlich merkwürdig? Ist der Erzengel Michael denn nicht der Patron Deutschlands? Nochmals: Heiliger Erzengel, paß gut auf deine Kirche auf! |
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