Jubiläumspfarrbrief 750 Jahre Rheder
„Dicker Pfarrbrief“ der Pfarrei Heilig Kreuz zu Kreuzweingarten / Rheder








Zum Geleit - Pastor Dr. Peter H. Irrgang
Anstelle eines Vorwortes
Unsere 750-Jahrfeier in Rheder
Wie entstand unsere Festschrift zur 750-Jahrfeier von Rheder
Mutter Gottes vom Guten Rat
Katholische Frauengemeinschaft Kreuzweingarten-Rheder
Des Menschen Nest
Das Jugendheim
Die Meßdiener, die Blumengruppe, die Sternsinger, der Kinderchor
Der Kirchenchor, die Schützenbruderschaft, der Seniorenclub
Firmlinge auf Reisen
Fahrten, Prozessionen, Wallfahrten und Wanderungen
Das Pfarrbüro und seine Chefin
Gebete, Gedichte und Meditationen
Kirchenbauverein und Interessengemeinschaft








Fahrten, Prozessionen, Wallfahrten und Wanderungen


Reise des Musikvereins in die CSFR
- aus der Sicht einer Tuba -

Vor etlichen Jahren erblickte ich in Köln das Licht der Welt. Von Meisterhand gemacht, stand ich mehrere Monate im Geschäft und wartete auf einen Käufer, der mich von meinem bis dahin tristen Dasein befreien sollte. Dann endlich war es soweit, ich wurde an den Musikverein Kreuzweingarten-Rheder verkauft und sollte mit der Hilfe eines Musikers schöne und saubere Töne "verraten". Anfangs taten mein Besitzer und ich uns sehr schwer damit, aber so ganz allmählich konnten wir uns schon hören lassen. In jedem Jahr übten wir fleißig für das Jahres-Abschlußkonzert. Bei den Proben verzweifelte ich fast. Unentwegt riß der Dirigent mitten im Stück ab und ließ uns die gleichen Stellen spielen. Die neue Musik gefiel mir zwar, aber entweder machte mein Partner etwas falsch, oder ich konnte die Töne nicht richtig übersetzen.

In diesem Frühjahr wurde es ganz ernst. Manchmal probten wir zweimal in der Woche. Ich hörte, daß wir eine Konzertreise in die Tschechoslowakei planten. Na, dachte ich, das ist doch mal was! Ich träumte von einer Fahrt im modernen Reisebus. Das aber war der erste Reinfall. Eingequetscht zwischen meinen Kollegen, wurde ich in Lisas und Udos Wohnmobil gepackt. Während der fast zweitägigen Fahrt sprang andauernd "Bibo" auf meinem Futteral herum. Gab der Hund Ruhe, kicherten zwei unserer Flötistinnen unentwegt, nur Udo bewahrte Ruhe. In Terlicko (so hieß unser Aufenthaltsort) angekommen, befreite man mich aus meinem Gefängnis und stellte mich in die Ecke eines großen Raumes. Ich war froh über die plötzlich eingetretene Stille, aber die sollte nicht von langer Dauer sein. Fast von morgens bis abends spielte mein Partner mit mir bei vielen Proben und - man höre und staune - auch freiwillig. Bis in die Nacht hinein wurde ich von Zimmer zu Zimmer getragen und mußte Töne produzieren. Draußen vor der Tür saßen derweil die "Nicht-Aktiven" fröhlich zusammen.

Dann fand unser erstes Konzert statt. Ich mußte wieder ins Wohnmobil, und wir fuhren nach Darkov. Dort spielten wir in einem wunderschönen Kurpark unter herrlichen alten Bäumen und bekamen großen Beifall.

Viele Zuhörer kamen nach dem Konzert und sprachen mit den Musikern. Ich wunderte mich, denn die Älteren sprachen fast alle unsere Sprache. Ich war richtig stolz, als ich hörte, wie sehr ihnen unsere Musik gefallen hatte.

Das nächste Konzert war im Kulturzentrum in Karvina. Wir alle staunten über die Größe des Konzertsaales. Auf so einer riesigen Bühne hatten wir vorher noch nie musiziert. Und dann die vielen Zuhörer! Zuerst sang ein bekannter Kinderchor der CSFR (Permonik). Dann waren wir dran. Der Ansager redete und redete... in einer Sprache, die ich überhaupt nicht verstand. Plötzlich wurde ich hochgehoben, und ich hörte, wie stark meinem Mitspieler das Herz vor Aufregung klopfte. Na, dachte ich, wenn das man gut geht. Doch es kam ganz anders. Wir spielten, als ginge es, einen Preis zu gewinnen. All' die Stücke, die wir monatelang geprobt hatten. Es muß gut gewesen sein, denn am Schluß standen die Leute auf und klatschten lange. Wir bekamen sogar Blumen und Geschenke als Dank. Bei einer kurzen Probe am nächsten Morgen wurden alle sehr vom Dirigenten gelobt. Da war auch mir klar, daß wir "Klasse" waren, denn so oft kommt das ja nicht vor.

Für das dritte Konzert am nächsten Tag waren wir jetzt richtig motiviert, auch wenn es mit einem anderen (tschechischen) Blasorchester zusammen war. Hier hörten wir alle, daß sich unsere mühevolle Probenarbeit lohnt.

Zu einem Besuch in einem Museumsdorf mit anschließendem slawischen Abend wurde ich nicht mitgenommen. Da spielten unsere Konkurrenten - Geigen und Cymbal. Unsere Musiker waren alle begeistert. Manche hatten so viel gegessen, daß sie das Frühstück am anderen Tag ausfallen ließen.

Nach einer Woche, die angefüllt war mit Musizieren und fröhlichem Beisammensein, machten wir uns wieder auf die Heimreise. Ich hörte, daß wir unterwegs noch die Stadt Prag besuchen würden, und freute mich schon, tschechische Kollegen zu sehen, aber man ließ mich bis zu unserer Ankunft in Kreuzweingarten-Rheder in meinem dunklen Verlies. Nun hoffe ich nur, daß wir bald wieder eine so erlebnisreiche Reise unternehmen, noch größere Konzertsäle sehen und noch besser spielen!

Eines weiß ich schon: Im nächsten Jahr eilt es wirklich, einen Preis zu gewinnen. Wir beteiligen uns nämlich an einem Wettbewerb für Blasorchester anläßlich des 1. Landesmusikfestes Nordrhein-Westfalen vom 19. - 21. April in Geseke.

Und wie wird man ein gutes Blasorchester?

ÜBEN - ÜBEN - ÜBEN


Der Musikverein "Heimatklang"



Winterfahrt der Kinder nach Jünkerath

Zu Beginn des Jahres 1990 fuhren viele Kinder, Jugendliche und einige Erwachsene nach Jünkerath. Dort steht ein Don-Bosco-Haus. Don Bosco's Motto - Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen - wurde dort verwirklicht.

Bei Spaziergängen in der Einsamkeit der Eifel bestand immer die Gefahr, daß sich jemand verlief. Zwei Erwachsene verirrten sich auch prompt, fanden jedoch nach einiger Zeit, wieder nach Hause.

Weitere Angebote waren Fußballspielen, Basteln und Diavorträge. Lustige Spiele verschönerten die Abende. Im Spielkeller fand ein Tischtenniswettbewerb statt, bei welchem manch harter Kampf ausgefochten wurde.

Auf der Rückfahrt am 4. Januar sangen wir zum guten Schluß Weihnachtslieder.

Alle freuen sich auf das nächste Mal. Inzwischen sind auch die Termine bekannt:

2.Januar 1991 9.00 Uhr Abfahrt
4.Januar 1991 17.00 Uhr Rückkehr von Jünkerath.

Man wird sich wohl bald anmelden müssen. Die 60 Plätze sind schnell vergeben.



Prozessionen und Wallfahrten in unserer Pfarrei

Alle Prozessionen und Wallfahrten in unserer Pfarrei haben ihre Tradition oder sind dabei, eine zu werden. An Prozessionen kennen wir neben der allgemein bekannten Fronleichnamsprozession noch die Bittprozessionen an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt durch die Felder und Fluren von Kreuzweingarten und Rheder. Besonders in unserer Zeit der umweltbedrohten Natur erfreuen sich die Prozessionen großen Zulaufs. Wir bitten Gott um gutes Gedeihen der Saaten (gemäß Seiner Schöpfungsordnung!) und um den Schutz für uns an Leib und Seele.

Die Wallfahrten des Jahres werden eröffnet von den Männern: Männersühnewallfahrt. Am Sonntag vor dem Passionssonntag kommen die Gruppen aus Stotzheim, Billig, Euenheim, Euskirchen und Kuchenheim zu uns, wir pilgern nach Maria Rast und zurück. Abschließend treffen wir uns alle zum Gottesdienst in unserer Pfarrkirche, die dann doch recht voll ist. Als nächstes kommt die Römerfahrt an die Reihe. Von der Kirche geht es am Palmsonntag durch die Wiesen nach Rheder. Oft genug bläst einem ein starker Wind schwere Regentropfen oder Schnee ins Gesicht. Eine echte Bußwallfahrt.

Großer Beliebtheit erfreut sich die Maiwallfahrt nach Maria Rast am Abend des 1. Mai. Neben Festmesse und Lichterprozession kommt für uns dann noch der Abschluß; nach dem schönen Spaziergang durch den Wald ein Salve Regina an der Mutter Gottes in der Klagemauer.

Angefangen hat eine Fahrt zur Springprozession nach Echternach am Pfingstdienstag, wobei unsere Pilger natürlich nicht mitspringen. Mitte bis Ende Juni lädt Buschhoven zur Oktav ein. Mit dem Zug geht es bis zum Kottenforst, von dort dann zu Fuß bis zur Rosa Mystica und wieder zurück. Die Frauengemeinschaft organisiert und trägt diese Wallfahrt. Mit anderen Frauen zusammen organisiert Frau Veith die Banneux- und die Kevelaer Wallfahrt. Die Busse bringen die Wallfahrer zu den beiden Orten. Einzelne Pilger freilich gehen immer noch zu Fuß nach Kevelaer. Einige gehen sogar noch mit bei der Fußwallfahrt der Sankt Matthias Bruderschaft nach Trier zum Sonntag vor Pfingsten.

Neu belebt, weil von unseren Jugendlichen und Kindern mitgetragen, werden die Wallfahrten nach Barweiler und zum Michelsberg. Bei der kombinierten Bus-Fußwallfahrt nach Barweiler waren dieses Jahr 15 Kinder und Jugendliche. Eine Gruppe Kinder im liturgischen Dienst ging auch mit zum Michelsberg, was besonders gut ankam.


Wallfahrt zum Michelsberg am 30.9.1990

Die Jugendlichen machen zweimal im Jahr ihren eigenen "meditativen Spaziergang" am Dreifaltigkeits- und am Christkönigssonntag. Oft gehen sie am Abend rund um unsere Pfarrei und enden dann am Hochkreuz mit einem Gebet über die ganze Pfarrei.

Etwas Besonderes sucht sich die Frauengemeinschaft aus bei ihrer jährlichen Wallfahrt. Nach Möglichkeit werden kleinere Wallfahrtsorte angelaufen, die eine gute Atmosphäre versprechen: Bruchhausen, Bornhoven, Cornelimünster, Maria Martenthal usw. Unterwegs wird fleißig gebetet.

Eine Pfarrwallfahrt in die Ferne sollte auch jedes Jahr stattfinden. Bisher ging es nach Rom, Jugoslawien, Frankreich und Spanien. Nächstes Jahr pilgert der Kirchenchor nach Rom, so daß keine andere Wallfahrt in den Herbstferien stattfinden wird. Es gibt aber schon eine Reihe Bestellungen für die Herbstwanderung 1992, wenn es wieder losgeht nach

Ars - Lourdes - Torreciudad - Saragossa.


Kombinierte Fuß- und Buswallfahrt nach Barweiler am 8. September 1990



Pyrenäenwallfahrt

vom 6.-14. Oktober 1990

Auf der "Marianischen Route" wollte die Katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Kreuzweingarten vom 6.-14. Oktober 1990 wallfahren.

Das bedeutete die Fahrt aus dem Rheinland über Ars in Südfrankreich nach Lourdes in den französischen Pyrenäen und nach dem spanischen Torreciudad in den südlichen Ausläufern dieses Gebirges - bis nach Saragossa im Norden Spaniens. Das bedeutete aber auch den Weg aus einer der ältesten Siedlungen und einer der ältesten Pfarreien der Umgebung, zugleich einer Wallfahrtsstätte, "Auffindung des Heiligen Kreuzes", die besonders im Hohen Mittelalter in Blüte stand, zu neuen und alten Orten der Verehrung Mariens. So wurde ein Bogen geschlagen von unserem Herrn am Kreuz zu Seiner allerseligsten Mutter, die sich wiederum in der schönen Pietà unserer Pfarrkirche vereint darstellen.

Das Ziel der Pilgerfahrt wies uns unser Pfarrer Dr. Peter Irrgang, es immer wieder durch Gebet und Meditation ins Gedächtnis zurückrufend. Geleitet wurden wir durch Herrn Weißkopf, der den Bus sicher auf den Autobahnen und durch die engen Straßen der Pyrenäen steuerte und uns zudem auf der langen Reise mit Speis und Trank versorgte. (Wir dachten an die mittelalterlichen Pilger, die nicht im bequemen Gefährt, sondern zu Fuß und unter größten Beschwerden, oft unter Lebensgefahr, sich auf den Wallfahrtsweg machten.) Wir: das waren neunzehn Pfarrangehörige, davon sieben Jugendliche, ihnen schlossen sich die uns bekannten Herren Kaplan Ulbrich und Diakon Schneider und dreizehn Pilger und Pilgerinnen aus anderen Orten oder "Gestrandete" aus einer "gescheiterten" Wallfahrt an, die gastfreundlich in der Gemeinschaft aufgenommen wurden.

Sie alle trafen sich im Morgengrauen des Sonntags auf dem Parkplatz, von Verwandten, Freunden und Gastgebern begleitet und verabschiedet. Diese Wallfahrt machten sie ja nicht nur für die persönliche Heiligung, als Dank für erwiesene Gnaden, als Erfüllung eines Versprechens oder einfach aus Liebe zur Gottesmutter, sondern stellvertretend für die Pfarrei, der sie angehören, für deren Anliegen und für die der ganzen katholischen und apostolischen Kirche.

In diesem Sinne feierten wir auch das erste hl. Meßopfer auf dieser Fahrt am Grabe des hl. Willibrord in der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Abteikirche im luxemburgischen Echternach. Der vor genau 1300 Jahren mit elf Gefährten von Irland zum Festland übergesetzte angelsächsische Mönch machte "den Anfang der missionarischen Tätigkeit" (Vatikan-Briefmarke). Gerade jetzt, wo der Heilige Vater zur Erneuerung des Glaubens aufruft, und kurz nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, deren einer vom Marxismus, der andere vom Materialismus geprägt ist, baten wir um die Hilfe des Heiligen. Es berührte uns freudig, daß uns am Beginn unserer Marienwallfahrt in der Krypta das Leben der Gottesmutter in den Fresken aus dem 11. Jahrhundert anschaulich gemacht wurde.

Maria sollte uns noch in vielfältiger Weise begegnen: als die Immaculata, stehend, betend, demütig den Herrn erwartend, wie sie in Lourdes der hl. Bernadette erschien; thronend, herrschend, mit dem göttlichen Kind auf dem Schoß in Torreciudad; stehend, gekrönt, das Zepter in der Rechten, den König der Welt mit dem Reichsapfel auf dem linken Arm in Saragossa: Königin der Apostel, die wir gerade in diesen Tagen nach der Wiedervereinigung um Schutz für unsere Kirche und unser Vaterland anflehten. Verschiedenartig würde sich uns auch die Verehrung der heiligen Jungfrau zeigen: laut und betriebsam, in einer großen Volksmenge in Lourdes und in Saragossa, still und besinnlich in Torreciudad (wo wir tatsächlich ganz "unter uns" waren). Alle Pilger aber würde das Anliegen verbinden: "Laßt uns voll Zuversicht gehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit".

Daß wir in den ersten Tagen der Weltbischofssynode in Rom, die sich mit der Priesterausbildung befaßt, den heiligen Pfarrer von Ars besuchten, ist als eine gute Fügung zu betrachten. Wir - und besonders unsere jugendlichen Wallfahrer - waren beeindruckt von dem asketischen heben dieses vorbildlichen Priesters, das uns in einem Spaziergang um den Ort. (mit Bestich des "Denkmals der Begegnung" auf einem Hügel), in den Erinnerungsstücken des Pfarrhauses und in einem guten Film vor Augen geführt wurde. Dabei wurde uns klar: Auch im Leben dieses frommen und asketischen Menschen wechselten sich Nacht und Licht ab, ihm wurde die Heiligkeit nicht einfach geschenkt - er mußte sie sich hart erkämpfen - gegen eigene Schwachheit, gegen äußere Schwierigkeiten und Anfeindungen, gegen die Bosheit des Satans (dessen Existenz heute vielfach geleugnet wird!). Aber er, der wie alle Heiligen eine tiefe Verehrung für die Gottesmutter hatte, wurde im Glauben nicht erschüttert. So konnte der Pfarrer von Ars zum gesuchten Beichtvater für Tausende werden, die er zu Gott zurückführte. Wir aber beteten beim hl. Meßopfer am Grabe des hl. Jean-Marie Vianney: "Heiliger Pfarrer von Ars, Patron der Pfarrer aller Pfarreien der Welt, bitte für uns und unsere Priester!"

Der Geist des Heiligen begleitete uns auch auf der Fahrt durch das südliche Frankreich und durch das alte Kultur- und Weinland der Provence: Auch wir sind herausgefordert, mitzuwirken an der Erlösung, wir sind alle Arbeiter im Weinberg des Herrn. Wir haben viele Möglichkeiten, in kleinen Werken der Buße, vor allem aber durch das stellvertretende Gebet, besonders den Rosenkranz, den wir oft auf dieser Wallfahrt unter Anleitung unseres Pfarrers betrachtend beteten.

Noch am gleichen Sonntag gelangten wir in den schon nächtlichen Marienwallfahrtsort Lourdes - Ziel von Millionen von Pilgern aus aller Welt, seit (gut ein Jahr vor dem Tode des hl. Pfarrers von Ars) die unbefleckt empfangene Jungfrau dem armen Hirtenmädchen Bernadette Soubirous erschienen war (1858). Spät am Abend waren wir fast allein an der Erscheinungsgrotte - das Plätschern der hl. Quelle gesellte sich zu dem Rauschen des Regens, der, seit langem ersehnt, unaufhörlich vom Himmel tropfte. Die Feuchtigkeit ließ den Kerzenbaum zum Mittelpunkt einer Lichtkugel werden, durch die die Statue der Immaculata hoch oben in der Grotte um so heller aufstrahlte. Hier konnten wir ganz still, mit eigenen Worten, die Gottesmutter begrüßen. (Unseren Jungendlichen gefiel diese nächtliche Stille so gut, daß sie auch am nächsten Abend dorthin zurückkehrten - und beinahe im heiligen Bezirk eingeschlossen worden wären!)

Am nächsten Morgen aber trugen wir gemeinsam mit anderen Pilgern aus Köln ihrem Sohn im hl. Meßopfer Dank und Bitte vor. Können wir wie Maria und Bernadette die Forderung Gottes annehmen? Das war die Frage, die uns in der Predigt gestellt wurde und die wir uns auf dem Kreuzweg, hinauf zum nebelverhüllten Kalvarienberg, betend stellten. Die einzelnen Stationen mit den überlebensgroßen gußeisernen Figuren, unter denen einzelne Gestalten besonders auffielen (der römische Legionär mit den Fasces, ein Schriftgelehrter), wirkten wie die Szenen eines Passionsspiels, in das wir einbezogen wurden. Aber versuchen wir wirklich, den Weg des Herrn nachzuvollziehen? Vielleicht wurde uns die Nähe Christi in der Krypta besser gegenwärtig, wo Er in der als Lebensbaum gestalteten (von Papst Johannes Paul. II. gestifteten) Monstranz unter der Gestalt des Brotes unser harrt (unter Mittag konnte man hier in Stille beten!). Oder wird uns der Erbarmer in den Hunderten von Kranken sichtbar, die vormittags von ehrenamtlichen Helfern zur Grotte gefahren oder von den "brancardiers", den Krankenträgern mit den bunten Gurten, auf Bahren dorthin getragen werden, damit sie der Gottesmutter vertrauensvoll ihre Sorgen und Nöte und oft ihre Bitte um Heilung vortragen können? Das anschließende Bad, gemäß der Empfehlung der hl. Jungfrau, das Wasser der Quelle zu trinken und sich darin zu waschen, ist sichtbares Zeichen dieses Vertrauens, daß oft (in 65 beglaubigten Fällen) Heilung gewährt wird. (Einige von uns trafen einen Kranken, der soeben geheilt die Gnadenstelle verließ. ) Wichtiger aber ist die innere Heilung, die den Pilgern in dem (oft vernachlässigten) Sakrament der Buße in der Beichtkapelle geschenkt wird.

Am strahlend hellen Nachmittag machte uns die Eucharistische Prozession die Beziehung zwischen der Verehrung Mariens und der ihres Sohnes sinnvoll deutlich. Aus aller Herren Länder waren Gläubige gekommen, um in ihren Sprachen Christus im Heiligen Sakrament ihre Bitten vorzutragen; besonders beeindruckte uns die Anwesenheit einer tschechischen Pilgergruppe - sichtbares Zeichen der Veränderungen im Osten! Kranke wurden im Rollstuhl mitgefahren, die meisten warteten auf ihren Bahren vor der Rosenkranzbasilika auf den Segen des Herrn. Dazwischen Ehrengarden in roten oder schwarzen Uniformen, mit Helmbusch, ein buntes Bild, das sich auf der grünen Esplanade entfaltete! Sie war auch der Schauplatz der abendl ichen Lichterprozession, während der Tausende den Rosenkranz in verschiedenen Sprachen beteten - ein wunderbares Gottes- und Marienlob, das, endend mit dem "Ave, Ave, Ave Maria" zum sternenbesäten Himmel stieg!

Ganz anders gestaltete sich der Vormittag, der den Gedenkstätten der hl. Bernadette in der Stadt gewidmet, war: Die heilige Messe im Cachot und der Besuch der "Maison Paternelle de Ste Bernadette" (der "Mühle des Glücks") vermittelten uns anschaulich Leben und Berufung der Heiligen. Dort wurde das Bild einer gläubigen, von Liebe getragenen Familie entworfen, das als Mahnung für unsere Gesellschaft; wirkt. Wieder entlassen in die Straßen mit ihren Andenkenläden, Hunderten von Hotels, Restaurants und Cafés, machte- die Profanität und der Gegensatz zu dem heiligen Bezirk besonders unsere Jugendlichen stark betroffen.

So freuten wir uns auf die Fahrt durch die Pyrenäen, auf deren Gipfeln schon der erste Schnee glänzte. Der Halt auf dem Col d'Aspin (1484m) eröffnete uns einen Geist und Seele beglückenden Blick auf die Bergwelt, bevor wir nach einer kurvenreichen, geschickt, gemeisterten Abfahrt den Tunnel de Bielsa durchquerten und uns im Abendschein in Spanien (Aragonien) wiederfanden. Unser Ziel, Torreciudad, unsere Heimat, für die nächsten vier Tage, leuchtete uns am späten Abend entgegen, hoch über dem Stausee El Grado. Vom Kreuz, das 1975 anläßlich des Besuches von Josemaria Escrivá aufgestellt worden war, grüßten wir das Heiligtum noch in der Nacht.

Der Gründer des Opus Dei hatte aus Dankbarkeit und Verehrung für Unsere Frau von Torreciudad dem Gnadenbild (11. Jahrhundert.) aus der Eremitage eine neue, große Wallfahrtskirche errichten lassen. Dort thront sie nun würdig in der Mitte eines dem Stil katalanischer und aragonesischer Kathedralen nachempfundenen Retabels - über ihr das "Eucharistische Auge" mit dem Herrn im Allerheiligsten Sakrament. Die Verbindung von Jesus und Maria kommt besonders in den kunstvoll in Kacheln gestalteten Geheimnissen des Rosenkranzes (in den Galerien des Bauwerkes) zum Ausdruck. Dort beten und meditieren die Gläubigen wie auch in der Kapelle der Heiligen Familie (mit Szenen aus dem Leben Jesu, Mariae und Josefs) und in den Beichtkapellen.

Überrascht waren wir durch die "Leiden und Freuden des hl. Josef" - eine Reihe von vierzehn feinsinnig gestalteten Kachelbildern, die uns den Nährvater Jesu in seiner Bedeutung näherbringt (das Werk der spanischen Künstlerin Palmira Lagüéns wurde durch das Buch von Christa Meves vor etwa zwei Jahren auch in Deutschland bekannt). Während diese Bilder zur alten Gnadenkapelle hinunterführen, leitet der Kreuzweg zwischen Felsen und Olivenbäumen hinauf zum Heiligtum. Ihn meditierend zu beten und zum Beispiel bei der zehnten Station ermahnt zu werden, die Schamhaftigkeit auch im Kleinsten zu achten (sie wird in unserer Zeit, vielfältig verletzt!), muß unsere Jugend sehr beeindruckt haben.

Im 24 km entfernten Barbastro, einer alten römischen Stadt und Bischofssitz - im spanischen Bürgerkrieg, 1937-39, wurden hier und im nahegelegenen Claretinerkloster fast 200 Priester ermordet, der Bischof wurde grausam, wie ein Stier, getötet - wurde 1902 Josemaria Escrivá geboren. Das Geburtshaus existiert nicht mehr, an seiner Stelle beherbergt ein Ziegelbau den weiblichen Zweig des Opus Dei. In der Kathedrale, wo der Gründer des Opus Dei getauft wurde, einem Hallenbau mit reichem, arabisch beeinflußtem Deckengewölbe, erhebt sich ein Retabel aus Alabaster, typisch für das 16. Jahrhundert in Aragon, ebenfalls mit dem Eucharistischen Auge, wie wir es bereits von Torreciudad kannten. In einer Seitenkapelle fällt die Darstellung des "Einschlafens Mariens" auf (nicht des "Todes"), die an ostkirchliche Bilder erinnert. Neu für uns war auch die Statue (13. Jahrhundert) des "Senior de los Milagros", des "Herrn der Wunder", der hier und in vielen Kirchen der Umgebung (auch in Peru) hochverehrt wird.

Konnten wir in dieser kleinen Stadt - wie auch im Heiligtum von Torreciudad - in Ruhe betrachtend alle Eindrücke Überdenken, so empfing uns Saragossa mit folkloristischer Buntheit und lautem Gepränge, waren wir doch am Festtag der Nuestra Senora del Pilar und spanischen Nationalfeiertag, dem 12. Oktober, in die Stadt am Ebro gekommen. Tausende von Männern und Frauen in den Trachten von Aragonien und Huesca, begleitet von Musikkapellen, zogen zur Basilika am Fluß, um vor der Kopie des Gnadenbildes zahllose Blumensträuße niederzulegen, bevor sie im Gotteshaus die alte "Pfeilermadonna" selbst begrüßten. Einer mittelalterlichen Überlieferung zufolge ist Maria noch zu Lebzeiten dem hl. Jakobus d.Ä. auf einem Pfeiler erschienen, um ihn zu seiner Mission zu ermuntern und zu stärken: Marienverehrung und Gedenken an den Apostel der Iberischen Halbinsel waren schon früh verbunden. Saragossa und Santiago de Compostella bildeten somit "die Zentren der Spiritualität Spaniens". Ein Wiedersehen mit dem Heiligen Kreuz hatten wir in der "Iglesia de la Exaltación de la Santa Cruz", wo wir das hl. Meßopfer feiern konnten und besonders um die Berufung guter Priester beteten.

In El Grado - im Jugendzentrum gegenüber von unserem schönen Domizil - wurde uns noch eine hl. Messe zum Abschied von Torreciudad geschenkt, das uns zu einem lieben Ort geworden war in diesen wenigen Tagen der Besinnung, des Gebetes und der Begegnung. Dank erfüllte uns auch für alle Freude und für alle Gnade, die uns hier zuteil geworden waren, und ließ uns "verwöhnte" Wallfahrer ein weniger schönes Quartier in Montpellier "ertragen" (wieviel Mühsal hatten die mittelalterlichen Pilger auf sich genommen, um zum ersehnten Ziel zu kommen!). Gewissermaßen entschädigt, wurden wir durch eine Gruppe junger Leute, die auf dem Opernplatz in Pantomimen Sünde, Verführung durch den Teufel und Erlösung durch Christi Tod und Auferstehung darstellten - es war wie eine von außen kommende Bestätigung unserer Erfahrung.

Daß wir aus verschiedenen Gründen am Morgen keine hl. Messe haben konnten, war wohl eine Fügung des Himmels, denn das bewog uns, schnell nach Hause zurückzukehren, um in unserer Pfarrkirche, zusammen mit, den uns freudig begrüßenden "Daheimgebliebenen", eine Dankesmesse zu feiern, mit Glockengeläut, Einzug mit Kerzen, Orgelspiel und Te Deum. Gott Dank für diese Wallfahrt, für die glückliche Heimkehr, für alle Gnaden, für unsere priesterlichen Begleiter, für das gute Geleit, für die lieben Mitpilger!





Besuch des Kinderchores Permonik (ein Rückblick)

Am Jugendheim standen wir um 16 Uhr,
wo blieben denn unsere Gäste nur?
Sie kämen zwischen 16 und 17 Uhr, sagte der Pastor.
Nun, etwas Verspätung kommt schon mal vor.
Doch zu unserem Glück war bald zur Stell'
unsere liebe Dolmetscherin Isabell.
Ohne sie wär' es um uns gescheh'n
wir könnten einander nicht versteh'n.
Ein paar tschechische Worte lernten wir.
Ich kann nur noch eines wiederholen hier.
Vitamwas, so mußten wir sagen.
Doch wie behalten wir das, hörte ich fragen.
Da schließlich einer die tolle Idee bekam
und sich Vitamalz zum Merkwort nahm.
Es wurde 18 Uhr.- Das geht doch nicht an.
Wo bloß der Bus nur stecken kann?
Plötzlich dachten wir ganz schlau,
der Bus, der steckt bestimmt im Stau.
Es ist ja Ferienende hier im Land;
da sind die Staus allgemein bekannt.
Gar mancher machte ein ängstliches Gesicht.
Warum telefonieren sie denn nicht?
Das konnte nun niemand mehr kapieren,
wie kann man im Stau denn telefonieren?
Da kam endlich eilig der Herr Pastor,
und wir alle waren sofort ganz Ohr.
In Münstereifel stecken sie!
Darauf käme ich doch nie.
Das schöne Kreuzweingarten froh und frei
muß man doch kennen, selbst in der Tschechoslowakei.
Die gelben Felder, die Wiesen so bunt,
die Luft und die Wälder frisch und gesund.
Und Menschen wohnen hier, ihr lerntet sie kennen,
man kann sie bestimmt gastfreundlich nennen.
"Sie kommen", rief jemand, "der Bus ist hier!"
Gott sei Dank, ein Glück, so dachten wir.
Kaum wart ihr dem heißen Bus entronnen,
habt ihr eine kleine Erfrischung bekommen.
Herr Wattler und die Presse stand schon bereit.
Es wurde aber auch höchste Zeit.
Schließlich waren die Begrüßungsreden zu Ende,
und wir reichten uns froh die Hände.
Endlich durften wir nach Haus.
Dort ruhten wir uns erstmal aus.
Am anderen Tag lief alles wie geplant.
Ein so volles Programm, wer hätte das geahnt.
So ging es nun Tag für Tag immerzu.
Und ihr kamt bei uns kaum zur Ruh'.
Nur im Jugendheim bei Salaten und Braten,
war unsere Stimmung schon besser geraten.
Der Musikverein spielte, ihr sanget so fein,
und auf dem Waldfest wird's auch lustig sein.
Allmählich lernten wir euch kennen.
Ich möchte lobend eure Namen nennen.
Doch wollt ihr mich nach dem Dirigentenehepaar fragen,
so darf ich euch nur das eine sagen:
ich kann sie von ganzem Herzen gut leiden.
Man muß sie ganz einfach lieben, diese beiden.
Mit allen von euch geht's uns so, möcht ich glauben.
Ihr wolltet uns nie die Ruhe rauben.
Ordnungsliebend machtet ihr selbst eure Zimmer.
Solche Gäste findet man nicht immer.
So leise und bescheiden, man hörte euch kaum;
nur euer Singen schallte durch den Raum.
Bei uns in der Kirche war's ein Genuß.
Darum klatschten wir gewaltig zum Schluß.
Ihr wart in England und auch anderswo zu hören,
für uns seid ihr der beste von allen Chören.
Und was ich nun sage, glaubt ihr mir nie.
Ich habe eben eine rege Phantasie.
Ihr kamt mir alle wie Engelein vor,
mit Stimmchen aus dem himmlischen Chor.
Zum Schluß gab der Herr Pastor euch Gottes Segen,
der mög' euch begleiten auf allen Wegen.
Wir wünschen euch weiterhin viel Glück,
und denkt auch einmal an uns zurück.
Und haben wir Sehnsucht nach eurem Chor,
spielen wir uns die Schallplatten vor.

Wenn wir morgen am Bus steh'n und winken,
wird noch so manches Tränchen blinken.
Doch heute sind wir noch froh und heiter,
leider weiß ich aber jetzt nicht mehr weiter.
Darum geb' ich euch zum Schluß
einen ganz lieben Abschiedskuß.


Der Permonik-Kinderchor gastierte auch in der Kurstadt Bad Münstereifel: Der Erfolg war, wie überall, überwältigend.



Kräuterwanderung und Krockwösch

Seit einigen Jahren lebt bei uns die Tradition der Kräuterwanderung. Es waren zuerst die Meßdiener, die die Kräuter sammelten und nach der Kräuterweihe an "Maria Aufnahme in den Himmel" den Gläubigen kleine Kräutersträußchen aushändigten. Inzwischen erfreut sich dieser Brauch großer Beliebtheit. Auch weiterhin kümmern sich unsere Kinder im liturgischen Dienst um die Gestaltung dieses Tages. Die Meßdiener holen ziemliche Mengen Heilkräuter, die leicht zu finden sind, unter sachkundiger Anleitung von Rektor Chavet aus den Erftauen: Schafgarbe, Rainfarn, Kamille, Beifuß etc. Die Blumengruppe schmückt die "Kräutermadonna" und stellt viele kleine Sträußchen zusammen. In jedem "Krockwösch" sind mindestens sieben Kräuter, wobei hier schon seltenere Heilkräuter anzutreffen sind.


Frau dr. Klemme in ihrem Element: Hier erklärt sie das Hirtentäschl

Seit vier Jahren aber geht eine eigene Kräuterwanderung vor dem 15. August durch die Wiesen und Felder der Umgebung. Unter der charmanten wie fachkundigen Anleitung von Frau Dr. Klemme lernt die Gemeinde seltenere Kräuter und ihre Anwendungsbereiche kennen: Arnika, Beinwurz, Frauenmantel, Odermennig, Thymian, Wegwarte, Wiesengeißbart und viele andere mehr.

Die Wanderungen sind immer sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Dr. Klemme hat uns für nächstes Jahr nicht nur eine Kräuterwanderung versprochen, sondern sich bereit erklärt, mit Interessierten verschiedene Kräutersuppen zu kochen. Ob auch eine Verjüngungskur dabei ist?


Auch die Kinder sind mit Ernst bei der Sache



Der Himmel hängt voller Geigen und die Erde voller Fettnäpfchen

Eine der starken Seiten unseres Pfarrlebens (eine von vielen) ist das musikalische Engagement. Advents- und Fastenkonzerte, musikalische Krippenmeditation, musikalische Spätabendandacht, musikalischer Vespergottesdienst, Marienlob im Mai, Jugendmessen, Kinderchor, Cäcilienfest, Dekanatssingen, geistliches Orgelkonzert und die vielen vom Kirchenchor gestalteten Festtagsmessen.

Es ist schon eine ziemliche musikalische Dichte, die sich da offenbart. Das alles will geplant und durchorganisiert sein. Sicher, am Anfang war vieles Improvisation. Ich erinnere mich noch an die erste "musikalische Spätandacht" am 1. November 1986, als wir zwar schon wußten, wer alles mitwirkte (wenigstens war das drei Tage vorher klar), wir aber noch keine Ahnung hatten, was, wann, wie sie laufen sollte. Eine Sopranistin war dabei; zwei Tage vorher zeigte sich, daß ein Baßbariton im Haus Hardtberg zu einer Tagung kam (Renato Girolani), dem man noch schnell Noten besorgen mußte und Orgelauszug etc. Ja, und Norbert war zu allem bereit und in der Lage. Mit Hilfe eines Arbeitsessens eine Stunde vor Beginn - nachher kam das Einsingen der beiden Sänger - stand dann auch das Programm. Ich wußte auch endlich, worüber ich die beiden Meditationen halten sollte.

Die Improvisationsfähigkeit haben wir uns erhalten. Man denke an den tragischen Tod Ediths, als einer Kammersängerin abgesagt werden mußte. Die Meditation ging über Hiob; Norbert konnte am Tag vorher noch passende Orgelstücke finden.

Später gab es auch Probleme mit plötzlichen Erkrankungen. An Improvisationskunst übertraf uns nur noch der Kinderchor aus Karvina in diesem Sommer. Frau Seinerova (die Chorleiterin) konnte mitten im Konzert die Stücke auswechseln (klar bei solchen perfekten Stimmen - und trotzdem...), was die Ansagerin wenigstens kurz vor der Ankündigung der Stücke gesagt bekam. Von den Zuhörern hatte niemand etwas bemerkt. Das Programm war dann halt verkürzt... Peinlich nur in Bad Neuenahr, wo der Zeitungskritiker den Chor in allen Höhen lobte und sachlich perfekte Kommentare im "Musikerdeutsch" auch zu jenen Stücken gab, die zwar im Programm standen, aber gar nicht gesungen worden waren...

Aber mit Improvisationen kommt man heutzutage nur dann weiter, wenn die Planung perfekt stimmt, wobei es immer noch passieren kann, daß der Chorleiter seine Noten zu Hause liegen läßt und sich auswendig "durchschwimmen" muß (Weihnachten 1988). Aber die Planungen sind jetzt schon sehr genau. Wir wissen heute schon, daß Schümers Meisterchor am 15. September 1991 zu uns kommen wird, daß das Adventskonzert am 15. Dezember 19.91 stattfinden wird, daß die einzelnen musikalischen Andachten bleiben werden, daß der Kinderchor 15mal im Jahr singen wird usw. Nur manchmal braucht man ein bischen Glück: wenn das Programmheft für die Zuhörer kopiert werden soll, eine Stunde vor Beginn des Konzertes, und der Kopierer streikt.

Das Vorhandensein der vielen geistlichen Konzerte und musikalischen Kostbarkeiten in und außerhalb der hl. Messe kann man freilich nicht mit Improvisation erklären, ob es nun ein Orgelkonzert mit Cello ist, ein Gitarrenduo, ein Trio für Geiger, das Bonner Streichquartett, ein Chor aus Italien oder der Tschechoslowakei oder aus Werl, ein Blasorchester aus Basingstoke, ob es Künstler sind wie Brigitte Wollenweber oder Elisabeth Kuhl, ob Schümer, Rolle oder Henkes, Neuens oder Leefers, Suhrenkamp oder Burfeidt. Ohne viel Planung und ohne Ideen und Mitdenken vieler aktiver Pfarrgemeindemitglieder wäre da nicht viel auszurichten.

Zusammengefaßt: auch die musikalische Seite unseres Pfarrlebens ist in einer guten Entwicklung. Die drei existierenden Chöre haben mit ihrer "Knochenarbeit" während des Jahres alle Achtung verdient - sogar über den Rand unseres Dekanats hinaus. Die Leckerbissen kommen dann wie die Perlen des Rosenkranzes. Letztes Husarenstück: Drei Alphörner in der Kirche bei der Vorabendmesse an St. Hubertus (nachgefeiert). Kein Alptraum - sondern ein Alphornkonzert auf dem heiligen Berg. Und wie viele Hochzeiten mit Kammersängern, mit Querflöten und Waldhörnern hat das Kirchlein schon erlebt! Eine Hochzeit vor drei Jahren war so schön (Solosängerin, Geige, Querflöte etc.), daß ich voller Freude über die schöne Musik vergaß, die Trauzeugen zum Unterschreiben zum Altar zu bitten. Dies nachholend sagte ich laut durchs Mikrophon: "Die Trauzeugen möchten doch bitte ihre drei Kreuzchen machen - in der Sakristei." Ich verspreche, daß ich so etwas nie wieder sagen werde. Denn als die beiden in die Sakristei kamen, nahm mich einer beiseite und meinte: "Ich muß Ihnen sagen, der andere Herr ist Analphabeth - aber er kann wunderbar singen"...


Am 11. November waren die Burgauer Alphornhläser bei uns zu Gast in der Pfarrkirche


Jubiläumspfarrbrief 750 Jahre Rheder - „Dicker Pfarrbrief“ der Pfarrei Heilig Kreuz


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