200 Jahre Pfarrei Hl. Kreuz - „Kreuz“-Weingarten - 1804 - 2004
Chronik und Kirchenführer - von Hermann Josef Kesternich













Altes durch Neues bereichern
Zum Geleit - Pastor Nobert Prümm
“Kreuz“-Weingarten - Relikt aus der Franzosenzeit
Zur Geschichte und Ausstattung der Pfarrkirche Hl.Kreuz
Das Ensemble des Hochaltars
Das Langhaus
Das Seitenschiff
Glasmalerei
Glocken
Liste der Pfarrer von Kreuzweingarten
Nutzung des Pfarrhauses seit 2003
Situation der Pfarrei im Jahre 2004
Priester aus der Familie Everhard Schmitz und Barbara geb. Kessels
Kreuzweingartener Anekdoten
Literatur und Anmerkungen











Das Langhaus











In den „Kunstdenkmälern der Rheinprovinz" wird das Langhaus der Pfarrkirche als „schmucklos", dessen Inneres flach gedeckt ist, bezeichnet. „Das Chorhaus... öffnet sich zum Langhaus in einem einfachen Spitzbogen. 17) Die lichten Maße des Langschiffes betragen siebzehn mal zehn Meter. Ein eingelassenes Messingkreuz im Mittelgang erinnert an den Stifter des Seitenschiffes, Dechant Bosshammer, dessen Gebeine nach der Restaurierung 1980 hierhin umgebettet wurden.



Herz-Jesu-Altar

Am Chorabschluss links befindet sich der Herz-Jesu-Altar, der sich in seinen Aufbauten dem barocken Hochaltar anpasst und Ende der 80er Jahre ergänzt und farblich neu gestaltet wurde. Die Herz-Jesu-Statue stammt aus dem Jahr 1900 und hat wohl unter dem Einfluss wachsender Herz-Jesu-Verehrung im 19. Jahrhundert Einzug in die Kreuzweingartener Pfarrkirche gefunden. Papst Plus IX. hatte die Feier des Herz-Jesu-Festes auf die ganze Kirche ausgedehnt; die Päpste Leo XIII. (1878-1903) und Plus X. (1903-1914) förderten die liturgische Ausgestaltung dieses Festes und ebneten der unter dem Einfluss der mittelalterlichen Mystik stehenden Verehrung des Herzens Jesu den Weg in die Volksfrömmigkeit. Beredtes Zeugnis der Hinwendung zum Herzen Jesu sind die Bauten der Pariser Kirche Sacré Coeur, die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und nach ihrer Vollendung 1919 unter dem Eindruck des verheerenden Weltkrieges dem Herzen Jesu geweiht wurde und in unserer Heimat die Herz-Jesu-Kirche in Euskirchen aus dem Jahr 1908.



Kanzel mit der Figur des Erzengels Michael

In den meisten Kirchen verschwanden die Kanzeln in den 70er Jahren, da der zum Volk gewendete Zelebrationsaltar den Predigtstuhl überflüssig machte, nicht so in Kreuzweingarten. Der mit vier Kassetten ausgestattete, fünfseitige Kanzelkorb ruht auf einer geschwungenen mit mehrfachem Profil ausgestatteten und vergoldetem Blattornament versehenen Säule und lehnt gegen die rechte Chorabschlussmauer an. Nach oben ist die Kanzel durch einen fünfseitigen Baldachin abgeschlossen, an dessen Unterseite eine Taube, Sinnbild des Hl. Geistes, angebracht ist. Eine schmale Holztreppe führt zur Kanzel hinauf-Auf dem Schalldeckel ruht eine voluten-geschwungene Konsolkrone, auf der die Figur des hl. Michael mit besiegtem Drachen und Flammenschwert positioniert ist." 18) Auf einem Foto von 1930 bildet eine Weltkugel mit Kreuz den Abschluss der Kanzel . Dazu schreibt Nikola Reinartz in seinem Kirchenführer von 1932 im Euskirchener Volksblatt: „St. Michael [steht] an der Brüstung der Empore, 1854 für die Pfarrkirche erworben (woher?), 1922 ergänzt." Fachleute nehmen an, dass der Erzengel Michael ursprünglich eine Figur war, die den hl. Georg darstellte, der man später die Flügel als Attribut des Erzengels hinzugefügt habe.



St. Margareta

Als Gegenüber zur Himmelskönigin mit dem Kind präsentiert sich die 2. Pfarrpatronin, St. Margareta, die Heilige mit dem Drachen an der Südmauer des Langschiffes. Die Plastik ist kein großes Meisterwerk barocker Kunst und entspricht mit ihrer eher soliden, wenig aufwändigen Formgebung solchen Werken, wie sie in Kirchen des ländlich-bäuerlichen Umfeldes anzutreffen sind. Dennoch entbehrt die Abbildung nicht einer gewissen Eleganz: Die Gesichtszüge sind adelsstolz, die Feingliedrigkeit von Hand und Finger augenfällig, die Farbgebung von Anfang 1990 dezent. Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie eine Frau das Drachenungeheuer furchtlos-spielerisch mit einer dünnen Kette bannt und es durch das in den Schlund gestoßene Kreuz unschädlich macht. Nach der Legende soll Margareta während der diokletianischen Christenverfolgung in Antiochien den Märtyrertod erlitten haben. Sie zählt mit Barbara, Dorothea und Katharina von Alexandrien zu den Vierzehn Nothelfern. Margareta wird häufig mit dem hl. Georg dargestellt, der, so berichtet die Legende, die schöne Königstochter rettete, indem er den Drachen durch das Kreuzzeichen besiegte und mit der Lanze durchbohrte (Michaelsfigur über der Kanzel). Margareta legte dem Drachen ihren Gürtel als Halsband um und führte ihn vor den König, der sich, nachdem Georg das Untier mit dem Schwert getötet hatte, alsbald taufen ließ.



Maria Königin mit dem Jesuskind

Wiedergaben der Kreuzigung und von Maria mit dem Jesuskind waren seit frühester Zeit die am häufigsten dargestellten Motive christlicher Ikonographie sowohl in den Kirchen des Ostens als auch des Westens. Bilder von der Aufnahme Marias in den Himmel und ihre Krönung durch Vater, Sohn und Hl. Geist entstehen im Hohen Mittelalter. Auch in der Dichtung des Minnesangs findet die Verehrung Marias als der „hehren Frau" ihren Niederschlag. Die Mystiker des Mittelalters sahen in der Gottesmutter mit dem Kind die ins Bild gesetzte Gemeinschaft des Christussuchers mit dem Heiland. In den zeitgenössischen Darstellungen der Himmelskönigin wurde das Dogma von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel aus dem Jahre 1950 bereits vorweggenommen.

Die „Himmelskönigin mit dem Kind" am Pfeiler der Kirche ist ein barockes Werk aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Maria, ausgestattet mit dem Szepter in der Rechten, gekrönt mit der Lilienkrone, hält auf der Linken den unbekleideten Jesus, gekrönt mit der Herrscherkrone, dem Betrachter entgegen. Die Krone des Kindes scheint reichlich überdimensioniert für die kleine Gestalt. Die Krone Marias dagegen ist klein und zierlich. Der reiche Faltenwurf ihres Umhangs, optisch verstärkt durch unaufdringliche Andeutung von Stand- und Spielbein, weist sowohl in der vertikalen wie auch in der horizontalen Bewegung auf das Jesuskind. Während in vielen Darstellungen das Kind in der einen Hand ein Attribut wie Apfel oder Kreuz hält und mit der anderen segnet, streckt das Kind der Kreuzweingartener Himmelskönigin beide Arrne, leicht nach unten zum Betrachter hin geschwungen, aus, so als wolle es alle zu sich einladen, um Anteil zu haben an der himmlischen Freude.



Das „Missionskreuz"

An der Südmauer des Kirchenschiffes hängt seit der kürzlich erfolgten Restaurierung das sog. Missionskreuz, das sich bis dahin eher unscheinbar in der Beichtkapelle befunden hat. Anders als das Altarbild verkörpert der Gekreuzigte hier den von den Qualen der Folterung Erlösten: Das todmüde Haupt ist ermattet zur Seite gesunken, der Gesichtsausdruck eher friedlich, durch den halb geöffneten Mund haben die Mitzeugen des Todes Jesu seine letzten Worte vernommen: „Es ist vollbracht" (Joh 19,30). Die Dornenkrone scheint Bestandteil des Kopfes geworden zu sein, Blutstropfen verraten die erlittene Pein. Die Wundmale der Nägel und des Lanzenstiches bekunden den Gottesknecht der Passionsberichte. In diesem Bild des Gekreuzigten kommt der Bogen der Passion Jesu zum anderen Ende, der mit den Worten begonnen hat: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen" (Lk 22,42). Die Entstehungszeit des barocken Kruzifixus mit spätgotischen Elementen, die sich im Faltenwurf des Lendenschurzes dokumentieren, ist um 1720 anzusetzen. Spuren im Unterteil des senkrechten Kreuzesbalkens lassen vermuten, dass dort Tafeln angebracht waren mit Daten der Volksmissionen, wie sie seit dem 18. Jahrhundert in Kreuzweingarten bezeugt sind. Träfe diese Annahme zu, wäre auch die gebräuchliche Bezeichnung „Missionskreuz" zu erklären.



„Säulenheilige"

Am vorderen Zugang vom Seiten- zum Hauptschiff befindet sich die Darstellung des hl. Josef mit dem Jesuskind. Es ist dies eine barocke Nachempfindung des Nähr- und Pflegevaters Jesu von Johann Vus, einem Mitglied der Pfarrei, 1988 geschnitzt und von Josef Frenz aus Euskirchen polychrom gefasst.

St. Christopherus, Schutzpatron der Autofahrer und Reisenden, stammt von Jakob Bohnen, Kreuzweingarten, aus dem Jahr 1988.


Detail des Missionskreuzes


Missionskreuz


H. Josef


St. Christopherus











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