Peter H. Irrgang

Pfarrkirche Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten

Kirchenführer und Meditation











Totus tuus - Altar mit drei Marienfiguren











Marienaltar 1

Unser Marienaltar hat seine Besonderheiten. Das darf ruhig so sein. Wichtig aber ist, daß man vor ihm gut beten kann. In der Tat ist der Altar so eingerichtet, daß drei Figuren dort abwechselnd Platz finden können.

Normalerweise steht die Pietá in der Nische auf einem doppelten Podest, in der Adventszeit und im Mai die Immaculata-Figur, wobei die Podeste weggeräumt werden. Im August finden wir auf nur einem Podest die Figur Maria Königin mit dein gekrönten Kind im Arm.

Über die Pietá wird an anderer Stelle noch die Rede sein. Besonders die Kinder freuen sich, wenn im Monat Mai die "große" Mutter Gottes kommt. Sie steht sonst im Beichtraum. Sie wurde 1986, nachdem sie 50 Jahre hier bei uns in Kreuzweingarten war, gründlich restauriert. Pfr. Nicola Reinartz hatte nicht nur die Pietá hergeholt (1922), sondern auch die Statue der Immaculata (1936). Sie stammt vermutlich vom Ende des vorigen Jahrhundert.











Die Darstellung dieses Figurentyps kam besonders nach den Erscheinungen der Mutter Gottes in Lourdes auf. Maria offenbarte sich der hl. Bernadette mit dem Namen: "Ich bin die Unbefleckte Empfängnis". Dieses Fest feiern wir am 8. Dezember. Es wird weit mehr gefeiert als neun Monate später Mariae Geburt am 8. September. Das ist sehr bezeichnend. Unsere Kirche will damit andeuten, daß Maria bereits bei der Empfängnis im Schoß ihrer Mutter Anna als ein ganz konkretes Du von Gott angesprochen worden ist und besonders auserwählt wurde, vom ersten Augenblick ihrer Existenz an. Bevor es also zu den Massenabtreibungen moderner Zeiten gekommen ist, hat die Kirche die Empfängnis Mariens zum Hochfest erklärt. Die Kirche feiert damit den historischen Beginn des geradezu "materiellen" Eingreifens Gottes in die Erlösungsgeschichte der Menschheit. Sie ist die neue Eva, die der Schlange den Kopf zertritt, wie man es am Fuß der Figur deutlich scheu kann.

Als wir das erstemal die Figur Maria Königin dort in die Nische stellten, meinten einige, der Pastor habe eine neue Marienfigur bekommen. Man sah sie ja immer nur auf ihrem hohen Podest am Mittelpfeiler stehen und war erstaunt, wie schön die Figur doch eigentlich ist. Vermutlich wurde sie um 1660 gefertigt. 1994 wurde sie von der Familie Minn einer grundlegenden Restaurierung unterzogen. Dabei zeigte sich, daß unter der etwas bäuerlichen Fassung eine prachtvolle, geradezu majestätische Barockfigur zum Vorschein kam. Erst im Frühjahr 1995 ist sie fertiggestellt und am Fest der Verkündigung, am 25. März, auf ihren alten Platz zurückgebracht worden.











Maria ist die gekrönte einfache Frau aus Nazareth. Es ist dieselbe, die von sich sagte: "Ich bin die Magd des Herrn". Immer, wenn ich über diese Figur meditiere, stelle ich sie als das einfache Mädchen dar, die einfache Frau, die uns in allem so nahe steht. Erst wenn wir sie ganz als die Unsrige erkannt haben, verstehen wir besser, was gemeint ist, wenn wir ihre Besonderheiten unterstreichen. Leider kennen wir keine Darstellungen Mariens aus ihrem Alltag, wo sie wäscht, putzt, schwitzt, ermüdet. Das aber bringt sie mir so nahe. Dann kröne ich sie gerne mit einem "Kranz von Rosen" und einer Litanei von biblischen Komplimenten (die lauretanische Litauei). Ich kann das fünfte Geheimnis des glorreichen Rosenkranzes viel besser beten, wenn ich mir Maria vorstelle, wie sie schwer arbeitet und sich liebevoll um das Elternhaus und später um ihre eigene Familie kümmert. Dann kann ich sie zehn Aves lang krönen, wie ich auch meine eigene Mutter am liebsten krönen würde.











Es kostet etwas Mühe, die Figuren jeweils umzustellen. Es lohnt sich aber. Der Marienaltar ist dafür vorbereitet und vermag so eine Reihe Schattierungen in der Marienfrömmigkeit der Pfarrgemeinde zu bewirken. Allen aber soll durch sie der Zugang zu Jesus, ihrem Sohn, vermittelt werden. Deshalb sind die Säulen besonders geformt. Wie schon beim Herz Jesu Altar sind auch hier die Säulen, die in einem schlimmen Zustand waren, restauriert und verlängert worden. Das letzte Drittel wurde neu geschnitzt. Herr Vus hat 1991 daraus ein kleines Meisterwerk- gemacht. Aus jeweils einem Stück gefertigt, sind aus dem Holz auch die Relieffguren herausgeholt und das Säulenrund gekonnt angefertigt worden. Die feine Schnitzarbeit der vier Evangelisten ist sehr gut gelungen. Sie sind allegorisch dargestellt, wie allgemein üblich: Mensch - Matthäus, Löwe - Markus, Stier - Lukas, Adler - Johannes. Sie werden getragen von Cherubinflügeln. Cheruben stehen vor dem Thron Gottes. Das besagt, daß die Evangelisten unmittelbar von Gott ihre Botschaften haben, die sie den Menschen in der ganzen Welt weitergeben sollen. Deshalb die Räder unter ihnen. Das Rad war schon in vorchristlicher Zeit Zeichen der Botschafter, der Herolde. Hier im Marienaltar besagt die Botschaft, daß bei Maria alles angefangen hat und daß in ihr schon zur Vollendung gekommen ist, was uns die hl. Schrift als unsere Vollendung erst am Ende der Zeit verheißen hat.











Oft bete ich vor dem Marienaltar das schöne Stoßgebet, das oben zwischen den Giebeln des Altares zu lesen ist:

"Totus tuus et omnia mea tua - Bin ganz der Deine und alles, was mein ist, ist dein."

Elf Buchstaben links und elf Buchstaben rechts. Der neugierige Betrachter braucht sie also nicht erst nachzuzählen. Die Zahl der Buchstaben hat auch keine Bedeutung. Es paßt eben recht gut. Es ist das Motto des Papstes Johannes Paul II, dem wir so viel verdanken. Er hat dieses ganz und gar marianische Wort in sein Papstwappen geholt. Das Wappen zeigt ein großes M rechts neben dem Kreuz und unter dem Querbalken. Es bedeutet "Maria am Kreuz". Dort betrachten wir sie und treffen dabei auf den Nerv unserer Hingabe an Gott. Da wir dieses Stehvermögen uns selber nicht zutrauen können, ist es gut, ihr zu sagen, daß wir ganz ihr gehören (totus tuus). Darin werden auch wir vor dem Kreuz nicht weglaufen und deswegen ganz in Christus geborgen sein. Wie gerne beten die Kinder die etwas längere Form dieser Hingabe aus dem Gotteslob (Kölner Eigenteil):

O meine Gebieterin, o meine Mutter!
Dir bringe ich mich ganz dar.
Und um Dir meine Hingabe zu bezeugen,
weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz,
mich selber ganz und gar.
Weil ich also dir gehöre, o gute Mutter,
bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und Eigentum.

Man kann es beim flüchtigen Vorbeigehen aber auch kürzer sagen: totus tuus.











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