Eingepreßte Herzen

Stippvisite in der Schöppen-Schmiede von Kreuzweingarten Bericht zur Dorfchronik 1950
von Ruth Scheffer - Kölnische Rundschau


Links am Amboß Schmiedemeister Franz Spilles mit Onkel Bertram Spilles, Inhaber der Firma „Gebrüder Spilles“, gleichnamige Firma seit 100 Jahren existierend im 150 Jahre alten Schmiedebetrieb.

Wenn man von Euskirchen nach Kreuzweingarten wandert, wird einem schon am Ortseingang das helle " Ping-Ping"eines Schmiedehammers als Gruß zuteil und bald steht man vor einer alten Schmiede, in der schon seit über 150 Jahren das Schmiedefeuer glüht und deren Namen weit über den Kreis Euskirchen hinaus bekannt ist. Hier werden in vielen mühsamen Arbeitsgängen die bekannten "Wöngede Schöppen" handgeschmiedet, die nicht nur die Bauern und Gärtner, sondern auch die Arbeiter vom Tiefbau bevorzugen. Viele hundert Gartengeräte treten von hier ihren Weg an über das Vorgebirge bis nach Köln, Bonn sogar über den Rhein bis in den Siegkreis.

Ururgroßvater Godefridus Spilles war 1776 schon ein tüchtiger Schmiedemeister, denn seine Söhne Bertram und Michael eröffneten in Kreuzweingarten, eine Schmiede und begannen damals schon die „Wöngeder Schöppe" herzustellen. Heute nach 150 Jahren später arbeitet der Kreuzweingartener Stellmacher Wilhelm Emonds mit Werkzeugen aus jener Zeit, die das Namenszeichen der Spilles tragen. Die Söhne und Enkel wußten es von Kindheit an nichts anders, als daß sie einmal die Schmiede zu führen hätten, die seit fast 100 Jahren unter dem Namen "Gebrüder Spilles“ läuft.

Als 1947 Jakob Spilles starb, der mit seinem Vetter Bertram Spilles das Unternehmen geführt und
bis in seine letzten Tage an seinem Schmiedefeuer gestanden hat, übernahm den Platz seines Vaters sein Franz Spilles, welcher mit seinem Onkel Bertram nicht anders wie ihre Vorfahren von früh bis spät, mit einem Gesellen und einem Lehrling, ihrer Arbeit nachgehen. Es heißt rastlos arbeiten, denn die Weingartener Geräte sind stark gefragt. Wenn auch heute die elektrischen Krafthammer die menschliche Arbeitskraft unterschützen,so ist es doch im Grunde noch die gleiche Herstellungsweise wie zu Urgroßvaters Zeiten, denn wie vor 150 Jahren wird auch heute noch das Flacheisen geschnitten und verstählt, wird Blatt und Auge ausgeschmiedet, das Herz eingepreßt und die werdenden Schüppen nach einer Schablone geschnitten. Auch die weiteren Handgriffe sind die gleichen geblieben, vom Schweißen und Härten bis zum Schleifen auf dem Sandstein. Auch Michael Spilles, der Gründer der Schmiede, wird schon mit der gleichen Bewegung die fertige Schüppe ins rostverhindernde Kalkwasser gesenkt haben wie heute Onkel und Neffe. Auch er hat, wie es heute noch geschieht, das Zeichen "MS" eingeprägt, mit der die Schüppen ihren Weg antreten,um die winterliche Erde zur neuen Saat umzugraben.

Wer durch Kreuzweingarten kommt, dem mag es wohl lohnend sein,einmal hineinzuschauen in die Schmiede, wo das helle Schmiedefeuer leuchtet und vom Meister bis zum Lehrling alle gleich erfüllt sind von ihrer Arbeit,die schon anderthalb Jahrhunderte in der Treue zum Schmiedehandwerk überdauerte. Auch die kommende Generation, die jetzt noch ahnungslos im Kinderwagen schlummert, wird nach alter Familientradition auch eines Tages am Amboß der Väter und Urgroßväter stehen.


R.S.


© Copyright 2001, Familie Spilles
Zurück zur Schmiede Spilles

Bilder, Erinnerungen 50er und 60er Jahre ©
Bilderseiten - Hist. Fotos und Ortsfotos ©
Texte und Veröffentlichungen Kreuzweingartens ©
Das Dorfbuch Kreuzweingarten - Rheder ©

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede