Glockenbeiern in Wyngarden
Bürger erstellten Chronik von Kreuzweingarten -
Auf Erzählungen und Fotomaterial älterer Bürger angewiesen

Kölnische Rundschau vom 3. März 1989

Von Dirk Decker


Kreuzweingarten. Ein umfangreiches Unterfangen haben sich sieben Bürger der Ortschaft Kreuzweingarten vorgenommen. Jakob Bohnen, Monika Cater, Hermann-Josef Kesternich, Friederike Kuhl, Josef Lützeler, Hans Regh und Dr. Gabriele Rünger wollen zur 1100-Jahr-Feier des Ortes, die 1993 ansteht, ein Buch zur Ortsgeschichte herausbringen.

Am ersten Treffen der Gruppe im November letzten Jahres nahm auch der Vorsitzende des Vereins der Geschichts- und Heimatfreunde, Dr. Reinhold K. Weitz, teil. Der Arbeitskreis hofft, daß der Geschichtsverein das Buch einmal herausgibt.

Die landwirtschaftlichen Verhältnisse in der Zeit zwischen 1913 und 1939 untersucht Josef Lützeler. Neben persönlichen Erinnerungen stützt sich Lützeler dabei auf die Befragung älterer Mitbürger.

Friederike Kuhl, Hans Regh, Hermann-Josef Kesternich, Josef Lützeler und Dr. Gabriele Rünger (v.l.n.r.) treffen sich einmal pro Monat.


Das 20. Jahrhundert bearbeitet Dr. Gabriele Rünger. Sie kümmert sich nicht nur um Sitten und Gebräuche, sondern besonders um die Zeit vor, während und nach dem 1. Weltkrieg. Außerdem geht sie auf politische Verhältnisse und Vereinsgründungen ein. Breiten Raum nimmt bei ihr die Zeit des Nationalsozialismus im Dorf ein.


Ein Foto aus einer Zeit, als der Landwirt kaum Maschinen zur Verfügung hatte: Mit Ochsengespannen wurde die Erntearbeit noch um 1943 durchgeführt.


Friederike Kuhl ermittelt anhand alter Kirchenbücher und lateinischer Urkunden die Einwohnerzahlen und den Bevölkerungsaufbau Kreuzweingartens. Sie bezieht sich dabei auf die Zeit ab 1679 - dem Anfang der Kirchenbücher bis zur französischen Verwaltung im Jahre 1812. In ihren Beiträgen kommt auch die Auswirkung der „schlechten Zeiten“ auf Bevölkerung und Geburtenraten zur Sprache. Die ehemalige Lehrerin der Marienschule zeigt auch Einzelschicksale auf und erläutert die Herkunft Kreuzweingartener Pastöre.


Das goldene Priesterjubiläum des damaligen Pfarrers Nikola Reinartz im Jahre 1949 wurde von den Kreuzweingartenern groß gefeiert.


Ein malerisches Bild: Hubertusstraße und Kirche boten vor 1938 einen idyllischen Anblick.
Repros und Fotos: Decker


Als Intimkenner der Kreuzweingartener Geschichte gilt Hans Regh, der schon im Jahr 1969 als Mitherausgeber des Buches „Kreuzweingarten, Rheder, KaIkar“ in Erscheinung trat. Der Kreuzweingartener befaßt sich mit der Erklärung des Prümer Urbars, einem Abgabenverzeichnis, in dem der Ort Kreuzweingarten unter dem Namen „Wyngarden“ 893 erstmalig erwähnt wurde. Weitere Themen Reghs werden das Postwesen des Ortes, das Verkehrswesen und der Weinbau sein.
Desgleichen behandelt Regh auch die alte Tradition des “Glockenbeierns“, dem fast vergessenen Anschlagen der Glocken am Karfreitag per Hand. Er widmet sich auch den Unwettern mit Überschwemmungen durch Erft seit 1419 sowie der Umbenennung von „Weingarten“ in Kreuzweingarten. Außerdem arbeitet er das Schicksal der fünf Gebrüder Gemünd auf, die alle im zweiten Weltkrieg fielen. Auf Interesse dürften auch seine Erläuterungen zum Arloffer Dingstuhl, der im Mittelalter für Kreuzweingarten zuständigen Gerichtsstätte, und zum Darlehenskassenverein, der von 1888 bis 1925 bestand, stoßen.

Die harte Arbeit in der Kreuzweingartener Schmiede Spilles um 1950 illustriert dieses Foto.


Während sich Jakob Bohnen mit dem Handwerk und Betrieben des Ortes sowie dem Kriegsende 1945 befaßt, geht Hermann-Josef Kesternich auf Kulturgeschichte und -leben seit dem ersten Weltkrieg ein. Zudem wird Kesternich auch über die mundartliche Sprachstruktur einen Artikel verfassen.


Ein romantisches Dorfpanorama: Dieser Anblick Kreuzweingartens bot sich dem Betrachter vor 1913 vom Römerkanal aus.


Bei der Erstellung des Buches greifen die sieben geschichtsinteressierten Ortsbewohner auf eine Vielzahl von Quellen zurück. Auf Kreisebene dienen ihnen das Pfarrarchiv des Ortes, das Archiv des Kanoniker-Stiftes aus Bad Münstereifel sowie das Kreis und Stadtarchiv als Informationsgrundlagen. Überregional beziehen sich die künftigen Autoren unter anderem auf das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, das Erzbischöfliche Archiv Brühl und das Landeshauptarchiv in Koblenz.

Nichtdestotrotz ist die Mitarbeit der Bevölkerung hinsichtlich mündlicher-, schriftlicher und fotografischer Beiträge jederzeit erwünscht und erhofft. Als zentrale Anlaufstelle dient die Adresse von Hans Regh.
Gleichzeitig mit der Herausgabe des Buches plant der Arbeitskreis eine Ausstellung mit Gebrauchsgegenständen von historischem Wert und Urkunden. Darüber hinaus schwebt ihm vor, daß die Dorfvereine eine 1100 Jahr-Feier gestalten.

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