Everhard Boßhammer / Ein rheinischer Landdechant (1594/1672)
von Pfarrer Corsten, Köln-Raderberg


Zum 400. Geburtstag von Everhard Boßhammer

Herausg. Kath. Kirchengemeinde Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten





















III. Boßhammers Wahl zum Kämmerer und Dechanten


Von jeher waren dem Dechanten des weit ausgedehnten Dekanates Zülpich zwei Kämmerer zur Seite gestellt, die denselben namentlich in der Vermögensverwaltung des Capitels unterstützen sollten. Weil sie, wie der Dechant, auf das Vertrauen der Capitulare angewiesen waren, wurden sie vom gesamten Capitel gewählt. In diese Vertrauensstellung eines Kämmerers finden wir Boßhammer schon auf der Euskirchener Bruderschaftsversammlung am Dienstag nach Mariä Opferung 1640, in der die neu formulierten Statuten gutgeheißen und unterschrieben wurden. Als nun am 6. März 1651 Johann Sintzich, seit 1595 Pfarrer von Euenheim, seit 1622 Dechant der Zülpicher Christianität, starb, muße Boßhammer, der älteste Kämmerer, baldigst eine Capitelsversammlung zwecks Neuwahl eines Dechanten einberufen. Das war aber 1651 nicht möglich wegen der Lothringischen Truppen, die vom Pfalzgrafen von Jülich gegen den Kurfürsten von Brandenburg herbeigerufen, damals unser Land brandschatzten.

Unsicherheit auf allen Wegen, die noch vermehrt wurde durch die Holländer. Diese ließen den Druck, welchen die Protestanten durch die Maßnahmen des eifrig katholischen Pfalzgrafen fühlten, die Katholiken in diesen Landen doppelt entgehen. Dabei hatten sie es besonders auf die katholischen Geistlichen abgesehen. Viele Geistliche, die ihnen in die Hände fielen, schmachteten lange Zeit im Kerker zu Orsoy bei Kleve, wo manche von ihnen starben; anderen gelang es, durch die Flucht sich gleichem Schicksal zu entziehen. Im Zülpicher Dekanat waren damals Stockheim, Soller, Drove, Froitzheim und Nideggen ohne Seelsorger, und zwar, wie es in den Annalen der Dürener Franziskaner heißt: solange die Verfolgung der Holländer wütete (grassante persecutione Hollandorum) (14).

Als dann endlich am 28. Februar 1652 die Capitelsversammlung in der ehrwürdigen St. Anno-Kapelle in Zülpich zusammentrat, hielt Boßhammer eine Ansprache an die Capitulare, die er ins Capitelsbuch eingetragen hat (15). Nach Exodus 18,21 erinnert er an den Ratschlag, den Jethro seinem Schwiegersohn Moses gegeben. „Eben denselben Rat hat der hl. Geist der Kirche gegeben. So ist dem Bischof die oberste Seelsorge in seiner Diözese übertragen. Damit er jedoch unter dieser Last nicht erliege, sind ihm Archidiakonen und Archipresbyter beigegeben. Diese sollen oculus cleri, jene lingua populi sein; diese sollen die ethica der Geistlichen, jene die theoria der Laien leiten. So sind für den weiten Umfang der Kölner Erzdiözese 22 Archivpresbyter bestellt. Unter diesen hat der wohlehrwürdige Herr Joh. Sintzich unser Zülpicher Dekanat 29 Jahre lang treulich geleitet, dann aber sterbend die Würde des Dechanten dem Gremium des Capitels zurückgegeben. Nun seid ihr, Hochwürdige Herren, hier versammelt, damit ein jeder nach seinem Gewissen sorgsam umschaue nach einem Manne, der nicht nur als Dechant unsere Christianität in rechter Weise leiten, sondern auch als wahrer Erzpriester der erste unter den Priestern sein könne.

Aus der geheimen Wahl, die darauf vorgenommen wurde, ging Boßhammer als neugewählter Dechant hervor. Bald folgte die Genehmigung durch die Erzbischöfliche Behörde und die landesherrliche Bestätigung durch die Düsseldorfer Regierung. Seine Wahl wurde besonders freudig begrüßt von den Mitgliedern der Euskirchener Bruderschaft. Das erfahren wir aus der Eintragung im Rechungsbuch am 9. April 1652: „Bei dieser Bruderschaftsversammlung wurden 16 Krüge Wein getrunken, von denen jeder 16 Albus kostete. Diese haben wir auf Beschluß der Bruderschaft dem Herrn Dechanten Everhard Boßhammer gewidmet. Damit haben wir ihn geehrt, ihm zu seiner Erwählung gratuliert und die Hoffnung ausgesprochen: seine Amtsführung möge ihm selbst und uns allen zum Heile und zum Segen gereichen (16).“



IV. Boßhammer als Dechant der Christianität Zülpich

1. Die Visitationen


Zum 400. Geburtstag - Everhard Boßhammer von Pfarrer Corsten
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