100 Jahre Kapelle
Rheder - 1902-2002 |
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Grußworte
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6. Titelbild und Thematik |
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Wenn man die Kapelle betritt, geht der Blick durch den hellen, hohen Raum unmittelbar auf das Titelbild der Kapelle, die Mutter vom Guten Rat. Es handelt sich hier um eine gute goldgerahmte Kopie, Öl auf Metall, nach einem Bild des französischen Historienmalers Diogènes Maillart, der zu Zeit des jungen Jakob Wolfgarten in dem der Kapelle entsprechenden neugotischen Stil malte. (1) Pfarrer Nikola Reinartz fand 1934 folgende Worte über die Aussage des Bildes: "Maria, die Mutter vom Guten Rate, die das Ohr dem göttlichen Kinde neigt, dessen Auge die Geheimnisse aller Zukunft durchschaut, und dessen Mund Worte ewigen Lebens hat, das ist die Erlösung in lebensvoller Wirklichkeit. "Was Er euch sagt, das tut!" (Joh. 11,5) dieser gute Rat der Gottesmutter, der den Hochzeitsleuten von Kana aus aller Not und Verlegenheit geholfen hat, gilt auch heute noch und für alle Zeit." Der gute Rat Mariens befindet sich als Inschrift im Eingang über der inneren Kapellentür so, dass er jeden beim Eintritt begrüßt. Und seit jüngster Zeit wird er auch noch einmal aufgenommen an der neuen hölzernen Marienstatue, die sich jetzt an der rechten Querwand des Choreinzuges befindet. Vom "Guten Rat" weiß bereits das Alte Testament viel zu sagen (9). Durch die Verbindung der Geschehnisse bei der Hochzeit zu Kana, wo das erste öffentliche Wunder Jesu geschieht, mit den Aussagen des Alten Testamentes, kam es bald auch zur Anrufung Mariens als der "Mutter vom Guten Rat". Dieses Thema erscheint auch schon seit früher Zeit in der Ikonenmalerei. Bei unserer MariendarsteIlung muss man vom Ikonentyp "Eleusa - die sich Erbarmende" ausgehen, einer Art Urtypus für viele kleine Abwandlungen in den Details der MariendarsteIlung. Gewöhnlich trägt Maria das Kind auf dem linken Arm, das Jesuskind legt seinen rechten Arm um den Hals der Mutter und schmiegt seine Wange an sie. Das älteste Original eines Bildes der Mutter vom Guten Rat wird als "Madonna deI Buon Consiglio" in Genazzano, einem kleinen Städtchen nahe bei Rom, in der Basilika der Augustiner Eremiten verehrt. Dorthin haben es, so berichtet die Legende, im Jahre 1467 Engel aus der albanischen Stadt Skutari übers Meer geflogen. Auch dorthin soll es wunderbarerweise aus dem Orient verbracht worden sein. Das Titelbild der Kapelle in Rheder befindet sich in der Mitte des dreiteiligen, jetzt vergoldeten Altarretabels mit drei von Säulen getragenen Baldachinen. Deren Bögen sind mit Maßwerk gefüllt und mit Fialen und Kreuzblumen bekrönt. Unter den Baldachinen stehen zu beiden Seiten des Titelbildes vollplastische, farbig gefasste Holzbildwerke, links ein Herz-Jesu-Bild, rechts mit Lilie und Buch St. Josef. So ist die Heilige Familie jetzt auf dem Altar vollständig vereint. Die dazugehörigen vergoldeten kunstvollen Kryptogramme befinden sich auf der Vorderwand der Altarmensa. Sie wurden dort wohl eingearbeitet, als das Herz-Jesu-Bild und der heilige Josef auf dem Altar gegen die beiden jetzt an der Orgelempore befindlichen Bildnisse ausgewechselt wurden. Auf dem Einweihungsbild sind sie jedenfalls noch nicht vorhanden. (vergl. Kap. 7) Die Mutter vom Guten Rat hat für Jakob Wolfgarten offenbar eine zentrale Bedeutung gehabt. Auf dem kleinen Andenkenblatt für die Gemeindemitglieder in Keldenich anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums am 29. Juni 1926 wählte er nämlich als Leitbild eine Abbildung eben des Gemäldes von D. Maillart, das wahrscheinlich Vorbild für das Titelbild der Kapelle gewesen ist. |
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Mutter vom Guten Rat |
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Jakob Wolfgarten hat auch selbst ein Bild der Mutter vom Guten Rat besessen. Er vererbte es in seinem Testament (4) Frl. Rosa Meier, der Lehrerin von Keldenich, wo er 40 Jahre Priester gewesen war. Leider scheiterte der Versuch, über den Nachlassverwalter von deren Familie zu erfahren, wohin dieses Bild später gekommen war, um es eventuell ansehen und diesem Zusammenhang hier zuordnen zu können. Auch die Nachforschungen in Meaux und Chambry, wo Jakob Wolfgarten im Exil lebte und Priester war, wo er betend Trost fand bei Maria vom Guten Rat und den Entschluss fasste, für sie eine Kapelle zu errichten, blieben leider erfolglos. Weder in den Kirchen und Kapellen von Meaux, Chambry und Umgebung, noch im Museum, befindet sich überhaupt irgendein Bildnis der Maria vom Guten Rat. Von den befragten, wohlunterrichteten und kooperationswilligen Pfarrern und Museumsmitarbeitern konnte sich niemand daran erinnern, dass es jemals ein solches Bild gegeben habe. Über die hier bereits berichteten Fakten hinaus wird es zu diesem Fragenkomplex also wohl leider kaum noch neue Erkenntnisse geben können. Der gute Rat des Gottessohnes, vermittelt durch Maria, ist das beherrschende Thema der Kapelle. Von den Inschriften über dem Eingang und an der Marienstatue rechts war schon die Rede: "Was Er euch sagt, das tut! " Auf dem Triumphbogen steht: "Maria, Mutter vom Guten Rat, bitte für uns! " Auch die aufwendigen Glasmalereien im Chor ordnen sich dem Thema unter. Der heilige Aloysius von Gonzaga (1568-1591, linkes Fenster), der als junger Adliger an mehreren lasterhaften Fürstenhöfen leben musste, empfing Rat von einem "überaus schönen, durch viele Wunder geheiligten Bild Unserer Lieben Frau vom Guten Rat" in der Augustinerkirche zu Madrid (10). Wegen seiner Reinheit und selbstlosen Aufopferung für die Pestkranken in Rom wurde er 1726 heilig gesprochen und wird als Patron der Jugend, vor allem der für ihre Studien Rat suchenden akademischen Jugend, verehrt. Auch die heilige Catharina (rechtes Fenster) wird von den Universitäten und der studierenden Jugend als Patronin verehrt, als Helferin, um die rechten Worte zu finden wie sie, die 50 Philosophen überzeugen konnte. Die Figuren stehen unter säulengetragenen, mit Maßwerk verzierten Baldachinen, die beiden Heiligen mit Namensanruf: o.p.n. ! (ora pro nobis! - bitte für uns!) Das zweiteilige Lourdes-Fenster gegenüber der Sakristeitür trägt die Unterschrift: "Unsere liebe Frau von Lourdes, bitte für uns!" Auch dieses Fenster nimmt Bezug auf den persönlichen Erlebnisbereich des Kapellengründers. Wie bereits erwähnt, hat er wenigstens zweimal eine Pilgerreise nach Lourdes unternommen. Man darf wohl annehmen, dass die Themen für die Glasmalereien, die Stiftungen der Familienangehörigen Jakob Wolfgartens sind, nach gemeinsamer Absprache gewählt wurden, also seinen Vorstellungen und Wünschen entsprachen. Die geistliche Thematik der Kapelle in Rheder ist also nicht, wie in dörflichen Kirchen und Kapellen sonst häufig, mit beliebten lokalen Heiligen, Nothelfern, Marschällen oder den Helfern für die praktischen Fragen des Lebens, auf die bäuerlichen Sorgen einer ländlichen Bevölkerung angelegt, sondern sie ist ganz ausgerichtet auf die hilfreichen Erfahrungen, die der Initiator der Kapelle in seiner Jugend als Student und im Exil für seine geistlichen Anliegen gewonnen hatte. |
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Kirchenbauverein Kreuzweingarten-Rheder |
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100 Jahre Kapelle der Mutter vom Guten Rat in Rheder
von Friedericke Kuhl
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