100 Jahre Kapelle Rheder - 1902-2002
Von Friederike Kuhl









Grußworte

100 Jahre Kapelle der Mutter vom Guten Rat in Rheder

1. Vorgeschichte
2. Die Bewohner von Rheder planen ihre Kapelle, Voraussetzungen
3. Jakob Wolfgarten
4. Die Bewohner von Rheder leiten ihre Neubaupläne ein
5. Die Bewohner von Rheder errichten ihre Kapelle
6. Titelbild und Thematik
7. Die schöne, reiche Ausstattung der Kapelle wird vervollständigt
8. Die Glocken
9. Reparatur- und Installationsarbeiten, Veränderungen

Quellennachweis und Anmerkungen









7. Die schöne, reiche Ausstattung der Kapelle wird immer weiter mit Spenden und Stiftungen vervollständigt


In Rheder ließ man es nicht dabei, ein gutes, festes Gotteshaus errichtet zu haben, es musste auch vollständig und schön ausgestattet werden. Das Altarretabel und die bunten Glasfenster waren als unverzichtbare Bestandteile einer Kapelle bei der Einweihung 1902, wie schon erwähnt, bereits vorhanden.

Das Altarretabel war ursprünglich weder farblich gefasst noch vergoldet. Die das Altarbild jetzt so wirkungsvoll hervorhebende Goldfassung wurde 1933 vorgenommen. Die Bezahlung dafür hat Jakob Wolfgarten, damals schon 83 Jahre alt, selbst übernommen (12). Angesichts starken Holzwurmbefalls war eine konservierende Maßnahme nötig geworden, und diese Lösung galt damals technisch und denkmalpflegerisch als die beste. Unter den Baldachinen war auf dem Altar 1902 nicht, wie jetzt (vergl. Kap. 6) die Heilige Familie in Bildwerken vereinigt, sondern neben dem Titelbild befanden sich zuerst rechts, mit Krone und Kreuz, die heilige Helena, die Bezug nimmt auf die Zugehörigkeit der Kapelle zur Pfarre Heilig Kreuz, und links befand sich eine Ordensfrau, barfuß mit Geißel und Kruzifixus. Diese Bildwerke befinden sich jetzt gegenüber vom Altar an der Orgelempore. Es sind Geschenke der Geschwister Robbel von 1902, den sogenannten RobbeIstanten, drei unverheirateten Schwestern aus Rheder.


Altarbild heute


Die Holzbildwerke an den Querwänden des Choreinzugs stammen aus neuester Zeit. St. Josef, links mit Säge und Hobel, ist eine Stiftung von Josef Fettweiß aus Rheder. Die Mutter vom Guten Rat auf der rechten Querwand mit der Unterschrift ist eine Arbeit von Johann Vus aus Rheder und geht auf den Wunsch von Wilhelm Ludes zurück, zu seinem Begräbnis, kein Geld für Blumen, sondern für die Holzstatue der Mutter vom Guten Rat zu spenden. Damit schmücken jetzt je zwei bildliche Darstellungen der Mutter vom Guten Rat, von Herz-Jesu und von St. Josef die Kapelle: am Altar, am Fenster und an den Querwänden. Die Herz-Jesu-Verehrung stand um die Jahrhundertwende besonders in Blüte.

Im Eingangsraum hängen zwei hölzerne Schrifttafeln, links mit den Namen der Gefallenen der beiden Weltkriege aus Rheder, rechts mit dem Namen Jakob Wolfgartens und der Erinnerung an seine Verdienste für die Gründung der Kapelle. Sie sind ebenfalls Arbeiten von Johann Vus. Sie hängen an den Stellen, wo Vincenz Hertel 1933 nach Vollendung der Innenausmalung Inschriften desselben Inhalts auf die Wände malen ließ. (vergl. Ende dieses Kap. 7)

Der jetzt im Eingangsraum hängende achteckige hölzerne Leuchter wurde gleich nach dem Ersten Weltkrieg zu Ehren und zur Erinnerung der im Krieg gefallenen oder vermissten acht Söhne Rheders im Kirchenschiff aufgehängt. Ihre Namen sind auf den Leisten eingebrannt. Bei der Ausmalung des Kapelleninneren 1933 musste er entfernt und durch eine einfache elektrische nach unten strahlende Lampe ersetzt werden (12). Seitdem galt er als verschollen, da nur wenige Personen von seinem Verbleib unterm Kapellendach wussten. Als die Fragen um die Kapelle 1990 anlässlich des Dorfjubiläums an Interesse zunahmen, wurde er wiedergefunden, restauriert und zuerst in der Sakristei, später im Vorraum aufgehängt.

Noch ein anderes, ganz neu zurechtgemachtes, aber altes, hölzernes Stück der Innenausstattung wurde auch auf dem Dachboden der Kapelle entdeckt, und zwar ganz unerwartet. Als nach der letzten Gesamtrenovierung im Jahre 1994 auf dem Dachboden gearbeitet wurde, um das Ewige Licht zu installieren, fand man dort oben unter Schutt und Staub ein dickes Brett mit gotischen Schnitzverzierungen. Die oben liegende Seite war schwarz verstaubt, aber bei vorsichtigem Wischen zeigte sich beidseitig eine schöne, gut erhaltene Bemalung: ein würdiges, schlichtes Bild des heiligen Michael mit Lanze und Drachen. Oben eingeschnitzt befindet sich die Inschrift: "Ihr werdet sein wie Gott", unten steht: "Hl. Michael o.p.n.." Ursprünglich gehörte er sicherlich in die Aufuängung des achteckigen hölzernen Leuchters.

Im Zuge der letzten Gesamtrenovierung der Kapelle 1992/93 hatte es den Plan gegeben, einen Ambo aufzustellen, als Platz für das Wort Gottes, wie es seit der Liturgiereform eingeführt war. Von dem Vorschlag, das in der Kapelle gefundene Michaelsbildnis als Ambo herzurichten, wurde von amtlicher Stelle und vom Architekten zuerst abgeraten. Später wurde das Bildnis von Lisa Werner restauriert und mit Spenden der Frauengemeinschaft 1994 an ein schönes solides Lektorenpult angearbeitet. Eine Michaelsdarstellung ist an dieser Stelle mit dieser Funktion zwar ungewöhnlich, doch die wohlgelungene Komposition bereichert nun die Ausstattung der Kapelle auf originelle Weise, indem für eins der neuesten Stücke der Ausstattung etwas Altes aus dem Bestand der Kapelle sinnvoll verwendet wurde.

Ausgehend von den Holzbildnissen auf dem Altar wurden hier auch die anderen hölzernen Ausstattungsstücke der Kapelle näher betrachtet, die im Laufe eines Jahrhunderts dazu beitrugen, den Schmuck des Gotteshauses zu vervollständigen. Nun muss der Blick noch einmal zurück gehen in die Erbauungszeit und das ihr folgende Jahrzehnt.

Von den Qlasmalereien im Chor war schon im Zusammenhang mit der geistlichen Thematik der Kapelle die Rede, es sind erstklassige Arbeiten der Firma Schneiders und Schillalke. (vergl. Kap. 6)

Die sechs schönen Messingleuchter standen schon bei der Einweihung auf dem Altar, zusammen mit einem anderen Leuchter aus Messing für sechs Kerzen, auf dem ausgestanzt die Schrift erscheint: "Süßes Herz Maria, sei meine Rettung!" Er wird auf die Kommunionbank gestellt, wenn der Rosenkranz gebetet wird und bei Totenwachen.

In der ganzen Kapelle befindet sich der originale Plattenfußbode aus Mettlacher Kacheln; deren Muster ist im Chorraum aufwendiger und bunter, im Langhaus auf die originale, vollständig erhaltene Bestuhlung konzipiert. Die Bänke aus Eiche haben Wandungen mit Maßwerkblendfeldern und durchbrochene Laubwerkaufsätze; es gibt außerdem zwei schöne, aufwendiger als die Mittelbänke gearbeitete Bet- und Kniebänke von denen die eine auch als Beichtstuhl umgebaut und benutzt werden kann, und ein Messtischchen.

Wie auf dem Einweihungsbild festzustellen und auch bereits erwähnt ist, war die Kommunionbank 1902 noch nicht vorhanden. Diese persönliche Schenkung Jakob Wolfgartens wurde erst später fertig. Aber die Erhöhung der Altarmensa durch die in der sonst so perfekt gestalteten Einrichtung kunstlos gehaltenen, rohen Holzstufen beweist, dass die Kommunionbank bereits in Höhe und Länge genau geplant war; und zwar so, dass die Holzstufen vom Kirchenraum her jetzt nicht mehr in Erscheinung treten und der Altar darüber in angemessenen Proportionen herausragt. Die kostbare Ausschmückung der Kommunionbank zeigt hinter Glas ein z.T. vollplastisches Abendmahlsbild in originalfarblicher Fassung, teilweise Goldfassung, mit Maßwerkverzierungen; eine gute Arbeit, die aber nicht, wie Reinartz meint (1), auf Leonardos berühmtes Abendmahlsbild zurückgeführt werden kann; die Komposition ist eigenständig.


Abendmahlsdarstellung in der Kommunionbank


Aus dem Bittgesuch Jakob Wolfgartens vom 7. November 1902 geht hervor (3)(vergl. Kap. 5), dass der neuen Kapelle nach der Weihe noch die Glocken fehlten und "ein passender Kreuzweg“ wie er es formulierte Obwohl die Bitte um eine Beihilfe erst im Februar 1903 abgelehnt worden war, heißt es schon in einem Brief Jakob Wolfgartens vom 9. Juni 1903: .... ein schöner Kreuzweg ist besorgt ". Er bittet, Pfarrer Böhmer möge ihn am 29. Juni - das war der Jahrestag der Kapelleneinweihung - von einem Franziskanerpater einsegnen lassen. Die Einsegnung des Kreuzweges erfolgte aber erst am 22. November 1903 durch den Minoritenpater Honorius Vieson (4)(18). Die 14 Stationsbilder sind zeitgenössische Arbeiten eines Münchner Künstlers von guter Qualität. Sie sind in Öl auf Kupfer gemalt und hängen an den Längswänden in neugotischen Eichenholzrahmen. Der Preis ist nicht bekannt und auch nicht, wer dafür aufgekommen ist. Fest steht aber, dass keine fremde Hilfe dafür in Anspruch genommen wurde. So ist auch der Kreuzweg ein Beispiel dafür, wie die Gemeindemitglieder in Rheder ihre Kapelle weiterhin aus eigener Kraft qualitätvoll ausstatteten.

"Der aufwendige, originale, umgebende, schmiedeeiserne Gitterzaun (2), der die Kapelle auch schon von außen zu einem neugotischen Gesamtkunstwerk von seltener Güte" ergänzt, wurde 1910 von dem Schlossermeister Anton Weber aus Bonn angefertigt und aufgestellt. Er stammte aus Rheder und war ein Bruder der beiden am Bau maßgeblich beteiligten Poliere Josef und Thomas Weber. Bei der Schlußabrechnung für Anfertigung, Anstrich und Aufstellung kam er auf den Betrag von 4 235,20 M (4) und fügte hinzu: "Um auch ein Teil zur Verschönerung der Kapelle meines Geburtsortes beizutragen, verzichte ich zu Gunsten der Kapelle auf einen Teil der ganzen Forderung und stelle die Rechnung auf 3 007 Mark". Auch hieraus wird noch einmal deutlich, welche Kräfte und Beweggründe zum Gelingen des Kapellenbaus beitrugen. Jakob Wolfgarten, an den die Rechnung gerichtet war, schickte sie mit seiner Stellungnahme (14) "an den löblichen Kapellenvorstand" und schrieb unter anderem: "Es war zwar niemals meine Absicht, dass die Kapelle ein solch schönes Gitter erhalten solle. Aber betrübt bin ich deshalb nicht, wenn ich auch noch nicht gerade weiß, wie das Geld zusammenkommt, um es zu bezahlen. (Etwas wahrhaft Schönes ist mir nie zu theuer vorgekommen, besonders, wenn es der lb. Mutter Gottes zur Ehre dienen soll.) Und da der Herr Pastor (12) die Anlagen übernimmt und auch die Einfriedung an der Ostseite selbst getragen hat, so muss Rheder auch freudigst die Kosten des wirklich schönen Gitters nicht mit zu viel Klagen in den Kauf nehmen." Aus dem Schreiben geht dann "weiter hervor, dass Jakob Wolfgarten "bereits von dem Meinigen vorgestreckt habe". Wer den Auftrag gegeben und den Entwurf zu dem Gitter gemacht hat, ist aus der Abrechnung nicht ersichtlich. Aus der Bemerkung: "Nach Angabe angefertigt und aufgestellt" ist nur zu entnehmen, dass Anton Weber den Entwurf nicht selbst gemacht hat.

Ein schmiedeeisernes Außengitter ist durch die Witterung immer sehr gefährdet. Immer wieder mußte es neu gestrichen werden, das erste Mal schon 1913. Bei der Renovierung 1933, das geht aus einem Kirchenvorstandsprotokoll hervor (15), hat Jakob Wolfgarten die Bezahlung für den Anstrich des Gitters selbst übernommen. Aus den Kirchenvorstandsprotokoll von 1952 -1960 (15) geht besonders deutlich hervor, wie schwierig es war, sowohl finanziell als auch personell, einen neuen Anstrich zu ermöglichen. Am 20. Dezember 1952 (15) wurde im Kirchenvorstand beschlossen: "eine Beihilfe für das Gitter soll beantragt werden, die Denkmalpflege soll entscheiden, ob es bleiben kann". Daraus wird deutlich, dass man in den Jahren nach dem Krieg größere Sorgen hatte, als ein schönes Kirchengitter, zumal ein neugotisches, zu erhalten. Zum Glück wurde das Gitter in Rheder nicht, wie vieles andere aus heutiger Sicht Erhaltenswerte, abgeräumt. Aber es dauerte bis 1959, bis es neu gestrichen war. In der Festschrift zur 750-Jahrfeier von Rheder heißt es 1990 (13): ".... Leider ist das schöne schmiedeeiserne Kunstwerk heute sehr in Gefahr . Vor allem das originelle Tor droht durch den Rost auseinander zu fallen. Es wäre zu wünschen, dass auch heute der Sinn für "etwas wahrhaft Schönes", um Jakob Wolfgarten zu zitieren, und die Bereitschaft " zur Verschönerung der Kapelle meines Geburtsortes beizutragen", wie Anton Weber es formulierte, die damals 1910 das Werk möglich gemacht haben, nun zu seinem Erhalt beitragen würden."


Tor des Gitters nach der Restaurierung


Eine "Interessengemeinschaft 750 Jahre Rheder" hatte sich zusammen gefunden, um 1990 anlässlich des Dorfjubiläums ein Dorffest zu organisieren. Im "Dicken Jubiläumspfarrbrief' (16) teilte die Interessengemeinschaft Ende 1990 mit: ".... Unser Fest hat uns aber nicht nur Freude bereitet. Dank der vielen Spenden und der regen Beteiligung ist es uns möglich, mit einem Beitrag von 4 000 DM zu der dringend notwendigen Restaurierung des Gitterzaunes an der Kapelle beizutragen. Wir hoffen, dass mit diesem Beitrag die Erneuerung des Kapellengitters schon bald erfolgen kann und dieses schöne und wertvolle Schmuckstück unseres Dorfes gerettet werden kann." Schon im Sommer 1992 heißt es in einem Gemeindebrief des 1991 gegründeten Kirchbauvereins Kreuzweingarten Rheder: (17) ".... Das sehr wertvolle Gitter um die Kapelle wurde demontiert und wird bis zur Beendigung der Renovierungsarbeiten an der Kapelle repariert und gut aufgehoben werden." Die Renovierung wurde nach neuesten und besten Methoden durchgeführt, und das schöne Gitter sieht nun für hoffentlich viele Jahre aus wie neu.

Bei den Glocken (vergl. Kap. 8) und dem Ambo mit dem hl. Michael und bei vielen teuren Anschaffungen - in Rheder gab es immer wieder gute Ideen, für die Kapelle der Mutter vom Guten Rat Hilfe zu schaffen.

In den letzten 1 ½ J ahrzehnten sind auch noch immer wieder zahlreiche Gegenstände zur Vervollständigung der sakralen und der praktischen Ausstattung der Kapelle gestiftet worden. Sie sollen hier nur kurz genannt werden. Das Ewige Licht wurde gestiftet vom Schützenverein der Gemeinde Rheder bei Höxter in Westfalen. Außerdem wurden gestiftet: ein Weihwasserkessel mit Ständer, zwei große schmiedeeiseme Leuchter, auf deren einem die Osterkerze steht, schmiedeeiseme Blumensständer, ein Teppich, der die Holzstufen vor dem Altar bedeckt, ein dem neugotischen Mobiliar in der Machart angepasster Holzstuhl im Chorraum und draußen eine Fahnenstange. An diesen Gaben sind die Frauengemeinschaft und das Küsterehepaar Frau Brück ist eine Großnichte Jakob Wolfgartens - unter anderen als Stifter zu nennen. Die Innenausmalung der Kapelle erfolgte erst 1933. Inflation und Weltwirtschaftskrise hatten in den 20er Jahren die Durchführung eines 1922 im Entwurf vorgelegten Planes unmöglich gemacht. Dieser Skizzenentwurf von 1922 des Architekten Colombo sah für die neugotische Kapelle eine neugotisch stilisierte Ausmalung mit den typischen Schablonendetails vor.

Als Pfarrer Reinartz nun 1933 in Köln dafür um die Genehmigung beim Erzdiözesankonservator nachsuchte, hatten sich inzwischen völlig andersartige Stilbestrebungen durchgesetzt. Die Zeit der Neugotik war endgültig vorbei, Neugotisches sogar regelrecht verpönt. Der Entwurf Colombos, den Reinartz vorgelegt hatte, wurde "als zum Schlechtesten und Schlimmsten gehörend, was ihm in seiner Amtszeit je vorgelegt wurde", von Erzdiözesankonservator Dr. Schumacher vernichtend kritisiert und völlig abgelehnt. Verbesserungen seien nicht möglich. (12) Pfarrer Reinartz hatte in seinen Briefen darauf hingewiesen, dass der Erbauer der Kapelle, der in seinem Heimatdörfchen sehr verehrte Priestergreis Msgr. Jakob Wolfgarten, 83 Jahre alt, gerne noch die Ausmalung der von ihm vor 30 Jahren erbauten Kapelle erleben möchte. Damit dieser Wunsch noch in Erfüllung gehen könnte, bot der Erzdiözesankonservator gerne Rat und Hilfe an. Schon im Winter 1933 erfolgte zügig die schlichte, helle Ausmalung nach dem von der Erzbischhöflichen Behörde genehmigten Entwurf des Kirchenmalers Vincenz Hertel. Von mehreren älteren Bewohnern wurde noch 1990 erzählt, während der Arbeiten sei einmal eine Dame im Wagen gekommen, habe sich die Arbeiten angesehen und sei wieder abgefahren, ohne mit jemandem zu sprechen; niemand habe sie gekannt, man nahm aber an, dass es sich um eine edle Spenderin gehandelt habe.

Jakob Wolfgarten war damals schon krank und konnte nicht mehr nach Rheder kommen. Noch im November und Dezember 1933, wenige Wochen, bevor er am 4. Januar 1934 starb, hat Jakob Wolfgarten mit dem Kirchenmaler Vincenz Hertel über die Ausgestaltung der Innenausmalung der Kapelle korrespondiert. Als Hertel seine Arbeiten beendet hatte, schrieb er am 7. Dezember 1933: "Hoffentlich geht es Ihnen bald so gut, dass Sie Ihre Schöpfung der Kapelle "der Maria vom Guten Rat" in Augenschein nehmen können und sich an der neuen Wirkung erfreuen. Im Turmraum der Kapelle habe ich auf einer Seite die Namen der Gefallenen und auf der anderen Seite Ihre Schöpfung mit Ihrem werten Namen der Nachwelt übergeben." V. Hertel akad. geb. Maler.

1934 konnte Pfarrer Reinartz schreiben (1): "Bis in die letzten Lebenstage hat der verehrungswürdige Priestergreis der Kapelle seines Heimatdörfchens ein tatkräftiges, opferwilliges Interesse entgegengebracht. Wie freute er sich zu hören, dass dieselbe durch die Ende 1933 erfolgte Ausmalung ein "Schmuckkästchen" geworden sei. ... Dieselbe ist in der Tat wohlgelungen .... und lässt die schöne Architektur wirkungsvoll zur Geltung kommen. "

Wenn die ursprünglichen Pläne verwirklicht worden wären, sähe der schlichte, helle Innenraum der Kapelle heute ganz anders aus. Das könnte den künstlerischen Stellenwert des KirchIeins im Sinne eines neugotischen Gesamtkunstwerks aus heutiger Sicht wohl eher heben als schmälern. Damals war es jedoch für die zuständige Behörde ausgeschlossen, einen Entwurf zu genehmigen, der der veränderten Kunstauffassung gar nicht mehr entsprach. Andererseits jedoch bringt der neue Entwurf von 1933 nicht nur die schöne Architektur, wie Reinartz meint, sondern auch die schönen wertvollen Details der Innenausstattung voll zur Geltung.


Kirchenbauverein Kreuzweingarten-Rheder


Zurück zu: 100 Jahre Kapelle der Mutter vom Guten Rat in Rheder von Friedericke Kuhl
Texte und Veröffentlichungen Kreuzweingartens ©
Die Rhederseiten bei Woenge.de ©
Religion und Kirche in der Kirchengemeinde Kreuzweingarten-Rheder ©

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede