Kreuzweingarten - ehemaliger jungsteinzeitlicher Schäferort?

Neues von der Namensforschung um Wingarden

Vine oder wyne sind Bezeichnungen, die im 14. und 15. Jahrhundert verwendet wurden. »Wyne«, hat Ähnlichkeit mit dem gotischen »win« oder »winja« = Weide. *) Demzufolge wäre möglich daß Weingarten früher ein großer Weidenplatz war. Solche Weidenplätze haben ihre Tradition, die bis in die Zeiten der Jungsteinzeit zurückgeht. Laut Duden - Das Herkunftswörterbuch bedeutet Weide = Grasland = mhd. Weide, ahd. Weida. Weide bedeutet auch den Baumnamen = mhd. Wide, ahd. Wida, engl. Witha. Eine andere Bezeichnung für Weide ist das Wort (lat.) pascua.

Im Zusammenhang mit der Kreuzweingartenforschung wurden mehrere Orte mit vermuteten megalithischen Zeugnissen am Eifelrand lokalisiert. So erbrachte das kleine Hochplatteau im Gebiet Weyer, Zingsheim und Pesch einige Rückschlüsse auf Hinkelsteinfelder. Findlinge sind noch für den Anfang des 18. Jahrhunderts beispielsweise bei Euskirchen-Billig bekannt. Auf der anderen Seite von Kreuzweingarten zeichnen sich Restzeugnisse solcher ehemaliger Steinvorkommen bei Arloff/Iversheim und Kirspenich/Kirchheim ab. Solche Weiden und begrünte Bergkuppen wurden in der Jungsteinzeit für Schaf- und Ziegenzucht genutzt. Viehhirten übernahmen in der relativ spärlich mit Baumbewuchs angesiedelten Umgebung gleichzeitig die Position eines Wachpostens ein. Hier an diesen höhergelegenen Hügeln hatten sie einen weiten Ausblick bis Bonn oder Satzvey.

In Steht Wingarden auf einem vorzeitlichen Dorf? wird die ehemalige Lage eines jungsteinzeitlichen Dorfes im Ortsgebiet von Kreuzweingarten vermutet.


In den heute noch vorhandenen Grenzen des am Außenkreis gelegenen Frohnhofes, Schlösserhauses dem Grundstücksverlauf bis zum nördlichen Ortsausgang zeichnen sich die Reste eines ehemaligen Runddorfes ab, dessen Palisadenzaun oder Umgrenzung womöglich noch zur Römerzeit bestanden hat. Der hohe Zerstörungsgrad der Villa Rustica und die spätere Dorfanlage lassen eine größere Überschwemmung Kreuzweingartens in der frühfränkischen Zeit vermuten, die Teile des Dorfes bis zur Hochwasserlinie am Gebertzhaus weggeschwemmt hatten. Mit der Gründung des Fronhofes trat dann Weingarten ins Eigentum der nachgewiesenen Güter des Klosters Prüm. Ganz interessant sind die Grundrisse im Verlauf des Schlösser- und Brauhausgrundstückes, die einst die Außengrenze eines frühzeitlichen Runddorfes darstellten und die Grenzverläufe des Wolfgarten- und Dederichsanwesens, deren nachgewiesenen Grundstücksverläufe auf den beiden unteren Karten rot eingezeichnet wurden.

Die ehemaligen und teilweise heutigen Grundstücksverläufe markieren genau einen Halbkreis um den ehemaligen Dorfkern. Die nach Osten gelegenen Dorfteile und Wiesen fielen einer Jahrtausendflut wahrscheinlich im 14. Jahrhundert zum Opfer.



Die rechterhand vom Wolfgarten- und Gebertzanwesen gelegenen Überschwemmungsgebiete Kreuzweingartens fielen womöglich einer größeren Überschwemmungskatastrophe irgendwann zum Opfer. Die hier gelegenen Wiesen und Gärten könnten durchaus zur Römerzeit und zur Zeit der Unterstellung unter das Prümer Urbar noch höher gelegen haben. Das am Brauhaus markierte Hochwasser vom 2. Mai 1818 muß noch nicht das Schlimmste seiner Art gewesen sein. Im Folgenden ein Auszug aus der Chronik des Pfarrers Tillmann Pluntsch:

Von solchen Überschwemmungen wird häufig in der Geschichte Münstereifels berichtet. Die ältesten Nachrichten befinden sich in der Chronik des Pfarrers Tillmann Pluntsch, wie folgt:
„Im Jahre des Herrn 1393 fielt ein großes Wasser nach ein Uhr, so daß es zu Münstereifel auf des Spitals Brücke ging, des anderen Tages nach Sankt Urbanustag.“ (25. Mai).
„Im Jahre des Herrn 1402 auf Sankt Barnabastag (11. Juni) war ein großes Gewässer binnen Münster in der Eifel, das wohl vier oder fünf Häuser binnen Münster wegführte; und nicht ein Steg noch Brücke blieb stehen darinnen. Darum die Herren von dem Kloster und die Bürger zwei Bittfahrten gingen nach Weingarten und nach Schweinheim.
„Im Jahre des Herrn 1404 auf Sankt Helenentag (18. August) war dasselbe Wasser und auch Not darin; und es war mehr als das erste und tat auch großen verderblichen Schaden.“
„Im Jahre des Herrn 1416 war zu Münstereifel ein großes Gewässer acht Tage nach Sankt Peter und Paul in der Nacht, also daß durch des Wassers Nöten ertranken wohl 100 Menschen binnen Münster, und auch wohl hundert Häuser vergingen; und es tat ferner großen verderblichen Schaden binnen Münster und auch neben Münster.“

Die letztgenannte Überschwemmung war besonders unheilvoll und ist auch von anderer Seite bestätigt. Die Cronic der hilligen statt von Cöllen bringt die Nachricht in folgender Form:
„In demselben Jahr (1416) kam binnen Nachts, da die Leute schliefen, ein also groß gefährlich und unversehendes Wasser, das man nennt einen Himmelsbarst, vor Münstereifel, so daß die Pforten mit den Mauern hinabtrieben, und führte das Herz von der Stadt weg. Da ertranken viele Leute und Kinder und auch viel Vieh, so daß man wohl zweihundert Menschen tot und mehr denn dreitausend Stück Vieh fand im Umringe von anderthalb Meilen; und es tat viel Schaden an Häusern und an Gut, das mit wegtrieb und man merken konnte.“

Direktor Katzfey hat die Nachricht in einem alten Geschichtsbuch gelesen, wo sie folgenden Wortlaut hatte:
„Anno 1416 fiel bei Nacht ein Wolkenbruch hernieder über die Stadt Münstereifel, da die Leute schliefen, riß einen großen Teil der Mauern und Stadt hinweg, ertränkten viel Volkes und Viehes, die hernach eine Meile von der Stadt im Felde gefunden worden, führte weg und verderbte ein großes Gut.“

Aus: Volkstümliche Geschichte der Stadt Münstereifel von Studienrat Prof. Karl Hürten (Auszug), Münstereifel 1926

Von den Resten des frühfränkischen Wingardens dürfte nach diesen Überschwemmungen um das Jahr 1400 also nicht mehr viel übriggeblieben sein. Der einzige Anhaltspunkt für ein vorzeitliches Dorf Wingarden bilden deshalb die erwähnten Grundstücksgrenzen.

Einem Kreuzweingartener jungsteinzeitlichen Dorf waren wahrscheinlich die Weideplätze zwischen Kirchheim, Billig, Antweiler und Iversheim zugeordnet. Da der Hardtwald und Billiger Wald damals noch nicht bewaldet waren, brauchten die Hirten einen Ort, der geschützt im Tale zu Zwecken der Zuflucht lag. Hier betrieben sie die kleinen Gärten zur Versorgung der Bewohner. Diese Nahrungsgrundlage spielte auch für die später auftretenden Kelten und Römer die Möglichkeit, kleinere Volksgruppen zu ernähren und später römische Bautrupps beim Bau der römischen Wasserleitung zu versorgen. Da bei Kelten gegenüberliegende Berge und Täler mit inmitten gelegenen Inselbergen einen besonderen Schutz boten, eignete sich der Hardtberg geradezu als Standort eines Oppidums. Die Bedeutung des Keltenringes im heutigen Hardtwald ergibt sich somit auch aus der Vorbesiedlungsgeschichte Wingardens.

Nördlich von Kreuzweingarten gelegen findet sich eines der wahrscheinlich ältesten Besiedlungszeugnisse des Kreises Euskirchen. Das ehemalige Grabenwerk beheimatete wahrscheinlich einst ein jungsteinzeitliches Dorf. Anhand der Grundstückgrenzen der Puttkammerkarten waren die Grenzen noch bis ins 18. Jahrhundert bekannt. Durchaus möglich, daß auch beim Bau des Römerkanals dieser Ort weithin bekannt war und man sich einmal von Köln her in die Eifel vordringenden Bauarbeitern und auch von denen von Nettersheim arbeitenden Römerkanalbauern an diesem markanten Ort treffen wollte.


Eine ehemalige jungsteinzeitlichen Ansiedlung am Abzweig Billig?


Der Verlauf des Römerkanals ist durch die schlangenförmige Linie gekennzeichnet. Die anderen Linien oder Punkte bedeuten Wege oder Grenzverläufe.


Die seinerzeit vorgenommene Befliegung erbrachte noch einmal einen schönen Blick auf dieses sogenannte Grabenwerk.

Anhand einer weiteren Luftaufnahme von 1960 ließ sich ein ungefähres vorzeitliches Dorf lokalisieren, welches bis zum nordöstlichsten Bergrücken der Paffenhardt verläuft.

Dieser Bergrücken war auch für den Verlauf des Römerkanals von besonderer Bedeutung. Während seines Verlaufes aus der Eifel hat man unterweg keine Mühen gescheut, an Gefälle zu sparen, um später einmal genügend Höhe zu haben, das problematische Erfttal zu überqueren. Fast bis zum nordöstlichen Ende des Paffenhardtrückens hat der Römerkanal geringes Gefälle und durchquert obiges Grabenwerk im Süden. Von dort hat man einen günstigen Aussichtspunkt über das Erfttal. An dieser Stelle beschreibt jedoch der Römerkanal eine S-Kehre und verläßt die Paffenhardt mit sehr großem Gefälle in Richtung Rheder. Auch hier der Hinweis auf mehrere Kulturstufen, die sich hier begegnen. Jungsteinzeit und Römer begegnen sich hier. An dieser markanten Stelle befindet sich der aus dem vorigen Jahrhundert bis stammende und bis in die 70er Jahre bedeutende und heute noch wichtige Wasserbehälter der Stadt Euskirchen. Im Bereich der Umzäunung fällt sofort eine kleine Terrasse auf, deren Ursprung dem Verfasser nicht bekannt ist.

Die Besiedlungen in und um Kreuzweingarten in den verschiedensten Zeitepochen zeugen von einem der bedeutensten Siedlungsorte am Eifelrande. Kreuzweingarten als Wohnsitz für vorzeitliche Schäfer und jungsteinzeitliche erste Kulturpflanzenanbauer scheint vom Namen „Weidengarten“, dem Grabenwerk und dem ursprünglichen Dorfgrundriß her durchaus möglich. .

*) „Im 14. Jhd. finden wir die Bezeichnung »vineweld« und um 1512 »wynefeld«. »Wyne«, hat Ähnlichkeit mit dem gotischen »win« oder »winja« = Weide. (Vgl. Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschung Jg. 1909 Trier).“ in: Der Untergang des Dorfes Weinfeld von Jakob Schmilz, Daun, Heimatjahrbuch Landkreis Daun

Texte und Veröffentlichungen Kreuzweingartens ©

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede