Everhard Boßhammer / Ein rheinischer Landdechant (1594/1672)
von Pfarrer Corsten, Köln-Raderberg


Zum 400. Geburtstag von Everhard Boßhammer

Herausg. Kath. Kirchengemeinde Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten





















7. Das große Anniversar zu Nideggen


Herzog Wilhelm I. von Jülich hatte 1348 auf das Spolienrecht am Nachlaß der Geistlichen seines Landes verzichtet und deren Testierfreiheit anerkannt, sie dafür aber zur Teilnahme an dem feierlichen Jahrgedächtnis verpflichtet, das jährlich am Dienstag nach dem zweiten Sonntag nach Ostern für die verstorbenen Fürsten und Fürstinnen des Jülicher Hauses in der Pfarrkirche zu Nideggen gehalten wurde. Die zumeist aus beträchtlicher Entfernung aus drei Dekanaten, (Zülpich, Jülich und Bergheim) herbeigeeilten Pfarrer erhielten für ihre Beteiligung, für die mühsame, mit Unkosten verbundene Wanderung nach Nideggen außer einem Glas Wein keine Entschädigung. Darum hatte die Geistlichkeit der beiden Dekanate Jülich und Bergheim schon seit der Mitte des 16. Jahrhunderts sich nicht mehr an diesem Anniversar beteiligt (53).

Das Dekanat Zülpich hatte am althergebrachten Brauche bis zum Jahre 1643 festgehalten, dann aber, wie Boßhammer sagt, als die Geistlichen mit der Bevölkerung sich vor der Verfolgung der Hessen nur durch die Flucht retten konnten, sich auch nicht mehr beteiligt. Als nun friedlichere Zeiten gekommen waren, verlangte der Pfalzgraf Philipp Wilhelm von der Zülpicher Dekanatsgeistlichkeit die Wiederaufnahme des früheren Brauches, was diese ablehnte. Im Laufe der darauf von der Düsseldorfer Regierung angeknüpften Verhandlungen ist Boßhammer nach Düsseldorf gereist und hat mündlich mit dem Kurfürsten selbst (habita audientia desuper) verhandelt. Wohl können, so führte er aus, die Geistlichen vom Fürsten gezwungen werden, durch Einöden und Wildnisse nach Nideggen zu wandern; aber die Zuwendung des Opfers (intentio et applicatio sacrificii) werde, wenn sie für den Altardienst nichts erhalten, ihrem Gewissen frei überlassen bleiben. Boßhammers freimütige Sprache hatte den Erfolg, daß der Fürst eine angemessene Entschädigung bewilligte. Boßhammer entwarf dann die Gottesdienstordnung für das Nideggener Anniversar, die bis zu französischen Revolution maßgebend geblieben ist.


8. Boßhammer im konfessionellen Kampfe


Zum 400. Geburtstag - Everhard Boßhammer von Pfarrer Corsten
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