200 Jahre Pfarrei Hl. Kreuz - „Kreuz“-Weingarten - 1804 - 2004
Chronik und Kirchenführer - von Hermann Josef Kesternich













Altes durch Neues bereichern
Zum Geleit - Pastor Nobert Prümm
“Kreuz“-Weingarten - Relikt aus der Franzosenzeit
Zur Geschichte und Ausstattung der Pfarrkirche
Das Ensemble des Hochaltars
Das Langhaus
Das Seitenschiff
Glasmalerei
Glocken
Liste der Pfarrer von Kreuzweingarten
Nutzung des Pfarrhauses seit 2003
Situation der Pfarrei im Jahre 2004
Priester aus der Familie Everhard Schmitz und Barbara geb. Kessels
Kreuzweingartener Anekdoten
Literatur und Anmerkungen











Zur Geschichte und Ausstattung der Pfarrkirche Hl. Kreuz











Ältestes Siedlungsgebiet Kreuzweingartens nach der Römerzeit um 450 n.Chr. ist sicherlich das Gebiet der heutigen Antweiler Straße in sicherer Entfernung von der durch Hochwasser gefährdeten Erftaue gewesen: Hier fanden die allmählich einsickernden Franken als Nachfolger der Römer alles, was sie für ihre Bedürfnisse brauchten: Grundstücke für die Errichtung ihrer mit organischen Mitteln errichteten Häuser, Gartenland, Weiden und Wasser für das Vieh. Die Toten wurden außerhalb der Wohngebiete beerdigt, um fruchtbares Ackerland zu schonen und das Grundwasser nicht zu gefährden. Als Begräbnisstätte bot sich der Hügel südlich der Behausungen an. Dort war man näher am Himmel als unten im Mersbachtal. Die christlichen Nachkommen dieser Toten haben auf dem Hügel nahe bei den Vorfahren eine Gedenkstätte gebaut, um bei den Toten und für die Toten zu beten, mit denen man im Jenseits vereinigt sein wollte. Möglicherweise haben sie für diese Totenverehrung eine schon zur Römerzeit errichtete Gedenkstätte umgewidmet und damit den Grundstein gelegt für die heutige Kirche.

Die Geschichte der Pfarrei Kreuzweingarten ist aufs engste mit der Gründung des „Neuen Klosters" der Abtei Prüm in der ersten Hälfte des 9. Jh. verbunden, aus dem später die Stadt Münstereifel hervorging. Zur wirtschaftlichen Absicherung überließ die Abtei Prüm der Neugründung acht Mutterkirchen und deren Zehnte, wie aus der Abschrift des Prümer Urbars (893) durch den früheren Abt Caesarius im Jahre 1222 hervorgeht. Abt Jofrid von Prüm erwähnt in einer Urkunde von 1266, dass [Kreuz-]Weingarten eine dieser Mutterkirchen war." Im Jahre 1260 soll, so ein Bericht aus dem 17. Jahrhundert, der Kölner Weihbischof Heinrich v. Oesel einen Altar in Weingarten konsekriert haben. Es ist wahrscheinlich, dass die im 1-3. Jahrhundert erwähnte Kirche einen (kleineren) Vorgängerbau hatte, Beweise für diese Vermutung gibt es nicht. In den „Kunstdenkmälern der Kreise Euskirchen und Rheinbach" ist zu lesen, dass die ältesten Teile der Kirche, Chor und Turm, dem 14. Jahrhundert entstammen. Die älteste Glocke, die Kreuz-Glocke, stammt aus dem Jahr 1398. Das Langhaus wurde im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut. Das Seitenschiff, von den Pfarrangehörigen „Dechantengang" genannt, wurde vor 1660 durch den damaligen Dechanten der Christianität Zülpich und früheren Pfarrer in Weingarten Everhardus Bosshammer hinzugefügt. Das „Weistum des Münstereifeler Kapitelshofes zu Weingarten" sieht vor, dass das Münstereifeler Kapitel „das Hochwürdig und Heylig Sakrament Nacht und Tag beleuchten soll-, also für die Kosten des Ewigen Lichtes aufkommen muss. 12) Aufgabe des Kapitels ist es ebenfalls, das Dach des Kirchenschiffes in Ordnung zu halten. Der Pastor ist für den Erhalt des Chorraumes, die Nachbarn, das sind die grundbesitzenden Bauern, für den Turm zuständig, der in Kriegszeiten oft Zufluchtsstätte der Dorfbewohner gewesen ist. 13)

Um eine Verbindung des Dechantenganges mit der Kirche herzustellen, wurde die ursprüngliche Außenmauer durch drei Öffnungen arkadenartig durchbrochen. Nikola Reinartz veranlasste 1922 die Reduzierung der zwei Tragepfeiler auf einen und erreichte somit zwei weiträumige Öffnungen, durch die das Seiten- mit dem Hauptschiff bestmöglich integriert wurde. Das ursprüngliche Eingangsportal wurde umfunktioniert zur Taufnische, der Zugang zur Kirche nach Westen verschoben, so dass von hier aus der Aufgang zu Turm, Orgelbühne und Kirchenraum unabhängig voneinander erfolgen kann.











Ursprünge der Kreuzverehrung

„Durch dein heiliges Kreuz erlöse uns, wir bitten dich, erhöre uns." Diese Bitte ist in Kreuzweingarten seit Jahrhunderten Bestandteil der Verehrung des Kreuzes als Werkzeug und Zeichen der Erlösung und hatte in der Kirche „Heilig Kreuz" schon eine lange Tradition, als der Ort noch Weingarten hieß. Nicht nur am Karfreitag verehren die Dorfbewohner das heilige Kreuz, sondern an zwei weiteren Festen, die eine wichtige Rolle bei den Kreuzlegenden spielen: das Fest Kreuzauffindung am 3. Mai und am 14. September das Fest Kreuzerhöhung.

Die Gemeinde begeht den Tag des Pfarrpatroziniums am Fest Kreuzauffindung und am darauf folgenden Sonntag das Kirchweihfest, das mit der (heute nicht mehr bedeutenden) Kirmes verbunden ist. Die Liturgie des 3. Mai feiert das Andenken an die Auffindung des heiligen Kreuzes durch die Kaiserin Helena. Ein Teil der Kreuzreliquie blieb in Jerusalem, der andere wurde nach Konstantinopel gebracht. Ihr Sohn, der Kaiser Konstantin, der im Zeichen des Kreuzes seinen Widersacher besiegt hatte, überführte die Reliquie nach Rom, wo sie sich bis auf den heutigen Tag in der Kirche „Santa Croce in Gerusalemne" befindet.

Am 14. September gedenkt die Kirche des feierlichen Triumphzuges von 629, in dem der oströmische Kaiser Heraklius die vom persischen König Chosroes II. im Jahr 614 geraubte Jerusalemer Kreuzreliquie wieder an den ursprünglichen Ort der Verehrung zurückbrachte.


Reliquiar mit Kreuzpartikeln











Die Tradition der Kreuzverehrung in Kreuzweingarten 14)

Ältestes Zeugnis für die Verehrung des heiligen Kreuzes in Weingarten legt die Glocke „Zu Ehren des heiligen Kreuzes" ab, die seit 1398 vom Kirchturm erklingt. 1491 verzichtet das Stift Münstereifel auf den anfallenden Rottzehnten [das ist die Abgabe auf neu gerodetes Land an den Grundherren] „dem hilligen Creutz zu eren und czieratenn". Um 1660 wird die Pfarrkirche zu Weingarten erweitert, da sie die Menge der Pilger am Fest des Hl. Kreuzes nicht zu fassen vermag. 1663 wird eine Bruderschaft vom Heiligen Kreuz und der Schmerzhaften Mutter in Weingarten erwähnt. Eine inzwischen verschollene Kreuzpartikel, die 1724 als „bedeutende Reliquie" erwähnt wird, wurde seit alters her in Weingarten verehrt. Seit 1804 ist die Pfarrei im Besitz von zwei kleinen Splittern, „kreuzweise übereinandergelegt und in silberner Kapsel verschlossen", die von einer Kreuzreliquie aus der Trierer Kartause stammen und im Zuge der Aufhebung des Klosters zur Zeit der Säkularisation durch den Generalvikar Peter Josef Ignatius von Hontheim und den damaligen Pfarrer Johann Josef Müller den Weg nach Kreuzweingarten gefunden haben.

Auch dem alten Missionskreuz, das sich heute an der Südwand des Kirchenschiffes befindet, wurde besondere Verehrung zuteil. Von Rheder führte ein Stationenweg, die sieben Fußfälle, beginnend mit der Darstellung der Todesangst Christi, zur Pfarrkirche. Am Vorabend des Passionssonntags ist Kreuzweingarten Ziel der Bußwallfahrt der Männer aus Euenheim, Billig, Euskirchen und Stotzheim, denen sich seit 2004 die Männer aus Flamersheim, Kirchheim und Palmersheim angeschlossen haben. Beim Aufgang zur Kirche begegnen die Gläubigen dem kreuztragenden Christus, einem Steinrelief des Kölner Bildhauers W. Aldermann, das Kreuz wird sie im Innern der Kirche leitmotivartig begleiten.


200 Jahre Pfarrei Hl. Kreuz - „Kreuz“-Weingarten - 1804 - 2004


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