Everhard Boßhammer / Ein rheinischer Landdechant (1594/1672)
von Pfarrer Corsten, Köln-Raderberg


Zum 400. Geburtstag von Everhard Boßhammer

Herausg. Kath. Kirchengemeinde Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten





















VI. Boßhammers gemeinnützige Stiftungen


Die reichen Zuwendungen seines Testaments beweisen, daß er über ausgedehnten Grundbesitz in Weingarten, Cuchenheim, Euskirchen, Scheuren und Vernich, große Schafherden in Cuchenheim und Scheuren, zudem über beträchtliche Kapitalien verfügte. Sein väterliches und mütterliches Erbteil, dazu die Einkünfte, die er von seiner Pfarrstelle und seinem Kanonikat bezog, hätten ihm ein bequemes, sorgenfreies, sogar üppiges Leben gestattet, wie es leider so viele seiner Standesgenossen in jener Zeit führten (61). Boßhammer hat sein Vermögen und seine reichen Einkünfte zu edlen gemeinnützigen Stiftungen verwandt (62). Seine erste liebevolle Sorge galt seiner Heimatgemeinde Weingarten. Die Andacht zum hl. Kreuze und zur schmerzhaften Mutter, ein teures Vermächtnis seiner frommen Eltern, hat ihn, so bekennt er als zweiundsiebzigjähriger Greis, durch alle Stürme seines wechselvollen Lebens begleitet. Beiden, dem gekreuzigten Heiland und seiner schmerzhaften Mutter, wollte er in seiner Heimatkirche ein dauerndes Denkmal dankbarer Verehrung errichten.

Weil das Fest des hl. Kreuzes in der Pfarrkirche zu Weingarten unter Anteilnahme des ganzen Landes so feierlich begangen wird, und der Raum für solche Volksmengen nicht ausreicht, habe ich diese Kirche erweitern und, damit eine Memorie der schmerzhaften Mutter nicht fehle, dort eine Kapelle mit Altar und allem Zubehör zu ehren der schmerzhaften Mutter aufrichten und weihen lassen.“ Die Erweiterung bestand darin, daß an der ganzen Nordseite der Pfarrkirche entlang ein Anbau errichtet wurde, der heute noch im Volksmunde als „Dechantsgang“ bezeichnet wird, in Erinnerung an den Dechanten Boßhammer. Um diese Andachtsstätte für alle Zeiten zu sichern, stiftete er für den neuerrichteten Altar der schmerzhaften Mutter eine reich dotierte Vikarie. Abgesehen von der ersten Collation, die er sich selbst vorbehielt, sollte das Recht der Besetzung abwechselnd dem Landdechanten von Zülpich und dem Stiftskapitel zu Münstereifel zustehen. Er selbst hat kurz vor seinem Tode diese Stelle seinem Neffen Antonius Viltz übertragen.

Sodann ließ er in Weingarten auf seine Kosten ein neues Schulhaus errichten. „Zwecks besserer Erziehung der Jugend wird dieses Haus dem Vikar überwiesen mit der Verpflichtung, daß er gegen angemessene Besoldung die Kinder, abgesehen von andern Kenntnissen, vorzüglich in der Frömmigkeit unterrichte. Die Collatoren sollen darüber wachen, ja darauf drängen, daß fleißig Schule gehalten und die Kinder der Armen unentgeltlich unterrichtet werden.“ Boßhammer gibt deutlich zu verstehen, daß sein Erziehungsideal, wie überhaupt die Jugendbildung des Mittelalters, nicht in erster Linie auf Wissen und Kenntnisse, sondern vielmehr auf die Bildung des Willens und Gemütes gerichtet war.

Außer der erwähnten Vikarie- und Schulfundation stiftete er an der Pfarrkirche in Weingarten drei Hochämter an den Festen der schmerzhaften Mutter (63), die von den Pfarrern von Weingarten, Kirspenich und Stotzheim zu zelebrieren sind, und ein Seelenamt, das jährlich an seinem Sterbetag zu halten ist. Der Lambertuskirche in Cuchenheim vermachte er ein Grundstück, von dessen Ertrag das Ewige-Licht-Öl beschafft werden soll. Eine besondere Vorliebe scheint er für die Kapuziner in Euskirchen gehabt zu haben, denen er für den Neubau ihres Klosters das Nachjahr (Gnadenjahr) und seine Bibliothek testamentarisch vermachte. Auch die Armen, deren es damals so viele gab, sind in seinem Testament reichlich bedacht.


VII. Schlußwort


Zum 400. Geburtstag - Everhard Boßhammer von Pfarrer Corsten
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