Die Kapelle in Rheder
750 Jahre Rheder 1240 - 1990 - von Friederike Kuhl












I
II
III
IV
V
VI

Vorgeschichte, Planung und Bau
Baubeschreibung
Titelbild und Thematik
Veränderungen und Reparaturen
Die Glocken
Aus der Korrespondenz
Schluß
Quellennachweise und Anmerkungen
















I. Vorgeschichte, Planung und Bau


Der Pfarrer der Gemeinde Gemeinde Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten, Nikola Reinartz, der sich um die Heimatforschung sehr verdient gemacht hat, schrieb 1926 im „Volksblatt Euskirchen“ unter dem Titel „Rheder bei Kreuzweingarten“: „Rheder erfreute sich vor dem Krieg eines ziemlichen Wohlstandes. Hiervon, aber auch von dem Frommsinn der Bewohner, legt Zeugnis ab die anstelle eines alten kleinen Bethauses 1901-1902 .. erbaute neue stattliche Kapelle, die so eindrucksvoll das Straßenbild vom südlichen Eingang des Dorfes her beherrscht (1).


Die Kapelle am Südausgang des Dorfes
Postkartenbild vor dem 2. Weltkrieg


Und Dr. H. Herzog schreibt in seiner Bestandsaufnahme denkmalswerter Bauwerke des Kreises Euskirchen über die Kapelle: „.. in neugotischen Formen errichtet, ... verdient dieses kleine originelle Bauwerk eine besondere Erwähnung, da hier zusammen mit der qualitätsvollen und kompletten Ausstattung aus der Erbauungszeit und dem aufwendigen, originalen, umgebenden, schmiedeeisernen Gitterzaun ein Gesamtkunstwerk seltener Güte erhalten ist.“ (2)

Nach der amtlichen Statistik hatten Kreuzweingarten und Rheder im Jahre 1899 zusammen 399 Einwohner, im jahre 1905 waren es 408. Legt man die mit einer besonderen Ortsbezeichnung versehenen Namen in der Tauf- und Sterbeliste des Kirchenbuches dieser Jahre zugrunde, so ergibt sich, daß in Rheder etwa 46,7 % der Einwohner der Gesamtgemeinde lebten; also etwa 187. In einem Brief von 1897 nennt Jakob Wolfgarten „ca. 160 Einwohner“ (3) und Pfarrer Böhmer gibt in einem Brief vom 5. November 1902 176 Einwohner für Rheder an (4).

Das heißt, daß die etwa 180 Einwohner des kleinen Voreifelortes, Kinder mitgezählt, diese „neue stattliche Kapelle“, dieses „Gesamtkunstwerk seltener Güte“, errichteten, und zwar, wie darzulegen sein wird, aus eigener Kraft, nicht wie das heute wohl möglich sein könnte, mit staatlichen oder kirchlichen Zuschüssen. Ein für die Jahre typisches und lebensvolles Stück Zeitgeschehen läuft vor uns ab, wenn wir der Baugeschichte und ihren Voraussetzungen nachgehen.


Urkunde der Universität Münster


Da ist als Voraussetzung der „ziemliche Wohlstand“ zu nennen, wie Pfarrer Reinartz es formulierte; gemessen an unseren Vorstellungen von Wohlstand waren die Verhältnisse bescheiden genug. Allerdings liegt Rheder, anders als etwa Kreuzweingarten, in der Flußniederung der Erft, umgeben von ausgedehntem, fruchtbarem Ackerland. Und die am Erftmühlenbach gelegenen Industriebetriebe boten Arbeitsmöglichkeiten, die, zusammen mit der herkömmlichen Landwirtschaft, den Familien gesichertes Auskommen brachten. Außerdem gab es einige gutbeschäftigte Handwerker im Dorf, und die Lage am Hauptzufahrtsweg in die Eifel einerseits und zur nahen Stadt andererseits eröffnete auch dem Kleinhandel manche Möglichkeit. Diese wirtschaftlichen Gegebenheiten wurden gefördert dadurch, daß die relativ lange Friedenszeit von drei Jahrzehnten den Bewohnern ungestört die Nutzung ihrer Möglichkeiten gestattet hatte, während in den vorigen Jahrhunderten das ständige Durchziehen von Kriegsherren die Menschen der Voreifel immer wieder um den kargen Ertrag ihrer Arbeit betrogen hatte. Friedenszeiten und eine wirtschaftlich gesicherte Existenz bilden aber nur den materiellen Hintergrund für die in frommen Sinn erbrachte außergewöhnliche Leistung der Einwohner Rheders; der Plan für den Kapellenneubau geht nämlich zurück auf das in schwerer Zeit abgelegte Gelübde eines Sohnes von Rheder, auf den späteren Ehrendechanten und Pfarrer von Keldenich, Monsignore Jakob Wolfgarten. Vor allem seiner Initiative und Hilfe ist die Errichtung der Kapelle zu verdanken (5).


Jakob Wolfgarten als junger Priester in Meaux (Frankreich) vielleicht 1876 zur Priesterweihe


Jakob Wolfgarten wurde am 30. August 1850 als jüngstes der sieben Kinder des Ägidius Wolfgarten in Rheder geboren. Die Familie Wolfgarten ist seit 1789 bis heute in Rheder und Kreuzweingarten ansässig. Jakob Wolfgarten besuchte das Progymnasium in Euskirchen und das Gymnasium in Münstereifel, wo auch Orgel- und Geigenspiel sowie Pädagogik auf seinem vielseitigen Stundenplan im Konvikt standen. Er besuchte die Universitäten Würzburg, Löwen und Münster. Im November 1871 wurde er in Münster als Student der Theologie und Philosophie in die Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Die schöne Urkunde lag tief unter anderen Papieren seines Nachlasses.


Jakob Wolfgarten, vielleicht 1901, zur Zeit seines 25-jährigen Priesterjubiläums


Ostern 1875 trat Wolfgarten in das Priesterseminar zu Köln ein und empfing dort die Niederen Weihen eines Subdiakons und Diakons; infolge des sogenannten Kulturkampfes (die Bezeichnung, seit 1873, stammt von Rodolf Virchow) wurde das Priesterseminar am 10. November 1875 geschlossen, und J. Wolfgarten mußte, um seine Ausbildung fortsetzen zu können, ins Ausland gehen. In Frankreich fand er zu Meaux, ca. 40 km östlich von Paris, freundliche Aufnahme und wurde dort am 29. Juni 1976 von Msgr. Richard, der später Kardinal und Erzbischof von Paris wurde, zum Priester geweiht. Seine erste Anstellung erhielt er in Chambry bei Meaux, wo er von 1876 - 1885 als Priester wirkte und große Beliebtheit und Anerkennung genoß. Aus seinen Briefen (6), die er aus Frankreich an seinen Vater und Geschwister schrieb, sowie aus anderen Quellen geht deutlich hervor, daß er in Frankreich „freundliche Aufnahme fand“, „gastlich aufgenommen wurde“; zweimal wurde ihm eine Reise nach Lourdes von wohlhabenden Gönnern ermöglicht; die Behandlung seines Halsleidens, das er oft erwähnte, bei einem anerkannten Pariser Arzt, wurde ihm von französischen Freunden bezahlt, obwohl er doch ein Deutscher war und die beiden Nationen sich damals in einem gespannten Verhältnis befanden. Auch hat er selbst später gern von den Jahren seiner Tätigkeit im Chambry erzählt, aber er muß sich doch nach seiner Heimat gesehnt haben. In einem Brief vom Januar 1885 schreibt er: „Die hiesigen Blätter (gemeint sind die französischen Zeitungen) berichten, daß der Kulturkampf gegen die jungen Geistlichen in der Gegend von Cölln wieder begonnen, was mit Bismarcks Gnaden wohl möglich, aber mit den Umständen kaum begreiflich ist.“ Das Gebet in einer Kapelle der „Mutter vom Guten Rat“ soll ihm oft Trost und Hilfe gebracht haben, und dort legte er das Gelübde ab, wenn es ihm je gegönnt sein sollte, wieder zurückkehren und in seinem Heimatland als Priester wirken zu können, so wolle er in seinem Heimatdorf Rheder eine neue Kapelle errichten für die „Mutter vom Guten Rate“, bei der er in der Fremde Trost und Rat gefunden hatte.


Goldenes Priesterjubiläum von Jakob Wolfgarten und Goldenes Organistenjubiläum von Küster und Organist Franz Nettersheim in Keldenich


Als der Kulturkampf sich durch einen Ausgleich zwischen der Kirche und dem Preußischen Staat dem Ende zuneigte, folgte Jakob Wolfgarten gern der Aufforderung der Erzdiözese Köln, nach Deutschland zurückzukehren. Er wurde Pfarrverwalter der Pfarrei Bechen bei Köln, wo er von 1885 bis 1891 blieb. Dann wurde er zum Pfarrer von Keldenich ernannt; die Anträge des Gemeinderates von Bechen, des Landrates und der Kirchenbehörde, daß er als Pfarrer in Bechen bei Köln eingesetzt werden möge, hatte die Regierung ohne Angabe von Gründen mehrfach abgelehnt (7). Man wünschte sich diese aktive Priesterpersönlichkeit wohl lieber fern in der Eifel, als in der Nähe Kölns. In Keldenich wirkte Wolfgarten 40 Jahre, von 1891 bis 1931, und feierte dort auch sein goldenes Priesterjubiläum im Jahre 1926. Er starb am 4. Januar 1934 im St. Barbara Kloster in Kall und wurde in Keldenich begraben.

Nach seiner Rückkehr aus dem Exil in die Heimat hat J. Wolfgarten das Gelübde, das er in Frankreich abgelegt hatte, eingelöst und in seinem Heimatort Rheder mit seinen Verwandten und Mitbürgern den Plan wahrgemacht, der „Mutter vom Guten Rat“ eine Kapelle zu errichten. Mit Hilfe des frommen Sinnes der Bewohner, ihrer Opferbereitschaft und ihres Fleißes konnte der Plan bald Wirklichkeit werden. Ein Kapellenbau-Comité wurde gebildet; als Mitglieder des Comités unterschrieben:

Josef Wolfgarten, Max Franck, H. Jos. Heimbach, Joh. Gilles, H. H. Gilles, Peter Straßer


Das Kapellenbau-Comité, Unterschriften (Archivaufnahme)


Jakob Wolfgarten gehörte also nicht zum Comité. Monatlich wurde von Haus zu Haus gesammelt. Aber dabei ging es nicht allein um Geldeinsammeln. Die Geldspende wurde verbunden mit der frommen Sitte des „Lebendigen Rosenkranzes“, einer in der Eifel früher vielfach üblichen Gebetsgemeinschaft. Die Mitglieder zogen sich jeden Monat ein Blättchen mit einem Gebetsandenken, das bescheiden dekoriert war und die passenden Gebetsreime enthielt, jeweils zum Freudenreichen, Schmerzensreichen oder Glorreichen Rosenkranz, den man sich verpflichtete, in diesem Monat täglich mit der Familie zu beten. Bei dem monatlichen Austragen der Gebetszettel wurde dann auch mit einer Liste die Sammlung für die Kapelle durchgeführt. Ein heutiger Mitbürger aus Rheder berichtet, sein Vater habe ihm erzählt, aß es monatlich jeweils eine oder zwei (Gold-) mark waren, die beigesteuert wurden. Die Gebetsblätter wurden, wenn man im folgenden Monat das nächste gezogen hatte, wieder eingesammelt und später wieder verwendet. Man war sparsam. Aus der Schrift zu Wolfgartens Goldenem Priesterjubiläum 1926 geht hervor, daß er auch andernorts, nämlich in Keldenich, auf diese Weise die Opferbereitschaft und Aktivität seiner Pfarrkinder geweckt hat; in Keldenich ging es um die Instandsetzung der arg vernachlässigten Kirche, ähnlich muß es in Bechen gewesen sein. So heißt es in der Schrift zum Goldenen Priesterjubiläum in Keldenich: „aus den verhältnismäßig geringen Einkünften der Kirche und einiger Beihülfe edler Spender - zu den letzteren gehörte er immer als der freigebigste, was er allerdings in seiner übergroßen Bescheidenheit nicht gerne hört - begann unser Jubilarpriester mit der Verschönerung des Gotteshauses.“

War man im kleinen auch sparsam, beim Kapellenbau selbst wurde großzügig geplant. Man hatte sich an den Kölner Architekten Heinrich Renard gewandt, den Dombaumeister in Köln, der später in Euskirchen auch die Herz-Jesu-Kirche und das Franziskanerkloster erbaute. Im Jahre 1900 legte Renard seine Pläne für die Kapelle im neugotischen Stil vor.


Bauplan der Kapelle


Nachdem am 15. Oktober 1900 die Genehmigung für den Bau und die Abhaltung öffentlicher Gottesdienste erteilt worden war, erfolgte am 23. Juni 1901 die feierliche Grundsteinlegung (8). Die Kapelle wurde dann innerhalb eines Jahres bis Juni 1902 am Südausgang des Dorfes zügig errichtet. Das Bild vom Richtfest mit wenigstens 40 Personen zeigt die lebhafte Anteilnahme der Bewohner an den Arbeitern für ihre Kapelle. Hier hatte bis 1835 ein altes, kleines Bethaus gestanden, von dem es kein Bild gibt (9). Im Volksmund hatte es „de Dom“ geheißen, und der Platz, wo es gestanden hatte, hieß noch immer „op de Dom“. Rheder war früher durch einen Stationenweg mit Kreuzweingarten verbunden gewesen. Der Stationenweg war in der Franzosenzeit beseitigt worden, die Stationenstellen sind nicht mehr bekannt, und „de Dom“ hatte, wie Reinartz meinst (10), den Beginn des Stationenweges dargestellt, der in der Kirche Heilig Kreuz endete. Auf der Katasterkarte von 1829 (11) befand sich das alte Gebäude etwa dort, wo heute die Ampelanlage ist, mitten auf der Bundesstraße. Die Königliche Bezirksstraße wurde nämlich 1835 verbreitert und verlegt, und das baufällige Gebäude wurde abgerissen (12). Auf dem Grundstück des Bethauses und einem von Nachbar Franck erworbenen Grundstück mit einem verfallenen Hause, „in dem die Marder hausten“, wie es im Dorf hieß, wurde die neue Kapelle errichtet.


Richtfest der Kapelle Rheder (Original im Pfarrbüro)


Das Fehlen eines Raumes für den Gottesdienst im Dorf war von den Bewohnern Rheders schmerzlich empfunden worden. Vor allem älteren und gebrechlichen Personen war der Weg zur Kirche Heilig Kreuz, zumal bei schlechtem Wetter und im Winter, zu weit und beschwerlich. Es soll auf dem Kirchweg sogar Unfälle durch Wagenverkehr gegeben haben. Der Neubau, der die Möglichkeit schuf, in Rheder der Hl. Messe beiwohnen zu können, entsprach einem seit langem gehegten Wunsch und Anliegen der Bewohner von Rheder (12).


Einweihung der Kapelle am 29. Juni 1902
Reinold Wolfgarten (Bruder Jakobs) als Küster geb. 1844 und sein Sohn Ägidius, geb. 1866


Die Bauleitung für die neue Kapelle hatte der Unternehmer Reitz aus Euskirchen, Maurerpolier war Josef Weber aus Rheder, sein Bruder Thomas, der auch Maurerpolier bei Reitz war, half viel mit, und ebenso der Polier Johann Lott. Alle Bürger von Rheder leisteten fast ausnahmslos die Spanndienste bei der Bauarbeit und sehr viel Feierabendarbeit. Am Fest Peter und Paul, 29. Juni 1902, wurde die festlich ausgeschmückte Kapelle durch Pfarrer Böhmer eingeweiht. Der 29. Juni war übrigens auch das Datum von J. Wolfgartens Priesterweihe, der 1901 sein Silbernes Priesterjubiläum gefeiert hatte.


Rechnung Teil 1, Teil 2, Teil 3.


Der Baupreis von 18.207 Mark (1) stellte eine für die damalige Zeit ganz beträchtliche Summe dar, zumal, wenn man bedenkt, daß die Einwohner Rheders mit ihren Spanndiensten und ihrer Feierabendarbeit zusätzlich noch einen großen Teil unberechneter Eigenleistungen erbracht hatten und daß das Gitter und die Innenausmalung in der Summe nicht enthalten waren, weil sie erst Jahre später angefertigt wurden. (Ein schönes, solides und großzügig angelegtes mehrstöckiges Wohnhaus in der Stadt kostete damals etwa 13.000 Mark.) Ein heute nicht mehr feststellbarer Teil der Summe wurde von Jakob Wolfgarten und seiner Familie aufgebracht. Über die monatliche Sammlung kleiner Beträge im Dorf hinaus fand noch dreimal eine Listensammlung statt, bei der Beträge von jeweils 25 Mark bis hin zu 1.000 und 3.000 Mark von den Spendern namentlich eingezeichnet worden sind (13).


Gitter, entnommen aus dem Buch „Kreuzweingarten, Rheder, Kalkar“


Das schöne schmiedeeiserne Gitter, das die Kapelle zu einem „Gesamtkunstwerk“ ergänzt, wurde 1910 von dem Schlossermeister Anton Weber aus Bonn, einem Bruder von Josef und Thomas Weber, angefertigt und aufgestellt. Anton Weber stammte also auch aus Rheder, und so geht aus seiner Schlußabrechnung für das Gitter, die er an J. Wolfgarten schickte, noch einmal deutlich hervor, welche Kräfte und Beweggründe zum Gelingen des Kapellenbaus beitrugen. Anton Weber kam mit Anstrich und Aufstellen des Gitters auf den Betrag von 4.235 Mark und 20 Pfennige (13).


Anton Weber 1920


Dann fügte er hinzu: „Um auch ein Teil zur Verschönerung der Kapelle meines Geburtsortes beizutragen, verzichte ich zu Gunsten der Kapelle auf einen Teil meiner Forderung und stelle die Rechnung auf 3.007 Mark.“ Jakob Wolfgarten schickte Webers Rechnung 1910 mit einer Stellungnahme an den „löblichen Kapellenvorstand“ und schrieb unter anderem: „Es war zwar niemals meine Absicht, daß die Kapelle ein solch schönes Gitter erhalten solle. Aber betrübt bin ich deshalb nicht, wenn ich auch noch nicht gerade weiß, wie das Geld zusammenkommt, um es zu bezahlen. (Etwas wahrhaft Schönes ist mir nie zu theuer vorgekommen, besonders wenn es der lb. Mutter Gottes zur Ehre dienen soll.) Und da der Herr Pastor die Anlagen übernimmt (14) und auch die Einfriedung an der Ostseite selbst getragen hat, so muß Rheder auch freudigst die Kosten des wirklich schönen Gitters nicht mit zu viel Klagen mit in den Kauf nehmen.“ Aus dem Schreiben geht dann weiter hervor, daß Wolfgarten „bereits von dem Meinigen vorgestreckt habe“. Wer den Entwurf zu dem Gitter gemacht hat, ist aus der Abrechnung nicht ersichtlich, es heißt lediglich: „Nach Angabe gefertigt und aufgestellt“, woraus wohl zu entnehmen ist, daß Anton Weber den Entwurf nicht selbst gemacht hat.

Leider ist das schöne schmiedeeiserne Kunstwerk heute sehr in Gefahr, vor allem das originelle Tor droht, durch den Rost auseinanderzufallen. Es wäre zu wünschen, daß auch heute der Sinn für „etwas Schönes“ und die Bereitschaft, „zur Verschönerung beizutragen“, die damals das Werk möglich gemacht haben, nun zum Erhalt desselben beitragen würden.

Die Innenausmalung der Kapelle erfolgte erst viel später; nachdem der Erste Weltkrieg mit seinen Folgen, der Inflation und der Weltwirtschaftskrise, übers Land gegangen und frühere Pläne unmöglich gemacht hatte, wurde sie im jahre 1933 von Vincenz Hertel aus Köln-Junkersdorf für 1.100 RM ausgeführt (15). Diese endgültige Vollendung des von ihm ins Leben gerufenen Bauwerks hat J. Wolfgarten nicht mehr gesehen. Kurz vor seinem Tode erfuhr er aber auf seinem Krankenlager noch davon. Der Kirchenmaler Hertel hatte ihn mehrfach brieflich zu einer Besichtigung eingeladen (13). Pfarrer Reinartz schreibt in dem schon anfangs zitierten Artikel (16): „Wie freute er sich zu hören, daß die Kapelle durch die Ende 1933 erfolgte Ausmalung ein „Schmuckkästchen“ geworden sei, wenn er auch selber leider die Krönung seines Werkes nicht mehr in Augenschein nehmen sollte!“


II. Baubeschreibung


750 Jahre Rheder - 1240 bis 1990
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