Die Gemeinde Heilig Kreuz zu Weingarten
im Spiegel der Kirchenbücher des 18. Jahrhunderts
Von Friederike Kuhl


Die Ehen
a) Trauungen und Trauzeugen
b) Die Wahl des Hochzeitstermins
c) Zuzug und Abwanderung durch Heirat
d) Herkunftsangaben bei Eheschließungen
e) Das Heiratsalter
f) Witwer- und Witwenschaft, Wiederverheiratung
g) Demographische Untersuchungen hinsichtlich Kinderzahl, Geburtenabstände und Alter der Mütter bei der letzten Geburt
h) Zusammenfassung der durch die Untersuchung gewonnenen Ergebnisse über Taufen, Eheschließungen und Familie


d) Herkunftsangaben bei Eheschließungen


In der Zeit von 1721 bis 1800 wurde in 183 Fällen eine Angabe über den Herkunftsort eines Eheschließenden gemacht, der aus einer anderen Gemeinde stammte. Die Tabelle 3 gibt in Verbindung mit Graphik 6 Auskunft über die Entfernung der Herkunftsorte der von auswärts stammenden mit einem Gemeindemitglied der Pfarre Heilig Kreuz zu Weingarten die Ehe schließenden Personen. Bei der Berechnung der Entfernung wurde ein fiktiver Mittelpunkt zwischen den drei Dörfern Weingarten, Rheder und Billig der Gemeinde Heilig Kreuz zugrunde gelegt. (s. Graphik 6)


Tabelle 3: Entfernung der Herkunftsorte von Eheschließungen in den Jahren 1721-1800


Grafik 6: Herkunftsorte auswärtiger Ehepartner. Die Größen der Kreisflächen stehen für die Anzahl der Heiratsverbindungen

Zeichnung: Hans Schild


Tabelle 4: Herkunftsorte auswärtiger Ehepartner


In der Tabelle 4 sind die Namen der als Herkunftsorte genannten Gemeinden in Entfernungsgruppen zusammengestellt, es sind im ganzen 76. Die Zahl hinter den Namen gibt an, wie oft der Ort genannt wurde. Die Graphik 6 veranschaulicht, in welche Richtungen die Heiratsverbindungen reichten. Dabei fällt auf, daß es kaum Verbindungen in Richtung auf das Ahrtal gab. Mit den Nachbarorten bestand natürlich die regste Verbindung: mit Einwohnern aus Stotzheim wurde 20mal eine Ehe eingegangen, Antweiler 11 mal, Kuchenheim 8mal und Kastenholz 7mal. Aber es ist erstaunlich, daß die bis 5 km entfernten Herkunftsorte nur 41,3 % ausmachen und die Heiratsverbindungen in so viele weiter entfernte Gemeinden reichten. Denn die Entfernungen mußten alle zu Fuß zurückgelegt werden. Wie lernte man sich kennen? Wie oft wanderte ein Freier die 20 km oder mehr hin und zurück, bis man sich einig war? - Fragen, die mit Hilfe der Kirchenbücher nicht beantwortet werden können.

Abschließend zum Thema Zuzug und Abwanderung durch Eheschließungen kann gesagt werden, daß die Fluktuation stark und die Gemeinde Heilig Kreuz nicht isoliert war. Nur dreimal mußte wegen eines Verwandtschaftsgrades ein Dispens für eine Eheschließung eingeholt werden, Inzucht hat hier keine Rolle gespielt. Der für die Gemeinde ermittelte statistische Befund entspricht nicht dem, was Wrede in der Eifeler Volkskunde schreibt 5, daß nämlich, "die Heiraten unter Burschen und Mädchen desselben Dorfes überwiegen. "Es ist kaum anzunehmen, daß bei dem großen Prozentsatz von Zuheiratenden aus anderen Dörfern hier eine den Fremden gegenüber grundsätzlich ablehnende Haltung Bestand haben konnte. Und ob die vielgestaltigen Bräuche, von denen Wrede berichtet, die die Heirat von einem Dorf ins andere erschweren und die Mißbilligung darüber zum Ausdruck bringen sollten, auch hier in der Gemeinde heimisch waren, muß demnach bezweifelt werden. 6

Die Zahlen hinter den Ortsnamen bezeichnen die Häufigkeit der Heiratsverbindung.


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Entnommen: „1100 Jahre Wingarden“ - Kreuzweingarten 893-1993 - Mai 1993


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